München
Das Deutsche Theater steht Kopf

"Afrika! Afrika!" feiert Premiere in München - Nach einer Idee von André Heller

25.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:46 Uhr
Traditionelle Tanzeinlagen in farbenfrohen Kostümen und moderne Hip-Hop-Choreografien bereichern das brillante Programm, −Foto: Boehme

München (DK) Bei der Premiere der afrikanischen Zirkusshow "Afrika!Afrika! " steht buchstäblich alles auf dem Kopf. Die afrikanischen Akrobaten vollführen in mitunter aberwitzigen Höhen auf allerlei Utensilien tatsächlich Kopfstände, oder stemmen Kollegen auf ihren Häuptern.

Eine Artistin in Schlangenhaut kann sich sogar derart verbiegen, dass sie mit der Fußsohle ihren eigenen Kopf berührt. Zusätzlich gibt es rasante Pirouetten während einer Breakdance-Einlage - auf dem Kopf natürlich. Auch das Publikum überschlägt sich stellenweise vor Begeisterung und ist dabei sogar lauter, als die etwas zu voluminös aufspielende Band.

Das 2005 vom legendären österreichischen Aktionskünstler André Heller entwickelte und spektakulär in die Tat umgesetzte Happening verfehlt auch unter der künstlerischen Leitung von Hellers Freund und Weggefährten Georges Momboye nicht seine Wirkung. Und es ist ein echtes happy Happening, denn die Akteure und Musiker grinsen oft über das ganze Gesicht und verbreiten bei aller Anstrengung eine unbändige Lebensfreude.

Einzelne Elemente der zweistündigen Pracht hervorzuheben ist dabei nicht so einfach, haben sie doch alle ihren eigenen Reiz. Wie die rasante Jonglage des mehrfach ausgezeichneten Abrham Woldehawaryat mit immer mehr Bällen, oder die bereits erwähnten Verrenkungen der Schlangenfrau. Zu einer Kombination aus traditionellen Klängen und afrikanisch beeinflusster Popmusik von einem souverän musizierenden Ensemble, legen sich die 70 Körperkünstler mit direkter oder indirekter Herkunft vom schwarzen Kontinent mächtig ins Zeug.

Besonders beeindruckend ist der Balanceact von Andreis Jacobs Rigolo, der aus unterschiedlich langen Stangen ein Kunstwerk mit dem Aussehen eines Mobiles ausbalanciert und austariert. Immer weiter und größer wird das Gebilde und die Konzentration und der Kraftaufwand dafür sind Rigolo anzusehen. Schweißgebadet, aber glücklich nimmt er am Ende seiner Performance tosenden Applaus entgegen.

Traditionelle Tanzeinlagen in farbenfrohen Kostümen und moderne Hip Hop-Choreografien bereichern das bunte und brillante Programm, ebenso wie ein von zwei Spielern bewegter und von Marionettendesigner Michael Curry, der schon für Musicals wie "Der König der Löwen" gearbeitet hat, entworfener Elefant.

Nach einer kurzen Pause geht es weiter mit Körperbeherrschung an senkrechten Stangen und weiterer Jonglage. Dabei wird sogar buchstäblich mit Menschen jongliert, wenn die muskelbepackten Männer sich hin und her schwingen oder nach spektakulären Salti wieder auffangen. Immer wieder darf die Band glänzen und grooven und mal etwas von James Brown spielen, während im Hintergrund die Szenerie für die nächste Unglaublichkeit vorbereitet wird. Nach 120 wilden, bunten und kulturell bedeutsamen Minuten steht das Publikum kopf bzw. auf und feiert die große Crew mit Standing Ovations. Nach dieser grandiosen Darbietung folgen die begeisterten Anwesenden gerne dem Spendenaufruf zur Unterstützung eines Waisenhauses in Kenia. Wurden sie doch gerade selber reich und wertvoll beschenkt.

Noch bis 29. April im Deutschen Theater in München. Karten bei den DK-Geschäftsstellen. Weitere Informationen unter www. deutsches-theater. de.

Martin Buchenberger