Ingolstadt
"Fußball und Kultur sind eins"

"Wer da<?TrFug> blost's?" in Ingolstadt: Achim Sechzig Bogdahn über die WM und seine Angst vor der Tuba Rosalinde

07.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:17 Uhr
Achim Sechzig Bogdahn kommt nach Ingolstadt. −Foto: Foto: Wossagk

Ingolstadt (DK) Der populäre Bayern-2-Radiomoderator Achim Sechzig Bogdahn ("Zündfunk", "Tagesgespräch" Eins zu Eins - der Talk") ist einer von drei Gästen, die an diesem Sonntag, 10. Juni, zu einer Sondergausgabe von Andreas Martin Hofmeirs Show "Wer dablost's?" ins Ingolstädter Kulturzentrum Neun kommen. Angekündigt ist ein "WM Fußball Spezial". Die anderen Teilnehmer sind der Musiker Peter Brugger von den Sportfreunden Stiller und der Kabarettist Andreas Rebers.



Herr Bogdahn, kennen Sie die Show "Wer dablost's?" eigentlich schon?

Achim Sechzig Bogdahn: Ich war noch nie dabei, aber ich habe schon viel davon gehört.

Es geht da unter anderem darum, dass man als Gast die Aufgabe hat, einer uralten Tuba namens Rosalinde, einem fürchterlichen Unikum, eine Melodie zu entlocken. Haben Sie schon heimlich geprobt?

Bogdahn: Nein, und ehrlich gesagt habe ich Angst vor diesem Instrument. Es muss wohl erbärmlich stinken. Es gibt aber wohl einen Ausweg: Wenn man selbst ein ungewöhnliches Instrument mitbringt, kommt man möglicherweise der Sache aus.

Was wäre Ihre Alternative?

Bogdahn: Ich habe eine Dudelsackpfeife. Vielleicht kann ich mich damit rausschummeln.

Nur eine einzelne Pfeife?

Bogdahn: Ja, quasi ein Dudel ohne Sack.

Das sieht nicht gut aus für Sie. Haben Sie denn ein Instrument erlernt?

Bogdahn: Ich bin an der Gitarre Autodidakt, kann aber ganz gut spielen. Rhythmusgitarre. Das werde ich vielleicht auch in Ingolstadt auf der Bühne machen. Ich kann keine großen Soli zupfen. Aber ich kann jedes Lagerfeuerlied spielen.

Wir lagen vor Madagaskar und solche Sachen?

Bogdahn: Genau. Und für jedes Lied der Sportfreunde Stiller reicht's.

Peter Brugger von den Sportfreuden Stiller ist ja mit Ihnen bei Andreas Martin Hofmeir zu Gast, und der Dritte im Bunde ist der Kabarettist Andreas Rebers. Kennen Sie die anderen beiden?

Bogdahn: Den Peter von den Sportfreunden kenne ich sehr, sehr gut und schon sehr lange. Ich war beim allerersten Konzert der Sportfreunde Stiller mit dabei - vor 18 Zuschauern im Münchner "Feierwerk". Den Andreas Rebers kenne ich noch nicht persönlich, aber ich freu mich drauf, weil ich den für einen ganz interessanten Typen halte.

Sie drei sollen sich mit dem Thema Fußball-WM befassen. Fußball, Musik, Kabarett: Wie passt das alles zusammen?

Bogdahn: Das passt sehr gut zusammen, denn man kann Fußball ja in jeder Form darbieten. Ich habe - wie ich finde - wunderschöne, verzweifelte Gedichte über 1860 München geschrieben. Peter hat tolle Songs über Fußball geschrieben. Fußball und Kultur haben eine riesige Schnittmenge, die man nicht auf den ersten Blick erkennt. Aber es gibt ja sogar die Deutsche Akademie für Fußballkultur in Nürnberg, wo ich Mitglied bin. Die kümmern sich das ganze Jahr um den Zusammenhang von Kultur und Fußball. Man glaubt gar nicht, wie viel es da gibt. Es wurden unzählige Bücher geschrieben, unzählige Songs komponiert. Kurzum: Fußball und Kultur sind eins.

Der Leiter des Literaturhauses Hamburg, Rainer Moritz, übrigens wie Sie selbst ein leidvoll geprüfter Fan des TSV 1860 München, hat einmal gesagt, heutzutage könnte es sich ein Intellektueller kaum noch leisten, von Fußball keine Ahnung zu haben. Fußball habe schließlich auch eine philosophische, vielleicht sogar eine religiöse Komponente. Sehen Sie das auch so?

Bogdahn: Richtig. Wenn man über Fußball und Philosophie spricht, stammt eines meiner Lieblingszitate von Johan Cruyff, dem leider verstorbenen holländischen Fußballidol. Der hat mal gesagt: "Jeder Nachteil hat auch einen Vorteil. Jeder Vorteil hat aber auch einen Nachteil. " Da steckt so viel Lebensweisheit drin - das kannst du außerhalb der Bibel eigentlich nicht finden. Dieses wunderschöne Zitat kann in allen Lebenslagen helfen - vor allem, wenn du einen Nachteil hast.

. . . den man als Sechzger-Fan ja immer wieder hat. Der TSV 1860 München ist ja soeben von der Regionalliga in die dritte Liga aufgestiegen. Sie selbst sind einer der glühendsten Anhänger. Sie haben den Verein sogar in Ihren Namen aufgenommen: Achim Sechzig Bogdahn und verwenden ihn auch als Moderator. Steht er auch in Ihrem Pass?

Bogdahn: Ja. In meinem Personalausweis - als Künstlername.

Und Sie haben sich erst vor ein paar Tagen beim zweiten Relegationsspiel gegen Saarbrücken, das den Aufstieg der "Löwen" besiegelte, das Rasenstück mit dem Elfmeterpunkt aus dem Grünwalder Stadion gesichert?

Bogdahn: Richtig. Den habe ich jetzt guerillamäßig schon an einer Stelle in München eingepflanzt, und so möge er für immer an diesen wunderbaren Erfolg erinnern, als Sascha Mölders uns von diesem Punkt aus in die Dritte Liga geschossen hat.

Hat das eventuell auch etwas Religiöses, diesen Punkt in Händen zu tragen?

Bogdahn: Da will ich jetzt mal nicht übertreiben, denn ich bin auch studierter Theologe. Der Fußballgott ist ja immer so eine Sache. Und ich glaube, wenn man als Sechzger anfangen würde, an den Fußballgott zu glauben, dann könnte man zum Atheisten werden.

Die Fußball-Weltmeisterschaft ist ja nun das Hauptthema dieser Sonderausgabe von "Wer dablost's? ". Haben Sie schon einen Favoriten für den Weltmeistertitel?

Bogdahn: Die üblichen Verdächtigen natürlich. Aber ich würde mir wünschen, dass mal jemand gewinnt, der sonst nie gewinnt - die Isländer.

Jetzt machen Sie im Radio auf Bayern 2 ja schon sehr lange die Sendung "Mehmet's Schollplatten" mit dem ehemaligen Fußballstar Mehmet Scholl. Ist das Ihr persönlicher Beitrag zur Koppelung von Fußball und Musik?

Bogdahn: Das ist tatsächlich ein gutes Beispiel, wie ein Ex-Fußballer nach dem Ende seiner Karriere seinen Horizont öffnet und sich in alle möglichen Nebenrichtungen der Popmusik reinwühlt. Ich glaube, dass Musik dem Mehmet ganz neue Welten aufgezeigt hat. Das Prinzip der Sendung ist ja, dass wir rausgehen und Menschen treffen, bekannte und unbekannte. In der letzten Sendung waren wir in einer Baumschule in Mittelfranken, in Weißenburg, wo ein Maulbeerbaum nach Mehmet benannt worden ist. Dieser Baum trägt jetzt offiziell seinen Namen. Der Baum wird heißen "Mehmet halt's Maulbeere". Wir haben in dieser Sendung aber auch schon viele Musiker und Bands getroffen. Wir waren zum Beispiel bei Marius Müller Westernhagen im Wohnzimmer in Berlin, wir hatten Kabarettisten in der Sendung.

Und dann gibt Mehmet Scholl urplötzlich eine Erklärung über die Defizite bei Deutschlands Fußballtrainern ab, quasi aus der Tiefe des Raums, und sorgt bei einer Musiksendung für bundesweite Sport-Schlagzeilen. Ist am Ende also alles irgendwie Fußball?

Bogdahn: Die Welt ist rund, der Ball ist rund - das kann ja wohl kein Zufall sein!

Und was erwartet die Besucher nun am Sonntagabend in der Halle neun in Ingolstadt? Ein bisschen Philosophie oder eher ein bisschen gepflegtes Geblödel?

Bogdahn: Philososophie, Blödsinn, Tiefsinn, Breakdance-Einlagen, ein neu komponiertes Sechzger-Lied von mir, das ich vielleicht, wenn die Stimmung gut ist, darbieten werde. Eine Lesung von mir zum Thema "Kuriose Fußballerverletzungen", eine CD-Präsentation "Die schlechtesten Fußballlieder aller Zeiten".

Tatsächlich?

Bogdahn: Da kommen wirklich harte Sachen. Ich sage nur: ein singender Lothar Matthäus, der "Muss i denn zum Städtele hinaus" interpretiert.

Das will keiner haben.

Bogdahn: Das wird sogar Rosalinde, die übelriechende Tuba, schlagen!

Die Fragen stellte Richard Auer.