Diffuser Klamauk

29.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:53 Uhr

Ingolstadt (DK) Das Theaterstück „Unter der Treppe“ von Charles Dyer sei irrwitzig komisch, heißt es im Programmheft zur Aufführung des Landestheaters Schwaben in der Werkstattbühne im Rahmen der Bayerischen Theatertage. Nun gut, Komik ist eben eine sehr subjektive Sache. Sicher ist allerdings, dass es packendere und intelligentere Stücke über Midlife-Crisis, Ehe-Flauten und Identitätsprobleme gibt.

Ein homosexuelles Paar führt einen Friseursalon in der Vorstadt, den das Bühnenbild von Sabine Manteuffel mit Schminkspiegel,Kommode und zwei Stühlen darstellt. Charly (André Stuchlik) ist ein ehemaliger Schauspieler, der Friseur Harry (Peter Höschler) ist Charlys nettes Alter Ego. Die Darsteller können nichts dafür, dass ihnen das Stück nicht viel abverlangt. Harry schaut entweder so glücklich wie ein Kind vor dem Weihnachtsbaum oder so traurig wie eines, das gerade erfahren hat, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Charly wechselt zwischen zynisch und verzweifelt. Die beiden streiten sich ständig. Charly findet, dass Harry alt und dick wird. Harry beschimpft Charly als gemeinen Kerl. Dann versöhnen sie sich wieder, weil sie nicht ohne einander können. Dann streiten sie sich wieder, versöhnen sie sich wieder. Und so weiter.
 
Die Witze bewegen sich meist auf Mittelstufenhumor: „Da kommen wir in Schwulitäten.“– „Dann sind wir ja ganz in unserem Element.“ Irgendwann fragt Harry Charly: „Woher weißt Du, dass ich hier bin?“ Es stellt sich heraus, dass alle Namen, von denen Charly erzählt, Anagramme seines eigenen Namens sind. Ist Harry nur ein Fantasieprodukt von Charly? Ein anderer Teil seines Selbsts? Vielleicht. Ist aber eigentlich auch egal. Zwar ehrt es Regisseur Rudolf Frey, dass er sich in seiner Inszenierung stark auf die Identitätsfrage konzentriert. Doch leider bleibt alles diffus und nebulös.