Ingolstadt
Entdeckung in Farbe

Die Ausstellung im MKK über Marie-Luise Heller ist die Würdigung einer außergewöhnlichen Künstlerin

16.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:56 Uhr
  −Foto: Fotos: Eberl, oh

Ingolstadt (DK) Jetzt ist das ganze Museum bunt. Farbe treppauf, treppab. Zwei Stockwerke füllt der franco-venezolanische Künstler Carlos Cruz-Diez mit seinen verblüffenden, changierenden Arbeiten.

Und im Erdgeschoss des Museums für Konkrete Kunst Ingolstadt (MKK) sind nun die knallbunten Objekte und Wandarbeiten von Marie-Luise Heller (kleines Foto) ausgestellt. Es ist eine Geburtstagsausstellung, eine Würdigung, aber auch eine Entdeckung einer bemerkenswerten Künstlerin und beeindruckenden Frau, die lange eher ein Schattendasein in der Kunstwelt führte, auch wenn sie bundesweit und international ausgestellt hat. Marie-Luise Heller, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre und die 2009 in Augsburg gestorben ist, gehörte zu einer Generation von Künstlerinnen, die sich in der männerdominierten Kunstszene nur schwer durchsetzen konnten, die vom Kunstmarkt und den Ausstellungsmachern, aber auch von der Kunstwissenschaft Jahrzehnte einfach übersehen wurden, denen der bahnbrechende Erfolg wegen ihres Geschlechts und eines althergebrachten Rollenverständnisses verwehrt blieb.

Marie-Luise Heller, 1918 in Worms geboren, war jedoch kein Mauerblümchen an der Staffelei und im Atelier. Im Gegenteil. Claudia Weil, Galeristin aus Friedberg bei Augsburg, aus deren Fundus die wunderbaren Werke stammen und die Marie-Luise Heller persönlich gekannt hat, zeichnete bei der Vernissage das Bild einer selbstbewussten Frau. "Weltgewandt, streng wirkend, elegant auf ganz eigene Weise, gewitzt und gebildet", sei Heller gewesen. Die etwa, weil sie es sich in den Kopf gesetzt hatte, Pablo Picasso persönlich zu treffen, 1939 nach Paris gereist ist - mit Erfolg. Die ab 1941 an der Städelschule in Frankfurt und ab 1948 an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert hat. Und die sich konsequent vom Figurativen zum Abstrakten entwickelte, von Op-Art und Pop-Art inspirieren ließ und dabei ganz eigenständige, experimentelle Ausdrucksmöglichkeiten fand. Etwa die Wandarbeiten aus flüssigem und gefärbtem Plexiglas, mit Filzstift kombiniert. Oder die äußerst präzise gefertigten Objekte aus doppeltem Acrylglas und knallig buntem Sprühlack, die sich je nach Lichteinfall oder der sich verändernden Positionen des Betrachters wandeln. Es sind farbig leuchtende Werke, Kompositionen aus Gittersystemen, Linien und Spiralen, Geflechten oder ineinander verschlungenen Bändern, die mit der visuellen Wahrnehmung spielen.

Die Ausstellung, die von Alexandra Liebherr kuratiert wurde, zeigt einen überzeugenden Querschnitt durch das Werk und rückt Marie-Luise Heller, die in den vergangenen Jahren in Gruppenausstellungen etwa in Berlin, Basel oder in Holland zu sehen war, auch in Ingolstadt ins Bewusstsein und in den Blick der Besucher.

Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt: Marie-Luise Heller, bis 17. Juni, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Weitere Informationen unter www.mkk-ingolstadt.de.

Katrin Fehr