Ingolstadt
Beswingter Winterabend

Vorweihnachtlicher Vokalzauber: Funny Valentines im Altstadttheater

09.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:20 Uhr
"Santa Claus Is Coming To Town": The Funny Valentines. −Foto: Woelke

Ingolstadt (DK) Schon als die vier Damen mit den unverwechselbaren Lockenbob-Frisuren in roten Abendkleidern singend und unter Schellengeläut die Bühne betreten, steht fest: Brave, geruhsame Adventsweisen kommen für sie keinesfalls in Frage. Stattdessen nimmt das quirlige Frauenquartett aus München seine Fans diesmal als "Christmas Special" mit auf schwungvolle Schlittenfahrten, überraschende Nikolausbesuche, idyllische Schneespaziergänge oder romantische Silvestereinladungen - mal in amerikanischer, mal in bayerischer, mal in Latino-Manier.

Dabei lässt die adrette Girlgroup eine wahre Lichterkette an Weihnachtsklassikern der goldenen Swing-Ära aus den 30er- und 40er-Jahren - wie "Let It Snow", "Here Comes Santa Claus", "I've Got My Love To Keep Me Warm", "Santa Claus Is Coming To Town", "Jingle Bell Rock" oder "White Christmas" - in neuem Glanz erstrahlen, veredelt sie durch pfiffige Eigenarrangements ebenso wie durch ihren typisch weichen, runden Zusammenklang im Stil der Andrews Sisters. Ganz pur kommt diese dynamisch pulsierende Stimmenharmonie bei den A-cappella-Sätzen zur Geltung, wenn die Funny Valentines zu "Winterwonderland" in feingestuften Nuancen verschiedene Bigband-Instrumente imitieren, wenn sie zu "Is It You, Santa Claus?" Klopfgeräusche sowohl lautmalerisch als auch über das Mikrofon simulieren. Wenn sie zu "Frosty The Snowman" das Eis im wahrsten Sinne des Wortes musikalisch wegschmelzen, wenn sie aus schwarz-roten Glitzerstern-Büchern geräuschvoll illustrierend eine amerikanische Weihnachtsgeschichte gesanglich nacherzählen. Als bairische Version von "Santa Baby" entpuppt sich dagegen das "Niklaus-Schatzerl", das am liebsten ein Cabrio, einen Nerz, eine Villa samt Spa-Bereich, Juwelen und einen Brillantring vorbeibringen sollte.

Bei aller homogenen und gleichzeitig einfallsreich variabel gestaltenden Klangbalance verfügen die bestens aufeinander eingestellten Sängerinnen jedoch auch über ihre ganz persönliche stimmliche Eigenart und Bühnenpräsenz, die sie jeweils in Form eines Soloauftritts noch intensiver ausleben können. Ensembleleiterin Hermine Gascho betört mit ihrem warmen Timbre bei "Isn't It A Lovely Day", Anna Hermann taucht gefühlvoll ein in die nostalgisch-sentimentalen Töne des "Christmas Songs", Alexandra Fischer stürzt sich mit Haut und Haaren in den fetzigen "Boogie Woogie Santa Claus", Barbara Roberts fragt mit schüchtern-verführerischer Phrasierung: "What Are You Doing New Year's Eve?" Instrumental verstärkt und solistisch souverän umspielt vom flexibel begleitenden, klangfarblich äußerst vielseitig agierenden Jazz-Trio (Dieter Holesch, Gitarre; Robert Klinger, Bass; Dittmar Hess, Schlagzeug) öffnen sich zusätzliche Sounddimensionen für die zauberhafte weibliche Gesangsformation.

Der "Mistletoe Mambo" verströmt relaxtes, lebensfreudiges Karibik-Feeling, "The Man With The Bag" kommt im flockigen Groove-Gewand daher, während der "Christmas Blues" die nachdenklich-melancholische Note der Weihnachtszeit betont. Belebende, optisch unterstreichende Akzente bringen die Requisiten ins Spiel - wie etwa Nikolausmützen, weiße Federboas, Engelsflügel, Tröten, Handschuhe, Schal und Ohrenschützer.

Mit erfrischender Natürlichkeit und apartem Charme singen und swingen die stilechten Ladys sich wie auch das vollbesetzte Publikum so an diesem vergnüglich-unterhaltsamen Abend den bevorstehenden Festtagen ein gehöriges Stück näher - und das nicht nur auf dem ausgelassenen "Sleigh Ride".

Heike Haberl