Ein besonderer Schulstart

30.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:10 Uhr
Das romantische Schloss Grafenegg in Niederösterreich dient als Kulisse für die Wintersteinschule. −Foto: Alexander Haiden

Mit "Die Schule der magischen Tiere" hat die Eichstätter Kinderbuchautorin Margit Auer einen Bestseller gelandet - und mehr als 2,5 Millionen Bücher verkauft. Der erste Band der bislang zehnbändigen Reihe wird nun fürs Kino verfilmt. Nächste Woche beginnen die Dreharbeiten.

Eichstätt (DK) Jetzt ist es raus: Die Wintersteinschule steht in Niederösterreich. Zumindest für die nächsten Wochen. Denn dort, in der herrlichen Kulisse von Schloss Grafenegg werden ab Donnerstag Teile des Kinofilms "Die Schule der magischen Tiere" nach der beliebten Kinderbuchreihe der Eichstätter Autorin Margit Auer gedreht. August Ferdinand Graf Breuner-Enckevoirth (1796-1877) hat das Anwesen in seiner heutigen Gestalt erbaut. Es ist die bedeutendste Schlossanlage des romantischen Historismus in Österreich. Im 32 Hektar großen Landschaftspark kann man nicht nur Pflanzen aus aller Welt entdecken, sondern auch zeitgenössische Kunstwerke. 2007 wurde das Grafenegg Musikfestival gegründet. Das gesamte Schlossareal ist ganzjährig zugänglich. Und ab kommender Woche wird man hier die Filmcrew der "Schule der magischen Tiere" antreffen. Entstehen werden Szenen im Park, an der Brücke am Eingangstor (wo Ida ihr Fahrrad abstellen wird), im Pausenhof oder im Freilichttheater.

"Eine magische Kulisse, wunderbar", schwärmt Margit Auer, die sich die Reihe um die Wintersteinschule und diese ganz besondere Lehrerin ausgedacht hat. Denn Miss Cornfield unterhält Beziehungen zu einer magischen Zoohandlung. Gemeinsam mit deren Inhaber, Mister Mortimer Morrison, wählt sie spezielle Tiere aus, die den Kindern ihrer Klasse helfen. Es sind magische Tiere: Sie können sprechen und stehen ihren neuen Gefährten mit Rat und Tat zur Seite. In jedem Band gibt es zahlreiche Abenteuer zu bestehen und Probleme zu lösen. Zehn Bände der Reihe sind mittlerweile erschienen, Band eins kommt nun ins Kino. Ida und Benni sind die Ersten, die ein magisches Tier erhalten; Idas neuer Begleiter ist der Fuchs Rabbat, Benni bekommt die Schildkröte Henrietta. Und gemeinsam gilt es, einen Sportwettbewerb zu bewältigen, eine Liebesbriefkrise zu überstehen und einen Diebstahl aufzuklären. Die Berliner Produktionsfirma Kordes & Kordes hatte sich bereits 2014 die Rechte an der Kinderbuchreihe gesichert.

Mit dem Drehbuch wurde Viola Maria Jasmin Schmidt betraut. "Bei einer Roman-Adaption wie dieser will ich natürlich dem Original und den Lesern, ganz besonders den kleinen, gerecht werden", antwortet sie auf die Frage nach der größten Herausforderung. "Die vielen Romane von Margit Auer sind so detailreich - wie verdichte ich das in etwa 90 Filmminuten, ohne dass den Fans Lieblingsmomente fehlen? Was kann ich streichen, was muss ich verdichten, damit es eine rasante emotionale Reise wird? Im Buch gibt es viele Episoden mit wechselnden Helden. Ein Film braucht eine klare Hauptfigur. Ich bin froh, dass wir uns hier für ein schlaues selbstbestimmtes Mädchen wie Ida entschieden haben, die sich als Außenseiterin auf einer neuen Schule durchschlägt. Ihre zwei besten Freunde werden im Laufe des Films Jo und Benni: zwei tolle, sehr unterschiedliche Jungs."

Regie führt Gregor Schnitzler ("Die Wolke", "Spieltrieb", "Tatort"), der "Die Schule der magischen Tiere" schon kannte - als Lieblingslektüre seiner Tochter (9). "Sie wollte, dass ich ihr alle Bücher vorlese. Schon damals dachte ich mir: Wow, was für eine tolle Reihe. Nicht nur, weil die Kinder so eine Fantasie entwickeln, sondern auch, weil da etwas ganz Archaisches getroffen wird. Kinder lieben Tiere über alles. Diese Liebe zwischen dem Tier und dem Kind ist unmittelbar und wird nie infrage gestellt", sagt er. Schon immer wollte er einen Kinderfilm machen. "Weil die emotionale Reaktion so direkt ist. So was kriegt man von keinem erwachsenen Publikum geschenkt. Die animierten Tiere sind eine Besonderheit, wo ich mich in ein Abenteuer stürze." Die größte Herausforderung ist für den Regisseur allerdings, dass so viele Kinder die Bücher gelesen haben und von unterschiedlichen Dingen fasziniert sind. "Ich will sie dazu verführen, diesen Film zu sehen, obwohl das nicht ihre eigene Fantasie ist. Eigentlich kann eine Literaturverfilmung nur enttäuschen." Eine weitere Herausforderung ist die Arbeit mit Kinderdarstellern: "Die meisten Kinder stehen zum ersten Mal vor der Kamera, sie haben einen eigenen Rhythmus und man will sie authentisch: Sie sollen nicht spielen, sondern sein. Und: Sie dürfen nur drei Stunden am Tag vor der Kamera stehen."

Bei der Agentur Rietz Casting konnten sich Nachwuchsschauspieler zwischen 10 und 15 Jahren bis Ende Januar um Rollen bewerben. Mehr als 3500 Mädchen und Jungen hatten das mit Fotos und Videos getan. "Es ist jetzt eine Mischung aus Neulingen, die durch den Casting-Aufruf gefunden wurden, und Kindern, die schon in dem einen oder anderen Film mitgespielt haben", weiß Autorin Margit Auer. Sie hat sich ein Mitspracherecht zusichern lassen und begleitet nun "total aufgeregt" und ein bisschen nervös die Produktion. "Ich rede mit, wo ich kann. Und man nimmt mich sehr ernst."

Durch den Hype um Bücher und Film prasseln derzeit viele Anfragen auf die Autorin ein, etwa zum Merchandising oder zu einer Vorabend-Serie. "Das will ich alles nicht. Mir wird immer klarer, wie kostbar der Stoff ist, wie viel Magie darin steckt und wie sorgsam man damit umgehen muss. Denn ich möchte, dass sich die Kinder später an den Moment des Lesens zurückerinnern und welches Buch sie damals vielleicht getröstet hat, nicht an irgendwelche Zeichentrickschnipsel. Ich hoffe, ich kann da standhaft bleiben." Das kostet Kraft und natürlich auch Zeit. Zeit, die zum Schreiben fehlt. Der elfte Band steht an. "Den Dezember muss ich mir eisern freihalten", sagt sie. Denn nächste Woche geht es erst mal auf Lesereise. Nach Bremen, aufs Hamburger Lesefest "Seiteneinsteiger", zum "Käpt'n Book Festival" in Bonn.

Großartig findet sie, dass Katharina Thalbach zugesagt hat, die Schildkröte Henrietta zu sprechen. Auch die anderen Rollen sind prominent besetzt - mit Schauspielstars aus Kino und Theater: Frederick Lau wird Fuchs Rabbat seine Stimme leihen. Sophie Rois ist mit ihrer eigentümlich heiseren Stimme als Elster Pinkie perfekt. Klar ist auch, dass Milan Peschel den verschrobenen Mister Morrison spielen und Nadja Uhl in den Samtmantel von Miss Cornfield schlüpfen wird. Justus von Dohnányi wurde als Direktor Siegmann verpflichtet, Heiko Pinkowski als Hausmeister Willi Wondraschek. Marleen Lohse ist als Idas Mutter zu sehen, Stephan Luca als Jos Vater.

Die ersten 17 Drehtage sind auf Schloss Grafenegg geplant, danach geht es in die Bavaria Filmstudios, wo der Friseursalon von Idas Eltern und die Lerchenfeldstraße, in der Benni wohnt, aufgebaut werden. Auch Idas Zimmer oder die Schulbibliothek entstehen hier. Ende Oktober werden die Dreharbeiten in Köln fortgesetzt. Dort befindet sich dann das Klassenzimmer von Ida und ihren Freunden. Insgesamt sind 45 Drehtage angesetzt. Dann geht es in die Postproduktion und um die Verfeinerung der animierten Tiere.

Was würden Sie sich denn für ein magisches Tier wünschen, Gregor Schnitzler? "Das ist tagesformabhängig", sagt der Regisseur und lacht. "Früher hätte ich einen Leoparden genommen. Ich liebe auch Eisbär Murphy. Aber im Moment würde ich mir einen Elefanten wünschen. Der ist groß, ich selbst bin 1,94 Meter, an den könnte ich mich anlehnen, ich könnte mit ihm durch die Gegend reiten. Und Elefanten haben nicht nur eine dicke Haut, sondern auch einen guten Humor."