Ingolstadt
Ein großes Vergnügen

20. Ausgabe von "Wer dablost's?" mit Roland Hefter, Stefan Wagenhubinger und Jens Rohrer

11.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:22 Uhr
  −Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Die Mischung macht's bei "Wer dablost's?". Zur 20. Jubiläumsausgabe gibt es Kostproben aus "Opernwerke - besser ohne Gesang" von Andreas Martin Hofmeir (Tuba) und Andreas Mildner (Harfe), dazu Literarisches, Balladen und satirisches Kabarett von den Gästen.

Die kommen natürlich nicht umhin, ihr Talent als Tubist unter Beweis zu stellen. Willig versucht sich Jens Rohrer, der "Che Guevara der Ingolstädter Literaturszene", an Rosalinde, Hofmeirs übelriechender Tuba-Antiquität. Liedermacher Roland Hefter als altem Trompeter gelingt das Kunststück recht gut, dem Instrument einigermaßen passende Töne zu entlocken, während Kabarettist Stefan Waghubinger das Unvermeidliche durch Reden hinauszuzögern versucht. Natürlich vergeblich - sehr zum Vergnügen des Publikums in der gut besuchten Halle neun in Ingolstadt.

Das kommt auch sonst auf seine Kosten. Atemberaubend die Carmen-Fantasie für Flöte von François Borne, frei nach George Bizet. In der Opernparaphrase darf der Tubist alles nachholen, was der Harfenist ihm an Tönen aus den anderen Stücken voraushat. Wunderschön das Intermezzo aus der Cavalleria rusticana, das Hofmeir respektlos als Schrankschiebemusik bezeichnet. Musikalisch kann es da nur abwärts gehen. Doch nachdem Hofmeir selbst in Ingolstadt "von Opern relativ unbelastet aufgewachsen" ist und sein Ingolstädter Publikum zu kennen meint - Proteste programmiert und erwünscht - verspricht er, die Qual der Oper sei vorbei, "jetzt wird's lustig".

Den Höhepunkt des Abends bringt der dritte Gast. Stefan Waghubingers spitze, hintersinnige Pointen sind erstklassig, ob er nun beklagt, dass die Höhlenmenschen vergangener Zeiten sich ausgerechnet Weltkulturerbe-Höhlen für ihre Malereien ausgesucht haben, Hofmeir für das gemütliche Ambiente "wie daheim auf dem Dachboden" lobt oder der Wissenschaft attestiert, sie führe alles, was sie nicht erklären könne, auf religiöse Gründe zurück. Er muss es wissen, schließlich ist Waghubinger studierter Theologe und war einst als Gemeindepfarrer tätig. Als evangelischer, wofür er erst einmal konvertieren musste - nicht so ganz einfach für einen Oberösterreicher. Eigentlich sollte Politik während der drei Stunden "Wer dablost's" ja draußen bleiben, hatte sich der "wohnhafte Österreicher" Hofmeir vorgenommen, doch das gelingt ihm ebenso wenig wie seinen Gästen die perfekte Tubaeinlage. Kein Wunder, wenn der Gastgeber sich ausgerechnet den Ibiza-Song der Vengaboys ausgesucht hat, um deren Tubistenqualität zu testen - schon bietet sich die Gelegenheit für bissige Politsatire.

Lautschrift statt Noten soll Jens Rohrer tubamäßig auf die Sprünge helfen, dazu bekommt er einen Blitzkurs im Klappendrücken - wobei die meisten ohnehin nicht so funktionieren, wie sie sollen. Hofmeirs gezielte Faustschläge in Rohrers Bauch helfen den Tönen nach und dann geht es auf die Couch zum kurzen Plauderstündchen über Rohrers Guerilla-Lesungen an ungewöhnlichen Orten, wo Literatur eigentlich nicht vorkommt. Als Kostproben hat der Ingolstädter zuvor seine Reisegeschichte "Schengen" vorgetragen, einschließlich Braunbärenbegegnung in den Karpaten und Bärengedicht im Nachgang.

Vom "Gleichmacherlied" über das Trösterlied für Singles und Single-Socken kommt Liedermacher Roland Hefter, der neben Gitarre auch Trompete spielt, schließlich bei Rosalinde an. "Wenn Blechbläser altersweise werden, kommen sie auf die Tuba", behauptet Andreas Hofmeir und bekommt eine volle Breitseite zurück. "Meine Erfahrung ist, dass alle Tubaspieler eine Wampe haben", kontert Roland Hefter.

Andrea Hammerl