Röttingen
Das Salzkammergut an der Tauber

Schwungvolle Inszenierung: Ralph Benatzkys "Im weißen Rössl" bei den Frankenfestspielen in Röttingen

03.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:18 Uhr
Vor historischer Kulisse: Die Burg Brattenstein ist ins Spielgeschehen integriert. −Foto: Foto: Gura/Frankenfestspiele

Röttingen (DK) In diesem Jahr, dem letzten, in dem Knut Weber, der Intendant des Stadttheaters Ingolstadt, auch in gleicher Funktion bei den Frankenfestspielen Röttingen tätig ist, liegt St. Wolfgang nicht im Salzkammergut, sondern in Unterfranken, nicht am Wolfgangsee, sondern an der Tauber.

Denn auf dem Spielplan steht Ralph Benatzkys "Im weißen Rössl", unter der Regie des Choreografen Sebastian Eilers.

1897 wurde im Berliner Lessing-Theater ein Schwank von Oskar Blumentahl und Gustav Kadelburg uraufgeführt: "Im weißen Rössl". International bekannt wurde das damit apostrophierte Gasthaus in St. Wolfgang im Salzkammergut erst eine Generation später, als 1930, wiederum in Berlin, diesmal im Großen Schauspielhaus, Erik Charell sein gleichnamiges "Riesensingspielrevuepotpourri" aus der Taufe hob, für das Ernst Stern, Max Reinhardts langjähriger Bühnenbildner, das "echte" österreichische "Weiße Rössl" aufgebaut hatte. Das Libretto stammte von Hans Müller, die Gesangstexte schrieb Robert Gilbert. Die Musik steuerte Ralph Benatzky bei, der allerdings vier Melodien von Robert Gilbert ("Was kann der Sigismund dafür"), Bruno Granichstaedten ("Zuschau'n kann in net") sowie Robert Stolz ("Die ganze Welt ist himmelblau" und "Mein Liebeslied muss ein Walzer sein") übernahm und der die Rahmenmusik und die Chöre von Eduard Künneke komponieren ließ.

Dieses zum Welterfolg gewordene musikalische Werk steht in diesem Jahr bei den Frankenfestspielen Röttingen auf dem Programm. Im Hintergrund die Burg Brattenstein, die ins Spielgeschehen einbezogen wird, davor eine riesige Weiße-Rössl-Skulptur, auf der linken Seite zwei schmale Häuschen - "Umkleide Damen und Umkleide Herren -, in der Mitte eine Gartenwirtschaft, darüber ein Alpen-Panorama, hinter dem gespielt wird und das Orchester Platz findet, dazu etliche Wegweiser, das ist die von Charlotte Labenz gestaltete Bühne. Sie ist es auch, die für die passende, zuweilen folkloristische Kostümierung der Mitwirkenden verantwortlich zeichnet.

Die bunt bewegte Inszenierung, zu der auch Tänze in einer konventionellen Choreografie und ebensolche Auftritte des Chores gehören, besorgt Sebastian Eilers. Dabei gelingt es ihm, die Protagonisten zu einer nuancenreichen Charakterisierung ihrer Rollen anzuhalten und nicht nur die gesamte Simultanbühne, sondern auch den Zuschauerraum, in dem die Besucher auf einer Tribüne, überwiegend aber an Tischen beim Frankenwein sitzen, ins Spiel einzubeziehen. Das beginnt damit, dass die sich vor allem als Jodeltalent auszeichnende Monika Steinwidder, die die Postbotin Kathi gibt, mit dem Fahrrad durch den Zuschauerraum kurvt. Danach erklärt Tobias Rupprecht als Piccolo in der Gartenwirtschaft das Umfeld. Und schließlich treten die zwei Hauptpersonen auf. Franz Frickel spielt den draufgängerischen, dann enttäuschten und erst gegen Ende, als entlassener Zahlkellner, das ersehnte Ziel erreichenden Leopold Brandmeyer, dem er auch seine operettentenorale Stimme leiht.

Andrea Frohn, ab der kommenden Spielzeit festes Ensemblemitglied des Stadttheaters Ingolstadt, ist seine Angebetete, die forsche, manchmal etwas giftige, selbstbewusste, sich nicht leicht erobern lassende, verwitwete "Rössl"-Wirtin Josepha Vogelhuber, die ihn erst beim Happy-End zum "Weißen Ross" macht.

Einen Bilderbuch-Berliner, Schnauze mit Herz, der sich ständig ärgert und in St. Wolfgang vom schönen Ahlbeck auf der Insel Usedom träumt, stellt Klaus Brantzen als Wilhelm Giesecke in den Brattensteiner Burghof. Simone Werner als seine Tochter Ottilie wartet mit einem gepflegten Mezzospran auf und spielt ihre Rolle überzeugend. Gleiches gilt für Lukas Witzel als noch junger, bei ihr erfolgreicher Rechtsanwalt Dr. Otto Siedler, der sowohl gesanglich als auch spielerisch seiner Aufgabe gerecht wird. Timo Verse ist der glatzköpfige, schöne Sigismund Sülzheimer, Katharina Lochmann das lispelnde Klärchen Hinzelmann - ein zueinander passendes Pärchen.

Gleich in zwei Rollen stellt sich Pavel Fieber vor. Zum einen als bescheidener, sächselnder Privatgelehrte Professor Hinzelmann aus Dresden, zum anderen als gutmütiger, alles verstehender Kaiser: "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut. " Gleiches gilt für diese Aufführung der Frankenfestspiele unter der kompetenten musikalischen Leitung von Walter Lochmann.

Aufführungen unter anderem am 5., 8. und 9. August. Weitere Termine und Informationen im Internet unter www,frankenfestspiele. de.

Dieter Schnabel