Erlangen
"Wie ein buntes Mixtape"

Klassiker, Evergreens und Newcomer: Kunstpalais Erlangen zeigt in "Greatest Hits" Werke aus der Sammlung

04.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:07 Uhr

Vielseitig: Das Kunstpalais Erlangen zeigt in einem umfassenden Querschnitt aus seinem Fundus unter anderem Juergen Tellers Fotografie "Gisela Teller's 70th Birthday Party, Hannover 2015" (links), "Electric Chairs" von Andy Warhol (rechts oben) und "Metapher Zahl" von Rupprecht Geiger - Fotos: Juergen Teller, The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. /Licensed by Artists Rights Society (ARS), New York, VG Bild-Kunst, Bonn 2017, Schilden

Erlangen (DK) "Greatest Hits" heißt die aktuelle Ausstellung im Kunstpalais in Erlangen, die einen Überblick über die städtische Sammlung mit rund 4500 Werken bietet. Jolanda Bozzetti hat gemeinsam mit Amely Deiss, der Leiterin des Museums für zeitgenössische Kunst in der Hugenottenstadt, die im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt bis 2014 gearbeitet hat, die Ausstellung konzipiert.

Wir haben mit Jolanda Bozzetti über verborgene Schätze und Lieblingswerke aus der städtischen Kollektion gesprochen.

 

Frau Bozzetti, wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Ausstellung unter dem Titel "Greatest Hits" zu machen?

Jolanda Bozzetti: In der Sammlung der Stadt Erlangen schlummern Schätze, die man dort überhaupt nicht vermutet. Wir wollten in diese Schatzkiste greifen und daraus die besten Stücke wie auf einem "Greatest Hits"-Album gemeinsam in einer Ausstellung zeigen. Wir nehmen die Analogie zur Musikbranche dabei wirklich ernst. Wir wünschen uns einfach mehr Leidenschaft bei der Kunstbetrachtung. Gerade in der modernen Kunst haben viele Leute leider immer noch Berührungsängste. Diese wollen wir mit dem Titel der Schau abbauen.

Und wie ist der Musikbezug?

Bozzetti: Wenn man sich ein gutes Album mit den besten Titeln einer Band anhören will, muss man doch auch kein Musikexperte sein. Man kann auch als Laie die Kunst genießen. Wir wollen in diesem Sinne zum puren Genuss einladen. Unsere Ausstellung kann man sich wie ein gutes Mixtape, das man früher mit seinen Lieblingshits für Freunde am Kassettenrekorder aufgenommen hat, einfach mal mit Spaß und ohne Vorurteile anschauen.

 

Was war Ihnen wichtig bei der Zusammenstellung ihrer "Best of"-Ausstellung?

Bozzetti: Natürlich ist eine Auswahl immer subjektiv und persönlich. Wir wollen, dass die Besucher die Ausstellung auf sich wirken lassen. Wir haben bei der Durchforstung der Sammlung einige Schätze ausgegraben, die wir unbedingt zeigen wollten. Wie bei einem echten "Greatest Hits"-Album sind echte Klassiker und Evergreens wie von Andy Warhol dabei. Wir haben aber auch weniger bekannte Newcomer und Neuentdeckungen wie Lilly Urbat ausgewählt. Wir wollten einen kompletten Querschnitt der städtischen Sammlung mit über 4500 Werken zeigen. Von den ersten Ankäufen in den 70er-Jahren bis zu den neuesten Ankäufen ist alles dabei. Wir wollten die Lebendigkeit der Sammlung zeigen. Die Auswahl ist uns dabei wirklich nicht leichtgefallen.

 

Wenn Sie die Sammlung mal beschreiben könnten. Wurde hier gezielt gesammelt oder eher nach Kassenlage eingekauft?

Bozzetti: In der städtischen Sammlung ist das Who is who der Kunstgeschichte der Nachkriegszeit dabei. Da brauchen wir uns mit der Sammlung wirklich nicht zu verstecken. Auch wenn wir keine großen Gemälde oder teuren Einzelwerke vorweisen können, sind alle wichtigen Strömungen und Stile von den 50er-Jahren bis heute vertreten. Wir haben neben Werken von bedeutenden internationalen Künstlern auch eine Reihe wichtiger regionaler Künstler in der Sammlung wie beispielsweise den Erlanger Bildhauer Heinrich Kirchner oder den Erlanger Fotografen Juergen Teller.

 

Und was gibt es noch zu sehen?

Bozzetti: Tatsächlich ist die Sammlung sehr weitsichtig und sehr mutig von Herrn Fischer aufgebaut worden. Es gibt auch Werke, die sich erst heute als wahrer Schatz entpuppt haben wie ein Werk von Marina Abramovic, deren Werke heute auf Kunstauktionen zu Höchstpreisen gehandelt werden. Wir zeigen auch mit "Men in the Cities" von Robert Longo ein absolutes Highlight der modernen Kunstgeschichte und einen meiner ganz persönlichen Favoriten.

 

Welche jüngsten Erwerbungen der städtischen Sammlung stellen Sie aus?

Bozzetti: Eine der bedeutendsten Neuzugänge der letzten Zeit ist eine Schenkung von Juergen Teller. Nach unserer sehr erfolgreichen Einzelausstellung in diesem Jahr hier im Kunstpalais hat uns der weltweit gefeierte Erlanger Fotograf eine umfangreiche Serie vermacht. Bei der aktuellen Ausstellung präsentierten wir zum ersten Mal einen Teil der Werke dieser Schenkung von Juergen Teller.

 

Zusätzlich haben Sie die Ausstellungsräume in elf Farben angemalt. Braucht moderne Kunst mehr Farbe?

Bozzetti: Ja (lacht)! Wir wollten die Schau so farbig wie das Cover eines bunten Mixtapes gestalten. Wir haben die Schau deshalb nicht nach Stilen oder Epochen geordnet. Wir haben uns sowohl in der Auswahl wie auch in der Zusammenstellung der Werke von persönlichen Stimmungen leiten lassen. Wir haben uns ganz banal die Frage gestellt, welche Künstler passen in einem Raum gut zusammen. Zusätzlich haben wir jeden Raum mit unterschiedlichen Farben angemalt. Dadurch sind spannende Effekte entstanden. Vor weißen Wänden hätten sich diese Spannungen wohl nicht ergeben.

 

Welches Ziel verfolgen Sie mit der Schau?

Bozzetti: Wir wollen die Bedeutung und den Reichtum der hiesigen Sammlung zeigen. Erlangen ist eine Stadt der modernen Kunst. Das zeigt die Sammlung eindrucksvoll.

 

Das Gespräch führte Nikolas Pelke.

 

Kunstpalais Erlangen, "Greatest Hits", bis 11. Februar, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 20 Uhr. Weitere Informationen unter www.kunstpalais.de.