Das Backstage setzt ein Zeichen

The Munich Fiend Club beendet den Live-Lockdown in München

16.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:10 Uhr
"Ein Anfang ist gemacht": The Munich Fiend Club im Backstage in München. Betreiber Hans-Georg Stocker fordert mehr Unterstützung vom Freistaat und der Stadt München für die Kultur. −Foto: Buchenberger

München - Montag, 15. Juni: weitere Lockerungen in Deutschland und Bayern.

Zu Testzwecken dürfen 11000 Touristen nach Mallorca fliegen und 50 Konzertfans zur Misfits-Coverband The Munich Fiend Club in die Halle des Backstage. Eigentlich war noch ein Event im Freibereich mit 100 Gästen geplant, aber das fällt dem ungemütlichen Wetter zum Opfer.

Vor drei Monaten traten die tunesischen Progressive-Metaller Myrath als Letzte vor dem Lockdown auf, den The Munich Fiend Club mit Mitgliedern aus Münchner Bands wie Megaherz, Grand Massive und Van Drunen nun mit dem "Lock up Konzert" beenden. Gitarrist Chris Klinke arbeitet zudem als Booker und Pressevertreter beim Backstage. "So konnte ich das selber am besten koordinieren", meint er.

Die Band, weitere lokale Acts folgen in den nächsten Tagen, spielt ohne Gage, es geht darum, ein Zeichen zu setzen. Finanziell bringt das weder dem Backstage noch den Musikern etwas. Zeichen beziehungsweise Schilder sind über das Gelände verteilt und mahnen zur Einhaltung der hinlänglich bekannten Abstands- und Hygieneregeln. Nach einer Registrierung am Eingang zum Gelände oder der Abendkasse - Karten gibt es keine mehr, war das Konzert doch schnell ausverkauft - und dem Hinweis auf die Handdesinfektion mittels eigens aufgestellter Flüssigkeitsspender, führt der Weg über das nahezu leere Gelände zur Halle. Renovierungsmaßnahmen wie frisch gestrichene Gebäude und neu installierte Bänke im Freien fallen auf. Vorher noch kurz zur sogenannten Tunnelbar im Biergartenbereich, denn Getränke werden heute nur dort und nicht wie sonst in der Halle ausgeschenkt.

Drinnen kann man sich dann auf einer der zwölf Biergartengarnituren oder an einem der zwei Stehtische platzieren, den bis dahin getragenen Mundschutz abnehmen, einen Schluck trinken und der Dinge harren. Auch Backstage-Betreiber Hans-Georg Stocker ist an Ort und Stelle und trägt ein Tuch über dem Gesicht. Als er zu einer kurzen Ansprache die Bühne betritt, hat er dann allerdings eine schwarze Sturmhaube auf. Er nennt den Abend "eine Art Demonstration" und spricht die katastrophale Lage an, in der sich die Kultur gerade befindet. Dabei kritisiert er auch den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und den Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter wegen noch nicht erfolgter Hilfe. Dazu der streitbare Stocker: "Ohne Kultur ist die Gesellschaft am Arsch. "

Musik gibt es natürlich auch. Die Musiker von The Munich Fiend Club spielen die Songs der legendären amerikanischen Horror-Punks The Misfits und rocken voneinander durch rot-weißes Absperrband getrennt. Der Sänger trägt während der ersten Hälfte der Show sogar eine medizinische Maske. Sound und Stimmung sind gut, und wenn man schon keinen Pogo, wie eigentlich unerlässlich bei dieser Art von Musik tanzen darf, so steigen gegen Ende doch einige Fans begeistert auf die Bierbänke. Wie Stocker meinte, ist "ein Anfang" gemacht, aber auf Dauer darf und kann es so nicht weitergehen.

DK