Der Kaiser will Knödel

27.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:15 Uhr

Aus der Welt der gekrönten Häupter: Alexander von Schönburg mischt Klatsch und Kulturgeschichte auf unnachahmliche Art. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) "Und wenn sie nicht gestorben sind . . ." So enden viele Märchen, die oft von mutigen Prinzen und verwünschten Prinzessinnen handeln. Und so hat Alexander von Schönburg (39) auch das letzte Kapitel seines Buches "Alles was Sie schon immer über Könige wissen wollten, aber nie zu fragen wagten" betitelt.

Es ist sein Lieblingskapitel – und handelt von der Abschaffung einer der ältesten Monarchien der Erde, nämlich des nepalesischen Königtums, wo der König als Wiedergeburt des Hindugottes Vishnu gilt. Alexander von Schönburg hatte im Auftrag von "Vanity Fair" im Mai 2008 Gelegenheit, dieses Kapitel der Kultur- und Zeitgeschichte hautnah mitzuerleben und mit Prinz Gyanendra zu sprechen. Auf den letzten 17 Seiten seines Buches legt er von diesem historischen Moment Zeugnis ab. Beschreibt die gespenstische Stimmung im Palast, die Angst in den Augen der Menschen, die Gewalt auf den Straßen, das Massaker von Kronprinz Dipendra mehrere Jahre zuvor, mit dem der Aufstieg der Maoisten begann. Und vor allem erzählt er von der Legende um Taleju, Manifestation der Göttin der Vollkommenheit, der Weisheit und des Wissens, die in Nepal als Patronin des Königshauses gilt, und wie Gier und Hochmut von König Jaya Prakash das gute Verhältnis zwischen Göttern und Menschen zerstörten.

 

Alexander Graf von Schönburg-Glauchau, einst Mitglied des "popkulturellen Quintetts", der für die "FAZ" und die "Zeit" schrieb, nun in Berlin als Redakteur beim Magazin "Vanity Fair" arbeitet, Bayern vermisst und schon über drei möglichen neuen Buchprojekten brütet, bringt beste Voraussetzungen mit, um ein Buch über Mythos, Macht und Marotten der Könige zu schreiben. Schließlich ist er nicht nur der Bruder von Gloria von Thurn und Taxis, sondern auch verheiratet mit Prinzessin Irina von Hessen, einer Großnichte der Queen. Und weil er darüber hinaus ein präziser Beobachter und ein formvollendeter Stilist ist und über Witz und Raffinesse verfügt, ist sein Buch nicht einfach eine Ansammlung delikater Anekdoten aus dem Leben der modernen Royals geworden, sondern ein gut recherchiertes Kompendium über die Kulturgeschichte der Monarchien – in leicht konsumierbarer Form.

Und so geht es in seiner Lesung im DK-Forum ("Sollen wir abstimmen, welche Kapitel ich vorlese") eben nicht nur um Prinz Charles’ mediale Einkaufspanne ohne Geld, die Sparsamkeit Kaiser Franz Josephs oder mangelnde Bildung, die mit blaublütiger Degeneration einhergeht ("Egal, wie lange man in der einschlägigen Literatur stöbert, vom ,gutmütigen‘ Kaiser Ferdinand I. ist nur ein einziger zusammenhängender Satz zu finden: ,Ich bin der Kaiser, und ich will Knödel!‘"), sondern auch um die Frage, wie Monarchen sterben und Monarchien stürzen.

Weil der Autor vor wenigen Jahren mit seinem Buch "Die Kunst des stilvollen Verarmens" einen Bestseller vorgelegt hat, gibt es auch – aus dem neuen Vorwort – Betrachtungen über die aktuelle Finanzkrise, ein Leben voller Überraschungen ("Die fetten Jahre sind vorbei"), einen Appell zu mehr Gelassenheit und einen kleinen Trost: "Es ist sehr viel erträglicher, wenn man mit einer ganzen Epoche, einer ganzen Schicht abtritt, als wenn man nur persönlich scheitert."