Ingolstadt
Eine Idealbesetzung

Dorothea „Coco“ Fletcher spielt Tina Turner – Gastspiel des Musical „Simply The Best“ in Ingolstadt

06.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:27 Uhr
Versprüht prickelnde Erotik: "Coco" Fletcher im Ingolstädter Festsaal. −Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Tina Turner ist einfach nur die Beste – oder vielmehr in ihrer Musiksprache ausgedrückt „Simply The Best“. Die erfolgreichste Rocksängerin der Welt ging zwar bereits 2009 letztmals auf Welttournee, aber die Story ihres Erfolgs geht nun als Musical erneut auf Reisen.

Auch das Publikum in Ingolstadt lässt sich beim Tourstop im Festsaal des Stadttheaters von der Faszination dieser Stimme und dem Sexappeal ihrer Performance immer noch begeistern.
Den Part des inzwischen 79-jährigen Weltstars, die Herausforderung im direkten Vergleich, hat Dorothea „Coco“ Fletcher angenommen. Um es vorweg zu nehmen: sie ist eine Idealbesetzung in dieser Musicalrolle, gibt das prickelnde dunkle Timbre in der Stimme ihres Idols täuschend wieder, lässt die leidenschaftliche Glut in den Tänzen und in der Bühnenperformance aufleben, versprüht prickelnde Erotik und ist Tina Turner auch optisch sehr nahe.

Der Inhalt des „Simply The Best“-Musicals ist rasch umrissen. Es erzählt von der ersten Begegnung der als Anna Mae Bullock geborenen Tina mit dem Bandleader und späteren Ehemann Ike Turner, vom Scheitern dieser Liebe und ihrem Aufstieg vom privaten und finanziellen Tiefpunkt als Sozialhilfeempfängerin zum Weltstar. Aufwendige Requisiten benötigen die Macher des Musicals dafür nicht. Es reichen eine breite Showtreppe, ein Glitzervorhang als Bühnenhintergrund, Netzstrümpfe, jede Menge Scheinwerfer und eine ausgesprochen gute Tontechnik. Auf einem Großbildmonitor werden immer wieder Originalszenen mit Tina Turner eingespielt. Den feurigen Pfeffer über dieses Basisrezept streuen die Bandmitglieder in fetzig-klassischer Rockbesetzung und die drei „The Ikettes“-Backgroundsängerinnen.
 
Sie lassen die temperamentvolle „Coco“ Fletcher nicht alleine, betten sie in pulsierende Beats und Moves ein und schaffen so jenes Feeling, das das Publikum bis hinauf in die fast vollen Ränge von Anfang an mitreißt. Großartige Bühnenpartner hat die Hauptakteurin auch in dem Gitarristen und Sänger Vasti Jackson – er spiet Ike Turner – sowie mit Kofi Missah als Erzähler und in der Rolle von Davis Tailor, dem Clubbesitzer und Manager von Tina Turner.
 
Doch eigentlich ist die Lebensgeschichte nur der rote Faden für die Aneinanderreihung der vielen Hits, die bis heute fesseln und wohl zum Weltkulturerbe der Unterhaltungsmusik gehören. Fast Schlag auf Schlag hämmern Songs wie „Proud Mary“, „Notbush City Limits“ oder „Private Dancer“ auf das Publium ein. Bisweilen müssen selbst leidenschaftliche Fans genau hin hören, um den Unterschied zum Original zu hören. Bald schon verlässt die Aura im Saal die Ebene eines Musicals und wechselt zur Faszination eines Konzerts, das mit jedem weiteren ihrer unzähligen Hits, jedem Kostümwechsel und jeder neuen Tanzeinlage befeuert wird.

Zum Finale im Fransen-Glitzerkleid reißt die Show mit „Keep on Burning“ die letzten Zögerer in den Strudel dieser Faszination. Klar, dass die längst stehende und klatschende Masse der Besucher ohne Zugabe den Saal nicht wieder freigibt.