Ingolstadt
Das Sams - chaotisch und mit Tiefgang

Julia Mayr inszeniert Paul Maars Kinderbuchklassiker - Premiere und Kinderfest am Samstag

07.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:17 Uhr
  −Foto: Avaliani/Hammer/Olah

Ingolstadt (DK) Mit dem Projekt "Gegen den Hass" ist das Junge Theater Ingolstadt eindrucksvoll und hoch politisch in die Spielzeit gestartet.

"Mir war es wichtig, ein Zeichen zu setzen in einer Zeit von Hass und Ausgrenzung", sagt dessen Leiterin Julia Mayr. ",Gegen den Hass' offenbart, wie unverständlich und inakzeptabel der Hass auf Andersdenkende erscheint, indem er uns für seine perfiden Mechanismen sensibilisiert. " Am Samstag hat nun die nächste Produktion Premiere - das Familienstück im Großen Haus. Julia Mayr inszeniert Paul Maars Kinderbuchklassiker "Eine Woche voller Samstage".

Frau Mayr, wenn das Spielzeitmotto "Fantasie an die Macht! " heißt, muss dann zwangsläufig das "Sams" als Wintermärchen gespielt werden?
Julia Mayr: Ich mag die Anarchie in der Geschichte. Das Sams ist ein freches Wesen, das auf die Konvention pfeift und dabei unerschrocken durch die Welt spaziert. Zur Freisetzung von Fantasie ist die Anarchie ein gutes Werkzeug, insofern fügt sich das Stück gut ins Spielzeitmotto.  Darüber hinaus liefert Paul Maar immer gute Geschichten mit einer gewissen Tiefe, was mir auch und gerade für das Weihnachtsmärchen sinnvoll erscheint.

Es wird 37 "Sams"-Vorstellungen geben. Das klingt nach einem ganz schönen Kraftakt. Wie haben Sie sich denn Ihr Schauspielerteam ausgesucht?
Mayr: Die mitwirkenden Schauspieler sind eine wunderbare Mischung aus alten und neuen Gästen, und so haben wir ein energiegeladenes harmonisches Team am Start. Mit nur sechs Leuten stellen wir eine eigene Welt mit unterschiedlichen Schaubildern und Figuren auf die Bühne, in der temporeich agiert, musiziert und choreografiert wird - also viel zu tun für jeden einzelnen. Eine starke, rasante und humorvolle Geschichte mit schrägen Figuren soll es sein. Ich möchte etwas über den Mut erzählen, zu sich selbst zu stehen und seinen eigenen Weg zu gehen, ganz egal, was andere darüber denken und sagen. Dabei kann einem das Sams unwahrscheinlich gut helfen.

Wer und wie ist Ihr Sams?
Mayr: Das ist mit Sicherheit die schwierigste der Aufgaben: Wer oder was ist dieses Sams, wie spielt man es, wie zeichnet man diese unangepasste laute Figur, ohne dass sie einem auf den Wecker geht? Gemeinsam mit der Schauspielerin Constanze Rückert habe ich mich auf die Suche nach einem Sams mit Tiefgang begeben, das zwar schrill und wild auftritt, aber eigentlich aus einer ruhigen Gelassenheit heraus handelt, also kindlich naiv und ernsthaft zugleich. Auf diese Art löst es eben manchmal unbewusst großes Chaos aus. Constanze Rückert nimmt ihre Figur immer ernst, verleiht ihr so eine wohltuende Erdung, was mir sehr gefällt.

Können Sie sich noch an Ihre eigene "Sams"-Lektüre erinnern?
Mayr: Bezeichnenderweise ist das Sams in meiner Kindheitserinnerung so abgespeichert: nervig, laut, widerspenstig. Jedoch glaube ich damals eine eher schlechte Inszenierung gesehen zu haben. Die eigentliche Geschichte entdeckte ich wieder, als ich sie meiner Tochter vorlas - sie liebt das Sams. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkte ich die Vielfalt und den Fantasiereichtum der Erzählung.

Was war die größte Herausforderung?
Mayr: Dass das Sams einfach alles essen mag.

Markus Reyhani wird die Musik zum "Sams" schreiben. Wie klingt die denn?
Mayr: Die Einzigartigkeit von Markus Reyhanis Musik liegt wohl in ihrem Charme und Humor. Außerdem ist sie handgemacht, eingespielt mit analogen Instrumenten - und so klingt sie auch, selbst wenn sie bei uns vom Band kommt. Er hat ein großes Gespür für den gemeinsamen Rhythmus von Musik und Szenerie, eine Vorliebe für kleine feine Details und ein Händchen für Ohrwürmer.

Neben der Eigenproduktion wird es noch eine Gastspielproduktion geben "Das Sams feiert Weihnachten". Wieso denn das?
Mayr: "Das Sams feiert Weihnachten" ist die aktuelle Sams-Episode von Paul Maar, deren Uraufführung traditionell am Theater Schloss Maßbach gezeigt wird, das seine Tochter Anne Maar leitet. Deshalb lag es nahe, die aktuelle Uraufführung für ein Gastspiel einzuladen.

Wenn Sie selbst Wunschpunkte hätten - was würden Sie sich denn wünschen?
Mayr: Eine tolle Premiere.

Die Fragen stellte Anja Witzke.

Premiere ist am Samstag um 18 Uhr im Großen Haus des Stadttheaters. Kartentelefon (0841) 30547200.