Ingolstadt
Kulturpreis der Stadt Ingolstadt für Walter Haber

Der langjährige Betreiber der Neuen Welt engagiert sich seit mehr als 40 Jahren für die Kulturszene – Auszeichnung am 22. November

18.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:07 Uhr
Walter Haber −Foto: Foto: Claus Woelke

Ingolstadt (DK) Walter Haber wird am 22. November mit dem Kulturpreis der Stadt Ingolstadt geehrt. „Es gibt kaum einen Preisträger, der besser geeignet ist“, sagte Kulturreferent Gabriel Engert gestern. Schließlich sei Haber (67), der sich seit mehr als 40 Jahren in der Szene engagiert und wichtige Akzente gesetzt hat, eine Institution im Ingolstädter Kulturleben. Der Preis ist mit 6000 Euro dotiert und wird von einer Jury „für herausragende Leistungen auf kulturellem Gebiet“ verliehen.

„Ich freue mich sehr über den Preis“, erklärte Haber gestern gegenüber unserer Zeitung. „Denn es bedeutet nicht nur eine Wertschätzung meiner Arbeit, sondern man sieht daran auch, dass Kultur für die Politik einen großen Wert darstellt.“ Einen Großteil des Preisgeldes will er spenden. Und sich außerdem einen Traum damit erfüllen, nämlich ein  besonderes Konzert realisieren – „mit zwei Musikern, die sich nicht kennen, aber wertschätzen“. 
 
Bereits seit den 70er-Jahren ist Haber als Konzertveranstalter aktiv und war schon während seiner Studienzeit für die „Förderband Musikinitiative e.V.“ tätig. Eigentlich hatte er mit den Studienfächern Englisch und Deutsch die Lehrerlaufbahn einschlagen wollen. Doch nach dem zweiten Staatsexamen war Schluss: Die Wartelisten für die Aufnahme in den Schuldienst waren zu lang. Und weil die Idee einer Kleinkunstbühne in Ingolstadt damals irgendwie in der Luft lag, eröffnete er 1983 mit Josef Jauernig die Neue Welt als Konzertbühne. Neue Welt hieß damals übrigens das ganze Viertel – und die Kneipe war die Quartierswirtschaft. 
 
Der  Beginn einer Erfolgsgeschichte. Denn das Duo ergänzte sich hervorragend: Walter Haber, bestens vernetzt in der Szene, als Organisator und Manager der Konzerte, Josi Jaunernig als Küchenchef mit dem besten Chili der Stadt. Anfangs unregelmäßig, dann einmal pro Woche immer donnerstags, später sogar dreimal wöchentlich traten dort Künstler auf. Und zwar nicht nur regionale, sondern bald auch nationale und internationale Künstler. Auf der Basis der „Förderband Musikintiative e. V.“, die den Kulturpreis der Stadt übrigens bereits 1997 erhalten hatte, baute man die Kontakte aus. Schon immer legte Walter Haber Wert darauf, nicht nur die angesagten Stars aus der Musik- oder Kabarettszene nach Ingolstadt zu holen, sondern auch Nischen zu bedienen, neuen Talenten eine Plattform zu bieten, exotische Farbtupfer ins Programm aufzunehmen. 
 
Er schuf Konzertreihen wie „Highlights – Große Namen in kleinem Rahmen“, die „Acoustic Guitar Nights“, das Ingolstädter Bluesfest, das in Insiderkreisen, dank der besonders innovativen Programmgestaltung hohe Anerkennung genießt,  und die Kabaretttage, die sich mit stetig wachsendem Umfang  und  mittlerweile mehr als 60 Terminen längst zu einem der bedeutendsten Festivals gemausert haben. Er war maßgeblich an der Gründung der Jazztage beteiligt, wo er noch heute als Berater tätig ist, und half – inhaltlich wie organisatorisch – bei Festivals wie „Der Oktober ist eine Frau“ oder auch „Ingolstädter Musikszene“. Rund 4000 Gastspiele hat er organisiert, holte etwa Künstler wie Pah Metheny, Georg Danzer, Rio Reiser, Gerhard Polt, Dieter Hildebrandt, Roger Willemsen, Konstantin Wecker,  Townes van Zandt oder Helge Schneider nach Ingolstadt. 


 
Als er 2016 als künstlerischer Leiter der Neuen Welt in den Ruhestand verabschiedet wurde, traten bei einer großen Gala viele künstlerische Weggefährten auf. Walter Haber stehe für die Vielfalt der Kultur, lobte Kulturreferent Gabriel Engert damals, außerdem für „den Mut für Neues und das Gespür für Qualität“. 
 

Anja Witzke