Ingolstadt
Der Bayer und sein Bier

Amüsante Lesung rund um "Stammwürziges" im Altstadttheater

18.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:49 Uhr
Ein Prosit aufs Bier: Josepha Wagner, Martin Kubetz und Sebastian Hofmüller (von links) im Altstadttheater. −Foto: Weinretter

Ingolstadt (DK) Um - zumindest in Bayern - lebenswichtige Themen ging es am Donnerstagabend im Altstadttheater. Na ja, genau genommen nur um ein Thema. Aber dafür um das lebenswichtigste: das Bier. Und zwar in all seinen Facetten. Um "Stammwürziges" halt, denn so heißt das - äußerst amüsante und unterhaltsame - Programm, das die Schauspieler Josepha Wagner und Sebastian Hofmüller sowie der Komponist und Akkordeonist Martin Kubetz in ihrer musikalischen Wirtshauslesung in der Stadt des reinen Bieres zum Besten gaben.

Wie wichtig etwas für einen Kulturkreis sei, zeige sich daran, wie viele Wörter dieser eben dafür habe, so die Protagonisten des Abends. Und da sei die Bedeutung des Gerstensafts und seiner Auswirkungen allein schon daran zu erkennen, dass es 35 verschiedene Bezeichnungen für die Abstufungen des Rauschs vom "Spitzl" bis zum "Saurausch" gebe - das seien immerhin siebenmal so viele Wörter wie die Inuit für den Schnee hätten.

Dass das Bier auch eine Art Zahlungsmittel ist, wusste der Jackl gewinnbringend einzusetzen. Denn nach seiner vierten Maß musste er feststellen, dass er nicht mehr genug Geld dabei hatte, um die Zeche zu bezahlen. Was tun? Mit einem anderen Stammtischbruder kurz verhandeln. Der war bereit, die vier Maß zu übernehmen - wenn er dem Jackl eine kräftige Watschn geben darf und dieser sich noch weitere zehn Maß einverleibt. Gesagt, getan. Doch der Jackl hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn kurz vor dem Ziel, eine Watschn und neun Maß Bier später, tat es einen dumpfen Schlag und der Jackl ist vom Stuhl gefallen. Es muss ja nicht immer so ausarten. Denn eigentlich gilt: "Der wahre Biergenuss ist eine Poesie." Je nach Biersorte hat man in der Nase Noten von Banane und Zitrone, von Röstmalz oder Kaffee, wie Kupetz demonstrierte. Kurz: Das flüssige Brot bietet einen wahren "Rausch der Aromen".

Da kann der Biertrinker mit der "Dreifalt Helles, Weizen, Dunkles" schon mal auch in einen Rausch der Sinne verfallen und einen Liebesbrief verfassen. "Wie gärt es dir, du Sonnenschein in meinem Märzen?" schreibt er da liebes- (oder auch bier-)trunken. Und er bittet: "Brau doch vorbei." "Ich hopf', du weizt, dass ich stets lieb dich Halbe", fügt er schließlich noch schmachtend an, gezeichnet "dein Urtyp".

Doch weil sich das Leben nicht nur zwischen zwei Menschen abspielt, sondern auch in der Öffentlichkeit, sprich: im Biergarten, gibt es dafür natürlich Verhaltensregeln, also Knigge. Wenn man mit seinem "Wahrzeichen bayerischer Trinkfreude, der Wampn" am Zielort seiner Begierde eingetroffen ist und Platz genommen hat, gilt es, möglichst bald ein "Goaßgschau" aufzusetzen und in eine leichte Meditationsstarre zu verfallen. "Dahocka und schaugn" lautet das Motto, die Maß Bier immer fest im Blick - und dabei den Säuferbuckl nicht vergessen. Bis dann die Aufforderung kommt: "Schwoamas owi!". Natürlich die ganze Maß, denn "Nippen fällt unangenehm auf". Aber Vorsicht: Für so eine Pressmaß sollte der Biergartler vorher die richtige Atemtechnik geübt haben, denn sonst kann das schnell ins Auge oder auf die Hose gehen - und das wäre ja schade um den schönen Gerstensaft.

Und weil der kluge Biertrinker vorbaut, auch über das Leben hinaus, hat er auch für das Leben nach dem Tod seine Idealvorstellung. Begraben werden will er "recht nah beim Bierfass, denn mei Mog'n mog's gern nass".

An einem solch humorvollen Abend mit allerlei (über-)lebenswichtigen Informationen rund um Bayerns Kulturgut Nummer eins verbieten sich solch düstere Gedanken natürlich per se. Aber man weiß ja nie. Deshalb: "Schwoamas owi."