Ingolstadt
Eine Entdeckung

Sonja Habla stellt im Atelier von Ben Muthofer in Ingolstadt aus

05.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:34 Uhr
  −Foto: Fehr

Ingolstadt (DK) Im vergangenen Jahr hat Ben Muthofer sein Atelier geöffnet, hat anlässlich seines 80. Geburtstages vielen Besuchern die Möglichkeit gegeben, dieses weitläufige Gebäude mit einer Fülle an Kunstwerken sowie japanischer Buche und Bambus im Garten kennenzulernen.

Staunend durch den weißen Stelenwald in der imposanten Halle zu wandeln und die Vielfalt des Werks des konkreten Künstlers zu erleben. Eine inspirierende Kunst- und Naturoase.

Nun heißt es an der Peisserstraße 5 in Ingolstadt erneut: Tür auf, bitte einzutreten. Der Meister der Faltung hat Sonja Habla eingeladen, bei und mit ihm auszustellen. Die Ingolstädter Künstlerin, die bislang vor allem gemalt und raffinierte Schmuckunikate kreiiert hat, geht neue Wege. Sie hat die Liebe zu ganz besonderen Materialien entdeckt: Schaumstoff in allen möglichen Variationen, Nägel, Schrauben, feine Kabel, wattierte Steckrohre. Ein buntes Sammelsurium. Sie gehe auch lieber in den Baumarkt als zum Shoppen, bekennt Habla schmunzelnd. Dort findet sie all das, was ihr Herz begehrt. Auch Styropor. Den spröden weißen Werkstoff verwandelt sie in verblüffende Objekte. Sie schneidet mit sicherem Gespür für Form und Material mit Thermodraht Klötze und Gitter, Kugeln und Muster, taucht in Farbe - weiß, grau, knallgelb, knallrot - oder in Schwarz, schneidet messerscharfe Linien, schafft fedrige Steckwände oder kompakte Skulpturen aus geometrischen Formen.

Das erinnert mal an verkohltes Holz oder an brüchigen Beton, mal an grauen Stein. Aus banalem Alltagsmaterialien werden komplexe Strukturen und Oberflächen. Etwa aus flauschig isolierten Rohren ein dichtes Gefüge oder aus Schaumstoff feine Faltungen. Raffiniert ist aber auch das großformatige Exponat aus grob geraspelter Baumrinde, kombiniert mit schwarzen Hülsen und Zahnstocher, ein Hingucker allemal die graue Kugel mit weißen Nägeln - Styropor mit Golftees.

Ben Muthofer, dessen Werke im Ingolstädter Stadtbild vertreten sind, und der ein großes Konvolut an Werken der Ostdeutschen Galerie in Regensburg überlassen hat, ist von Sonja Hablas Kunst begeistert, wie er bei der Vernissage erfreut sagt. Eine Künstlerin mit großem Potenzial.

Er selbst hat bezugnehmend auf die Arbeiten Hablas bei dieser Ausstellung auf sein gewohntes Material - Stahl oder Aluminium - verzichtet. Die neuen weißen und schwarzen Miniaturplastiken scheinen nicht nur federleicht, sondern sind es in diesem Fall tatsächlich auch. Doch die visuelle Täuschung bemerkt der Betrachter erst bei genauerem Hinschauen - oder wenn Muthofer es verrät.

Die Ausstellung an diesem Kreativort ist ein doppeltes Kunstvergnügen. Zu entdecken sind erneut die Stringenz und Experimentierfreudigkeit, mit der Muthofer die Form auf ein Minimum reduziert - bei einem Maximum an ästhetischer Wirkung. Und Sonja Hablas Werke sind eine wahre Entdeckung.

Atelier Muthofer, Peisserstraße 5, Rückgebäude, Ingolstadt, bis 28. Oktober, Besichtigung nach telefonischer Absprache jederzeit möglich. Ben Muthofer: (0841)9610007 oder Sonja Habla: (0176)64447257.

Katrin Fehr