Ingolstadt
"Das Schweigen ist gebrochen"

Podiumsdiskussion bei den Künstlerinnentagen Ingolstadt zu #MeToo

17.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:21 Uhr
Diskutierten in der Kulturhalle P3: Brigitte Theile, Sonsoles Perez, Nicoletta Sabov, Elisabeth Walderdorff, Barbara Deimel und Kaye (von links). −Foto: Fröhlich

Ingolstadt - Was hat sich getan in den vergangenen vier Jahren getan, nachdem der Hashtag #MeToo im Zuge des Weinstein-Skandals (Der amerikanische Filmproduzent Harvey Weinstein wurde beschuldigt, Dutzende Frauen aus der Filmindustrie sexuell belästigt, genötigt und vergewaltigt zu haben) in den sozialen Netzwerken verbreitet wurde, war die Frage, zu der die BR-Moderatorin Brigitte Theile fünf Frauen am Samstag im Rahmen der Künstlerinnen Ingolstadt befragte. Und obwohl alle Frauen auf dem Podium der Kulturhalle P3 unterschiedliche Frauengenerationen,

verschiedene Berufe repräsentierten, lautete der gemeinsame Nenner: Die MeToo-Bewegung hat Gewalt gegen Frauen sichtbar gemacht, hat das Schweigen darüber gebrochen, ist Kritik an gesellschaftlichen Machtverhältnissen und ist Auftrag weiterzumachen, um die strukturelle und gesellschaftlich tradierte Ungleichbehandlung der Geschlechter abzubauen.

Dabei differenzierten die Podcasterinnen Nicoletta Sabov und Sonsoles Perez, die Leiterin der Gleichstellungsstelle der Stadt Ingolstadt, Barbara Deimel, die Musikerin Kaye sowie Elisabeth Walderdorff, Fridays für Future und Mitglied des Jugendparlaments Ingolstadt, was erreicht sei und wie es weitergehen soll aufgrund ihrer verschiedenen Berufe und gesellschaftlichen Positionen.

Für Barbara Deimel bietet das Internet zwar die Möglichkeit, Gewalterfahrungen mitzuteilen, doch dürfe das Internet nicht weiter ein rechtsfreier Raum für Hass und Gewalt sein. Musikerin Kaye kritisierte die oft klischeehafte mediale Berichterstattung beispielsweise über Gangsta-Rap, in dem Frauen als Opfer dargestellt und das als Kunst geduldet werde: " Es darf kein Unterschied mehr gemacht werden zwischen verbaler Gewalt und physischer."

In Unternehmen sei Diversity schon angekommen, doch noch immer werden Frauen seltener befördert, berichteten Nicoletta Sabov und Sonsoles Perez. Hier könnten Vorgaben "von oben" wie die Quote helfen und gesetzliche Möglichkeiten wie die Elternzeit für Väter und Mütter: "Viele junge Väter freuen sich, ihre Kinder aufwachsen zu sehen." Es bleibe aber, dass in der Gesellschaft immer noch feste Rollenvorstellungen existieren und weitergegeben werden.

"Jeder, der ein Privileg hat, muss Verantwortung übernehmen", formulierte es Sonsoles Perez. "Wer in einer Diskriminierungssituation nichts dagegen unternimmt, wird selbst zum Täter", waren sich alle Podiumsmitglieder einig. Das fange beim Mitlachen bei sexistischen Witzen an. Was aber ist Sexismus? "Alles, was eingrenzend ist, ob über Mode, Verhalten, Aussehen oder Karriere", sagte Kaye. Wie das deutsche Steuerrecht mit dem Familiensplitting oder die Wertigkeit von Berufen, die sich in Bezahlung zeige. Da helfe auch der jährliche Boys- und Girls-Day wenig, fand Elisabeth Walderdorff. Am Ende stand für alle, auch für das mitdiskutierende Publikum fest: Feminismus bedeutet Gleichberechtigung. Und die legt Artikel 3 Grundgesetz fest.

DK

Barbara Fröhlich