München
Classic-Rock im Doppelpack

Glenn Hughes und Manfred Mann's Earth Band gaben ein gelungenes und gefeiertes Konzert im Münchner Circus Krone

08.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:28 Uhr
Erstaunliche Stimmgewalt: Glenn Hughes in München. −Foto: Prager

München (DK) Glenn Hughes sang in legendären Bands wie Black Sabbath und Deep Purple, war aber nie deren erster und originaler Vokalist. Ein Original ist der 68-jährige Brite aber in jedem Fall, was bei seinem Auftritt in München mehr als deutlich wird.

Bereits seit den 60ern greift Hughes zu Bass und Mikrofon. Im Folgejahrzehnt für eine kurze, aber prägende Zeit auch bei den immer noch aktiven Deep Purple.

Dort teilte er sich das Mikrofon mit dem späteren Whitesnake-Gründer und -Frontmann David Coverdale. Heute teilt er es sich mit niemanden mehr. Neben seiner immer noch erstaunlichen Stimmgewalt hätte es aber jeder Kollege schwer.

Voller Elan präsentiert Hughes gleich zum Auftakt Deep-Purple-Klassiker wie "Stormbringer" aus seiner Zeit bei der Band in der sogenannten "Mark III-Besetzung" und eine überlange Version von "Mistreated" aus dem Jahr 1974. Bringt aber auch Heavy-Hymnen wie "Highway Star" und das unerlässliche, aber immer noch Stimmung generierende "Smoke On The Water" aus der Ära vor seiner Zeit. Gesanglich und emotional geht Hughes extrem aus sich heraus und erreicht ungeahnte Höhen. Den einen oder anderen durchaus beeindruckenden Schrei hätte er sich dabei vielleicht sparen können.

Unterstützt wird er von einer ebenfalls beseelt aufspielenden Band. Der Organist bedient die Tasten gleich mehrfach überschwänglich mit dem Knie. Nach 80 Minuten ist Schluss mit Deep-Purple-Songs bzw. Glenn Hughes und ein paar Altrocker treten schon die Reise nach Hause an. Gefühlt ist der zu Beginn des Abends mit etwa 1500 Nostalgikern gut gefüllte Circus Krone zu Manfred Mann's Earth Band jedenfalls lockerer besetzt.

Die Truppe um Namensgeber Manfred Mann legt wie ihr Vorläufer ausschweifend und progressiv mit "Captain Bobby Stout", einem Cover der Truppe Kindred, los. Streng genommen ist Manfred Mann's Earth Band ja eine Cover-Formation, wenn auch eine, die die Originale mit viel Eigeninput zu Hits und Markenzeichen gemacht hat. So denkt bei formidabel gespielten Nummern wie "You Angel You" und "Blinded By The Light" kaum jemand in erster Linie an Bob Dylan respektive Bruce Springsteen. Gerade durch den massiven Keyboard-Einsatz, ob am stationären oder tragbaren Instrument, hat Mann diesen Evergreens unauslöschlich seinen Stempel aufgedrückt.

Neben dem Chef selbst hinter oder vor seinem Tasten-Turm glänzen Gründungsmitglied Mick Rogers an der Gitarre und der seit 2011 singende Robert Hart. Der hat vielleicht nicht ganz das Stimmvolumen von Hughes, aber nicht zuletzt dank einer vorübergehenden Zugehörigkeit zu Bad Company in den 90er-Jahren eine große Ausdrucksstärke und definitiv Classic-Rock-Expertise. Die einzige tatsächlich eigene Nummer, die zum Vortrag kommt, ist das etwas vertrackte "Martha's Madman". "Stronger Than You" von Melissa Etheridge ist da wesentlich zugänglicher, auch wenn sich wohl so mancher fragt, wie das Stück ins Set gekommen ist. Bei Gassenhauern wie "Davy's On The Road Again", geschrieben von John Simon und Robbie Robbertson und von Manfred Mann 1978 adaptiert, sowie dem Dylan-Klassiker "Quinn The Eskimo (The Might Quinn)" fragt sich das niemand.

So sind kurz nach elf alle Antworten gegeben und alle glücklich. Wie war die Frage noch mal?

Martin Buchenberger