Ingolstadt
Frauen-Quintett ohne Starallüren

In Bluegrass und Acoustic Country sind Musikerinnen eindeutig auf dem Vormarsch: Midnight Skyracer erobern die Neue Welt

18.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:17 Uhr
Herzerfrischende Ansage, wunderbare Musik: Midnight Skyracer in Ingolstadt. −Foto: Foto: Knobloch

Ingolstadt (DK) Nicht umsonst läuft das Bluesfest Ingolstadt unter dem Motto "Blues and More" - diesem More war der Abend mit der fünfköpfigen Band Midnight Skyracer gewidmet. Sie bezeichnen ihre Musik als "Anglo-Irish Girl Power Blue-grass" und haben damit nicht zu viel versprochen!

Erst zu Beginn 2017 überhaupt gegründet, erweist sich das Frauen-Quintett als wahre Perle im diesjährigen Programm. Natürlich und ohne jegliche Starallüren erobern die herausragenden Musikerinnen das Publikum in der Neuen Welt. In ihrem Repertoire finden sich traditionelle Bluegrassnummern neben unbekannteren Stücken bekannter Interpreten und bereits eine ansehnliche Anzahl an Eigenkompositionen. Midnight Skyracer spielt in der klassischen Bluegrass-Besetzung mit Charlotte Carrivick an der Akustikgitarre, Leanne Thorose an der Mandoline, Eleanor Wilkie am Kontrabass, Tabitha Agnew am Banjo sowie Laura Carrivick mit der Fiddle, die auch ab und an zur Dobro wechselt, einer mit Steelbar gespielten Resonator-Gitarre.

Tatsächlich passt es wunderbar, wenn eine britisch-irische Band sich mit Bluegrass beschäftigt, liegen doch dessen Wurzeln im anglo-keltischen Raum - heute ist die Stilistik fest im Südosten der USA verankert. Wunderbar harmonieren nicht nur die virtuos gespielten Saiten-Instrumente sondern auch die Stimmen der jungen Musikerinnen. Die Zwillingsschwestern Laura und Charlotte Carrivick glänzen vor allem mit ihrer Zweistimmigkeit und im Chor mit den Leadvocalistinnen. Leanne Thorose begeistert als Powerhouse-Sängerin mit ihrer rockig-gradlinigen Stimme, und die gerade erst 19-jährige Tabitha Agnew umschmeichelt die Zuhörer mit ihrer kehlig-warmen Gesangskunst. Egal ob Songs von Bill Monroe, Alison Krauss oder ein paar weniger bekannten Künstlern - Midnight Skyracer besitzt die Fähigkeit, ganz besondere Nummern für sich zu entdecken und daraus ein vom Anfang bis zum Ende rundes Konzertprogramm zu gestalten. Dazwischen beleben die fünf Musikerinnen auf ihrer ersten Deutschland-Tournee den Abend mit herzerfrischenden Ansagen, vor allem wenn es um die Hintergründe ihrer selbst geschriebenen Stücke geht. So wurde beispielsweise das Instrumental "Spinous Shark" von einem Gemälde inspiriert oder "They want to go" von der fünfjährigen Tochter der Bass-Spielerin. In "Virginia Rose" geht es um eine Kuh, die als Pferde-Ersatz herhalten muss, und "So long, Goodbye, We're Through" spricht für sich selbst. All diese Titel befinden sich auf dem erst vor kurzem erschienen ersten Album der Midnight Skyracer.

Wenn die fünf Power-Girls so weitermachen, wird ihnen bestimmt ein erfolgreicher musikalischer Weg beschieden sein!
 

Sandra-Isabel Knobloch