Ingolstadt
Cordovas begeistern in Ingolstadt

21.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:32 Uhr
The Cordovas ist eine Folk-Americana-Band aus Nashville um den Sänger und Bassisten Joe Firstman. Am Mittwoch gastierte die Band beim Bluesfest. −Foto: Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Nicht wenige im Saal scheinen die Allman Brothers Band zu lieben, ihren unvergleichlichen Sound, ihre fließenden Melodien, die federleichten Grooves, die berühmten Twin Guitars, diese großartigen, leicht angejazzten Songs.

Die Cordovas aus der Musikmetropole Nashville tun das auch. Mit einer atemberaubenden Version von Gregg Allmans "Whippin' Post" als dritter von vier Zugabennummern beschließend sie ihr Bluesfest-Konzert in der Neuen Welt, ein Konzert, das man nur fürwahr mit der Vokabel "großartig" belegen kann.

Wieder eine relativ neue Band also, die gleich bei ihrem Bluesfest-Debut für begeisterte Reaktionen beim Publikum sorgt und sich für eine erneute Verpflichtung in den kommenden Jahren geradezu aufdrängt. Bassist und Bandchef Joe Firstman, die beiden Gitarristen Lucca Soria und Toby Weaver, Drummer Graham Spillman und Keyboarder Sevens Henderson stehen zu ihren Wurzeln, zu denen auch Sea Level, The Doobie Brothers, Little Feat und sogar The Grateful Dead gehören, deren "Truckin'" vom American Beauty-Album sie denn auch kurz vor der Pause covern. Aber dabei bleibt es nicht. Die eigenen Songs, die sie fast übergangslos aneinanderreihen - was für gehörigen Druck sorgt - sind zwar in kompositorischer Hinsicht mit all ihren rhythmischen Winkelzügen und vertrackten Wechseln vor allem denen der Allman Brothers nachempfunden, verraten aber auch das enorme Eigenpotential, das in der Band ihrer Enkel steckt.

"Standin' On The Porch", "Louisiana Hurricane" und "Southern Rain" sind wahre Songperlen und zeigen zudem die Nähe der Band zum Country Rock etwa von Bands wie den Flying Burrito Brothers auf. Und an ein paar Stellen beweist Joe Firstman, dass er sogar als Balladenschreiber einiges zu sagen hat.

In der Tat, dieses Quintett hat enorm viel auf dem Kasten. Das würdigt auch das Publikum in der Neuen Welt ganz zu Recht mit heftigem Applaus. Nachdem das neue Album der Band mit dem Titel "That Santa Fe Channel", aus dem etliche Stücke des aktuellen Repertoires stammen, erst am 10. August offiziell auf den Markt kommt, muss man sich noch ein klein wenig gedulden, bevor man sich das an diesem Abend in der Neuen Welt Gehörte auch daheim zu Gemüte führen kann. Wobei die Konserve freilich nur in Ausnahmefällen an das Live-Erlebnis heranreicht. Aber wie auch immer: Sollten die Veranstalter die Absicht haben, diese Hammer-Band für das Festival 2019 erneut zu buchen - was man sich als Fan des Southern- und Country Rock nur wünschen kann - dann ist für den Schreiber dieser Zeilen zumindest ein Termin schon mal vorgemerkt. Das Gastspiel einer Band wie dieser quasi vor der Haustüre darf man sich nicht entgehen lassen.

Karl Leitner