Ingolstadt
Gegen die globale Schieflage

Vorpremiere: Max Uthoff mit "Moskauer Hunde" in der Neuen Welt

17.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:07 Uhr
"Moskauer Hunde" heißt das neue Programm von Max Uthoff. −Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Max Uthoff, beim ZDF Leiter der dortigen "Anstalt", hat ein neues Bühnenprogramm. Es heißt "Moskauer Hunde" und feiert am 29. September in München Premiere. In Ingolstadt kann man es bereits zwei Wochen vorher sehen. Was für ein Glück, dass es hier die Neue Welt gibt, die namhafte Kabarettisten immer wieder liebend gerne für Vorpremieren nutzen, um noch letzte Hand anzulegen und das neue Werk dem Härtetest zu unterziehen.

Er verspüre zunehmend Unlust, sich mit tagespolitischem Unfug zu beschäftigen, sagt Max Uthoff, nimmt also folglich das große Ganze ins Visier und holt in den folgenden zwei Stunden aus zu einem gigantischen Rundumschlag gegen Globalisierung, Neoliberalismus, Kapitalismus, Faschismus, Fremdenfeindlichkeit und Demokratie. Ja, auch gegen die Demokratie, denn sie sei ja nun mal die Herrschaftsform der Besitzenden, die die Reichen vor den Armen schütze.

Uthoff, selbst gelernter Jurist, hält ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die globale Schieflage und macht sich immer wieder zum Anwalt derer, die keine Chance haben, die mit bloßen Händen im von uns exportierten, hochtoxischen Giftmüll wühlen, die wir im Urlaub als bemitleidenswerte Eingeborene fotografieren. Und zuhause kaufen wir dann wieder T-shirts für einen Euro fünfzig, obwohl wir ganz genau wissen, was das für die Näherinnen in der dritten Welt bedeutet. - Dass gerade dieses Beispiel aktuell für Ingolstadt angesichts eines seit neuem hier ansässigen Billigtextil-Discounters so hervorragend passt, kann Uthoff zwar nicht wissen, wohl aber die Anwesenden in der Neuen Welt.

Natürlich kann sich Uthoff auch beim neuen Programm auf seine Talente verlassen. Nach wie vor ist er messerscharfer Analytiker, akribischer Rechercheur, Meister der rasanten, geschliffenen Sprache, glänzender Satiriker und bei Bedarf auch ein zynischer Zeitgenosse, der es sich durchaus leistet, mal einen Politiker so richtig und aus ganzem Herzen zu verachten und ihm dies auch verbal mitzuteilen.

Was aber hat das alles mit dem Titel "Moskauer Hunde" zu tun? - Nun, die hätten sich angewöhnt, nicht auch noch mit dem Schwanz zu wedeln, wenn man sie tritt, sagt Uthoff. Und weil man mitunter durchaus von Tieren lernen könne, sogar von Hunden, die er eigentlich leidenschaftlich hasse, legt er seinem Publikum nahe, nicht auch noch denen zu applaudieren, die sie peinigen.

Die Frage, was denn inhaltlich noch zu ändern sei, bevor das Programm endgültig auf die Bühnen der Republik geht, erübrigt sich. Lassen Sie's, wie's ist, Herr Uthoff! Es passt alles und wir haben uns bei aller Nachdenklichkeit glänzend amüsiert. Bei Ihnen lacht man über Dinge, die eigentlich zum Heulen sind. Und das ist gut so und ja doch der eigentliche Grundgedanke jeden Kabaretts.

Die nächste Folge der "Anstalt" wird am 25. September um 22.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

Karl Leitner