München
Fast schon zu perfekt

Shania Twains Hochglanzshow in München

07.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:35 Uhr

München (DK) Das Leopardenmuster gibt den Ton an.

Auf den T-Shirts am Merchandise-Stand zum Beispiel, an dem sogar die langen Leopardenhandschuhe, die Shania Twain auf dem Cover der aktuellen CD "Shania Now" trägt, zu kaufen sind. Und auch den riesigen Bühnenvorhang ziert das markante Muster. Doch es bleibt an diesem Abend am Ende nur der Raubkatzen-Look. Die Kanadierin selbst zeigt musikalisch eher selten die Krallen und liefert eine fast schon zu geschliffene Hochglanzshow ab.

Zum Auftakt beweist der Schweizer Singer-Songwriter Bastian Baker aber erst mal Mut, als er allein vor den Vorhang tritt und seine Nummern zum Besten gibt. In einer knappen halben Stunde redet Baker aber etwas viel und übertreibt mit Animationen, darunter ein Oktoberfest-Part mit "Zicke zacke . . . ".
Zu "We Will Rock You" vom Band nimmt Shanais Schlagzeugerin auf einer kleinen Bühne im hinteren Teil der gut gefüllten Olympiahalle Platz und den Beat des Queen-Hits auf. Dazu erscheint Diva Twain im langen silbernen Kleid mit Glitzercowboyhut und schreitet die Ränge herab und durch die Arena.

Trotz Hut ist das erste Stück "Life's About To get Good" weniger Country als lupenreiner Pop, der von knalligen und bunten Farben auf diversen gigantischen Würfeln untermalt wird. Passend zu "Up! " aus dem Jahr 2002 besteigt die mehrfache Grammypreisträgerin einen dieser Würfel über eine Leiter, wird mit einem Gurt gesichert und entschwebt nach oben. Die Quader, die immer wieder als Video- und Farbprojektionsflächen dienen, bieten auch den anderen Musikern Platz. Gitarristen, Violinisten und Schlagzeugerin logieren hier in unterschiedlichen Höhen.

Im hoch geschlitzten Kleid zeigt Twain Haut und Hits wie "Don't Be Stupid (You Know I Love You)" und "That Don't Impress Me Much" von der 1997er-LP "Come On Over", die gleich mehrere Rekorde verbuchen kann: meistverkauftes Country-Musik-Album, meistverkauftes Studio-Album eines weiblichen Acts und meistverkauftes Album aller kanadischen Sängerinnen und Sänger.

Was zu Beginn etwas zu sehr wie Hochglanz-Revue ohne große Emotion wirkt, wird aber doch noch herzlich. Und fannah, als die häufig ihre Outfits wechselnde Sängerin eine Gruppe junger Mädchen aus München, Würzburg und Bayreuth zu Umarmungen, Small Talk und Selfies auf die kleine Plattform holt. Emotional ist auch die kleine Reise durch frühere Musikvideos, die sich die Kanadierin mit einem Glas Sekt und einer Fernbedienung in der Hand hinter dem Vorhang ansieht. Dieser ist immer wieder dank seiner Transparenz für allerlei (Leoparden)Effekte gut.

Für zwei Duette darf der Schweizer Support-Act im Oktoberfestlook zurückkehren, bevor Shania Twain mit Band das Konzert nach knapp zwei Stunden souverän zu Ende bringt.

Martin Buchenberger