München
Ein Hoch auf die Familie

Pur laden zum Feiern in die Münchner Olympiahalle

06.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:19 Uhr

München (DK) Familie ist bei den deutschen Erfolgspoppern Pur ein großes Thema. Sowohl im übertragenen als auch im tatsächlichen Sinn. Das Lied "Freund und Bruder" wird dem schwer kranken Keyboarder Ingo Reidl gewidmet, der momentan nicht dabei sein kann, und "Schwesterherz" singt Frontmann Hartmut Engler mit Gast Vera Klima aus Rosenheim, von der die Nummer im Original stammt. Außerdem ist Englers echte Schwester auf Tour immer mit dabei und schmiert der Band die Brote. Mit "Wenn sie diesen Tango hört" - "das Lieblingslied meiner Mama" - erinnert Engler an seine verstorbene Mutter. Einer der bewegendsten Momente des Abends.

Aber auch die Fans sind für die Formation aus Bietigheim-Bissingen wie Familie. Da macht es Sinn, dass Pur auf ihrer aktuellen Tour auf einer Rundbühne quasi im Kreise der "Lieben", wie Engler die Anwesenden in der zu etwa drei Viertel gefüllten Olympiahalle nennt, performen. Mit großen Effekten, außer Glitzerkonfetti zum Abschluss von "Energie" und Pyros am Bühnenrand gegen Ende, halten sich die sympathischen Musiker weitgehend zurück, mit großen Hits wie "Ich lieb' dich (egal wie das klingt)", "Indianer" und natürlich "Abenteuerland", alle in leicht veränderten Versionen, hingegen nicht.

Für effektvolle Unterstützung sorgen die sich hebenden und senkenden Lichttraversen über der Bühne und die Rundumleinwand. Aber auch in der sehr häufig komplett eingeschalteten Saalbeleuchtung verstrahlt die Musik der Baden-Württemberger einen unbestreitbaren Charme. Die Showeinlage zu "Affen im Kopf" mit Akteuren in Gorillakostümen auf der Bühne hingegen hätte man sich sparen können. Wie vielleicht auch die eine oder andere etwas zu platt den nächsten Song einleitende Ansage. Wunderbar menschlich ist es aber, wenn Engler einen behinderten Langzeitfan auf die Bühne holt und mit ihm im Rahmen eines Hitmedleys "Mein Freund Rüdi" performt.

Zurück zur Familienthematik: "Lied für all die Vergessenen" geht an alle Eltern dieser Welt. Von denen offensichtlich etliche mit ihren Kindern anwesend sind, denn die Alterspalette ist breit gefächert. Unbestritten ist Engler der Mittelpunkt und das nicht nur, weil er auf einer runden Erhöhung mit aufgemalter Weltkulisse, passend zum Titel des neuen Albums "Zwischen den Welten", das nahezu komplett gespielt wird, steht. Der 57-Jährige hat einfach eine gewisse Ausstrahlung und Präsenz.

Und die Musik? Pur beherrschen den einfühlsamen und eingängigen Pop, der die Massen im wahrsten Sinne des Wortes bewegt. Oft sieht man Pärchen zu den Balladen tanzen oder zu den Gassenhauern begeistert mithüpfen und -klatschen. Selbst wenn es gelegentlich etwas rockiger wird, verlassen Engler & Co. nie die Pop-Komfortzone. Pur sind schlicht und ergreifend Pur. Poetisch, mit Stücken wie "Bis der Wind sich dreht" und "Neue Brücken", aber auch politisch - und manchmal auch etwas peinlich. Aber was soll's! Am Ende des Abends sind jedenfalls von der Band über die musikalischen Gäste - auch Max Giesinger durfte einige Stücke zum Besten geben - bis hin zu den Fans alle glücklich. Pure Freude!

Martin Buchenberger