Vibes aus den Autos auf die Bühne

Drive-in-Festival Ingolstadt ein voller Erfolg für Fans, Künstler und Stadt

16.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:22 Uhr
Fetzige Show: Selbst für Stars wie Scooter mit Frontman H. P. Baxter war das Drive-in-Festival Ingolstadt eine neue Erfahrung. −Foto: Weinretter

Ingolstadt - Zehn Gigs an zehn Abenden, davon drei mit 960 Autos auf dem Volksfestplatz Ingolstadt ausverkauft, zufriedene Künstler, ein begeistertes Publikum - David Krebs und Birgit Giesl, Geschäftsführer der Eventhalle Ingolstadt, ziehen am Dienstag eine positive Bilanz für das Drive-in-Festival, das von 5. bis 14. Juni große Namen der Rap-, Rock- und Popszene wie Sido, Scooter, Alligatoah oder Nico Santos sowie den Comedian Oliver Pocher präsentierte.

Die Corona-Pandemie hat die Kulturszene zwei Monate lang fast völlig zum Erliegen gebracht. Aber die Szene ist kreativ: "Die Corona-Zeit hat vieles möglich gemacht", sagt David Krebs im Rückblick auf das Festival. Füllen doch Stars wie Sido, Scooter, Revolverheld, Nico Santos oder Alligatoah normalerweise große Hallen. Eine Show mit solchen Größen ist in Ingolstadt unter den derzeit herrschenden Bedingungen nicht möglich.

Doch durch den Lockdown ist der Wunsch nach Live-Erlebnissen nicht nur beim Publikum gewachsen. "Auch die Künstler suchen den Kontakt", sagen Krebs und Giesl. Zu sehen war es auch daran, dass fast alle Künstler während des Festivals von der Bühne herunter zu den Fans gekommen und durch die Reihen der parkenden Fahrzeuge gegangen sind. "Gut, dass sich alle an die Regeln gehalten haben, die Fans in den Autos sitzen geblieben sind. Mit Mundschutz. Die Künstler nah und doch auf Distanz. Es war für sie skurril und gut zugleich", haben beide von ihnen gehört.

Gemeinsam mit der Konzert-Agentur MFP-Concerts von Thorsten Sohn und Bayern 3 wurde Neuland betreten, kurzfristig - die Planungen begannen Ende April - das größte Drive-In-Festival in Bayern auf die Beine gestellt. Die Fans freute es, kamen sie doch teils Hunderte Kilometer weit angereist. Für Sido musste ein zweiter Abend organisiert werden, der mit 900 Autos auch sehr gut belegt war. Erlaubt waren pro Auto zwei bis maximal vier Personen aus maximal zwei Haushalten. Auch bei den anderen Konzerten füllten zwischen 600 und knapp 800 Autos den Volksfestplatz, der zu den drei größten für solche Events geeigneten Plätzen deutschlandweit zählt.

Wer dabei war, konnte sich glücklich schätzen. Nicht nur wegen des besonderen Live-Erlebnisses an sich. Von diesem also mehrfach denkwürdigen Festival - das letzte große mit ähnlichem Star-Aufgebot waren die Antenne-Bayern-Open-Airs 2002 und 2003 - wird es kein DVD-Release geben. Bayern 3 hat zwar After-Movies ins Netz gestellt, "aber sonst wurde wenig mitgeschnitten", sagt David Krebs. Scooter habe die Musik der Show aufgenommen für einen Film, der erst 2021 in die Kinos kommen soll. Über Scooter und das Festival wurde in einem Beitrag der Prosieben-Sendung "Taff" berichtet. Frontmann H. P. Baxter, seit 30 Jahren auf der Bühne, sagt darin, dass er eine solche Erfahrung noch nie gemacht habe. Es sei "strange" gewesen, doch habe er nach kurzer Zeit die Vibes aus den Autos gespürt - "das motiviert".

Das so perfekt organisierte Festival war aber nicht nur für die Künstler selbst wichtig. Es hängt eine ganze Branche daran - von den Tourveranstaltern wie Thorsten Sohn, Konzertveranstaltern wie Krebs und Giesl über die Sound- und Pyrotechniker bis hin zu den örtlichen Hotel- und Gaststättenbetrieben. "Auch hier kam schon positive Rückmeldung über 1500 Bestellungen im lokalen Catering-Order-System. Und: Ingolstadt war als Stadt deutschlandweit in aller Munde. Der Werbeeffekt ist nicht zu unterschätzen", sind sich Krebs und Giesl sicher. In den nächsten Wochen werde noch genau nachgerechnet. Und dann für eine hoffentlich andere Zeit im Herbst und Winter gearbeitet, Denn: "echte Nähe zu den Künstlern, echte Party mit anderen ist etwas anderes als im Auto zu feiern".

DK

Barbara Fröhlich