Ingolstadt
"Eine harte Auswahl"

Der BBK zeigt seine Jahresausstellung in der Ingolstädter Harderbastei

06.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:54 Uhr
Höchst unterschiedliche Kunstwerke zeigt der BBK in seiner Jahresausstellung. −Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Mehr als 1000 kleine Bleche und rund 2000 Schrauben hat Stefan Pautze zu seiner Edelstahl-Installation CAST Rhomb 6-7.12.7 verarbeitet.

Sie ist eins der auffälligsten Exponate der Jahresausstellung des Berufsverbands bildender Künstler (BBK) Oberbayern Nord und Ingolstadt.

So verschieden wie die 36 ausstellenden Künstler sind deren insgesamt 77 Werke, die unter dem weitgefassten Titel "aktuell" in der Harderbastei zu sehen sind. Da kontrastiert die filigrane kleine Skulptur "Geistiger Schöpfer" von Serio Digitalina im Glaskasten mit der nicht nur wesentlich größeren, sondern auch abstrakteren Steinfigur "Berta" aus der Bildhauerwerkstatt Konrad Rischs. Viktor Scheck mahnt mit "fallen die Vögel tot vom Himmel", während Karin Roths "Zeitfenster (Pyramide)" in kräftigem, strahlendem Blau, abgesetzt mit zarten Goldfäden, in sich ruht. Sobald der Betrachter die Augen zusammenkneift und sich auf das Bild konzentriert, werden die Pyramiden dreidimensional. Ein faszinierendes, farbenfrohes Werk, mit dem die Königsmooser Künstlerin konkret bleibt, aber ihre strenge Schwarz-Weiß-Phase unterbricht.

Unverwechselbar aus der Feder von Elisabeth-Anna Jung, aber überraschend dezent in Lehmfarben mit dem Hintergrund harmonisierend "Das Thanner Lehm Huhn", gemalt in Mischtechnik mit Lehm aus dem Geburtsort der Künstlerin. Wie Häuser aus der Luft betrachtet wirken "Das weiße Quadrat II" und "Das weiße Rechteckt", die Aleksandra Lung aus Holz und Acryl gestaltet hat. Helene Charitou setzt faszinierende Konglomerate in Öl auf Leinwand, die an stark vergrößerte Elemente aus der Natur erinnern und mal in sich geschlossen sind, mal über den Bildrand hinausdrängen. Fallende Blätter lassen sich mit etwas Fantasie in "Herbstlüfte" von Angelika Schweiger erkennen, an afrikanische Ebenholzfiguren erinnern Tanja Röders Alu Dibond-Werke, die beide den Titel "Torso" tragen. Leonore Weiß' kleine Holzschnitte "Weißwasser" behaupten sich tapfer neben Werner Kapfers Großformaten "Gelbe Präsenz" und Gelbe Reminiszenz" an der Stirnseite der Harderbastei.

Die meisten Werke sind abstrakt. Mehr oder weniger detaillierte Porträts tragen Simone Strasser, Agnes Krumwiede, Ute Grönheim und Susanne Pohl bei. "Völlige Leere" nennt BBK-Geschäftsführer Stefan Wanzl-Lawrence sein Ölbild, das zwei Frauen in einem mystischen Wald zeigt. Ein Werk, das Fragen aufwirft, beispielsweise wie die völlig unbeteiligt blickenden Frauen zueinander stehen.

Die Jury habe es sich nicht leicht gemacht, betont Werner Kapfer, "dass die Ausstellung so luftig und leicht gehängt werden konnte, hat seinen Preis - eine harte Auswahl". Wert gelegt hat die Jury nicht nur auf die Qualität der einzelnen Exponate, sondern auch den Gesamteindruck der Ausstellung. Dass sie themenfrei ausgeschrieben wurde, begründet der Vorsitzende damit, dass keine Werke entstehen sollten, die später in der Schublade landen. Vielmehr sollten die Künstler Gelegenheit haben, Werke zu zeigen, die aus ihrer fortlaufenden Arbeit stammen. So sind Vielfalt und Aktualität - kein Exponat ist älter als drei Jahre - Trumpf in der zweigeteilten BBK-Ausstellung.

Im kleinen Kabinett zeigen Hans Dollinger und Thomas Neumeier "Aktuelles aus der Hopfenpresse", mit deren kreativer Hilfe sie faszinierende Schablonen-, Bürsten-, Draht-, Gummimatten- oder Kokosmattendrucke erzeugen. Keiner gleicht dem anderen, da die Maschine ebenso unpräzise arbeite wie der Mensch, wie die beiden Künstler im amüsanten Interview mit Kapfer erläutern. So präzise wie die Mathematik dagegen Stefan Pautzes "Cast Rhomb 6-7.12.7", die nach einer Vektorgrafik-Vorlage entstanden ist. Der Elektrotechniker und Künstler vereint damit zwei Herzen in seiner Brust.

Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, 26. Mai, jeweils Donnerstag und Freitag von 16 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 20 Uhr zu besichtigen, Eintritt frei.

Andrea Hammerl