Zürich
Diskret und betrügerisch

Der Arte-Zweiteiler "Private Banking" kommt nicht an die Serie "Bad Banks" heran

27.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:35 Uhr
Der Präsident der schweizerischen Bankiersvereinigung, Leopold Weyer (Christian Kohlund), erleidet einen Herzinfarkt. −Foto: Foto: ARTE/SSR

Zürich (DK) Erst vor wenigen Monaten sorgte im ZDF die herausragende Finanzweltserie "Bad Banks" für Aufsehen.

Nun geben die Schweizer die Antwort und zeigen, dass sie nicht nur das Land der Banken sind, sondern sich auch filmisch respektabel mit dem Thema beschäftigen können. "Private Banking" heißt das Banken- und Familiendrama um die Privatbank Weyer in Zürich. Ursprünglich als Serie geplant, umfasst der Film jetzt zwei Teile, die Arte direkt hintereinander ausstrahlt.

Bankchef Leo Weyer (Christian Kohlund) liegt nach einem Herzinfarkt im Koma. Ausgerechnet seine Tochter Caroline, die mit der Bank nichts zu tun haben will und so etwas wie das schwarze Schaf der Familie ist, soll das Lebenswerk ihres Vaters retten. Denn die renommierte Zürcher Privatbank der Familie Weyer steckt durch die Aufhebung des Bankgeheimnisses und die Veränderungen in der Finanzwelt tief in der Krise. Zunächst sträubt sich Caroline, die als Suchttherapeutin arbeitet. Doch als sie mitbekommt, dass ihr Bruder, der im Geldinstitut im Vorstand sitzt, die Bank verkaufen will, steigt sie ein. "Ich will einfach, dass das, was er aufgebaut hat, noch da ist, wenn er wieder aufwacht", begründet sie ihren Meinungswandel. Bald schon enthüllt sie nicht nur die Geheimnisse der Bank, sondern auch die ihres Vaters.

Anders als in "Bad Banks", in der die Bankenwelt schnell, wild und grell gezeigt wird, kommt hier die Branche gediegen rüber. "Wenn man Bankern zuhört, fällt auf, dass sie nie über Geld reden. Der Schweizer Banker ist kein ,Wolf of Wall Street', sondern diskret und seriös. Es sind aber genau diese alten, biederen Männer im grauen Anzug, die die krassesten Geschäfte abgewickelt haben. Das hat mich fasziniert. Der Blick von aussen nach innen", sagt Regisseurin Bettina Oberli, die gemeinsam mit den Autoren Thomas Ritter und David Sandreuter auch das Drehbuch geschrieben hat. Die gesellschaftliche Frage nach dem Umgang mit den Altlasten des Bankensystems in Zeiten des Wandels wird mit einer privaten Familiengeschichte verknüpft.

Die kommt aber ein wenig a lá "Guldenburgs" daher. Alles ist drin: Carolines wilde Jugend mit Punkfrisur und Drogenerfahrung, der Zwist mit dem geldgierigen Bruder, das Zerbröckeln des Vaterbildes. Diesem Bereich wird viel Raum gegeben - zu viel. Und bei der zentralen Privatbanken-Story geht man leider nur wenig Risiko ein. Vieles wird mühsam erklärt und allzu brav umgesetzt.

Wie in "Bad Banks" stehen zwei Frauen im Mittelpunkt der Story. Caroline Pfister mutiert von der idealistischen Frau zur taffen Bankerin mit Visionen, Stefanie Pfenniger ist die unscheinbar wirkende Juristin, die ihr hilft, hinter die Machenschaften der Bank und ihres Vaters zu kommen. Stephanie Japp und Anna Schinz spielen durchaus überzeugend, doch die Figuren sind etwas zu gradlinig und ausrechenbar, da fehlt es an Ambivalenz.

Fazit: Gut anzusehen, aber an "Bad Banks" reicht der Zweiteiler bei weiten nicht heran.

"Private Banking". Teil 1: Ad Interim; Teil 2: In aeternum; Arte, Donnerstag, 20.15/21.45.

Volker Bergmeister