Beste Clownerie und Coolness

Helge Schneider and The deadly Bros-Project in München

10.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:47 Uhr
Bestens gelaunt und musikalisch genial drauf: Helge Schneider in München. −Foto: Buchenberger

München - Passend zu den maritimen Exponaten im Innenhof des Deutschen Museums ertönen Seemannslieder von Freddy Quinn zur Einstimmung auf das Konzert von Helge Schneider, Pete York und Henrik Freischlader.

Nachdem der Unterhaltungskünstler aus Mülheim an der Ruhr schon in den unterschiedlichen Konstellationen mit Begleitbands mit so illusteren Namen wie "Hardcore" und "The Firefuckers" unterwegs war, nennt sich das aktuelle instrumental hochwertig besetzte Trio The deadly Bros". Und dank der Verdoppelung der erlaubten Besucherkapazität im Freien können 400 Helge-Fans diesen Spaß miterleben.

Kurz nach acht übernimmt Kapitän Schneider das Steuer, passend gekleidet mit Marine-Offiziersmütze und verspiegelter Sonnenbrille. Die Brille, damit alle denken "das ist ja ein harter Typ", erklärt das Original aus dem Ruhrpott. Und Helge startet komödiantisch, nuschelt unverständlich eine Begrüßung hinter der aufgesetzten Maske und meint, nachdem er sie abgenommen hat: "Vielen Dank, dass ihr da wart. " Nur Spaß, denn es geht ja erst los mit Schneider an der Orgel und Texten wie "Dein Haar riecht wunderbar nach Käse", mit Drum-Legende Pete York, der in 60ern unter anderem bei der Spencer Davis Group aktiv war, und mit Bluesgitarrist Henrik Freischlader an der Flying-V. Der Sound ist smooth und jazzig, aber Helge ist zu Beginn nicht ganz zufrieden. Er hadert humorvoll mit der Verkabelung: "Erwin der Stecker muss woanders rein. " Auch ein nur auf der Bühne vernehmbares Brummen scheint ihn aus dem Konzept zu bringen, wenn es denn so eines bei Helge überhaupt geben sollte. Großartig der erkenntnisreiche Spruch: "Das Knistern macht mich total wahnsinnig. Noch mehr als ich vorher schon war. " Die Probleme legen sich und Schneider legt richtig los.

Seine Ansagen und Gedanken springen von Herzogin Fergie zum Stofftier Furby. Schneider denkt auch, er wäre ein guter Politiker und würde als Kanzler die Autobahnen mit Teppich auslegen lassen, um Lärm zu vermeiden. Lärm ist das, was die deadly Bros zwischen den Eskapaden ihres Frontmannes abliefern natürlich nicht. Im Gegenteil.

Wenn Pete York zu Schneiders Orgel lässig am Schlagzeug groovt und Freischlader das eine oder andere Solo beisteuert, ist das musikalisch cool und höchste Klasse. Klar steht die klangliche und körperliche Clownerie im Vordergrund, aber ein gelungenes Cover des Jazz-Evergreens "Lazy Bird" von John Coltraine zeigt ebenso Wirkung wie eine spezielle Version des Psychedelic Rock-Klassikers "In A Gadda Da Vida" von Iron Butterfly. Zu Deep Purples "When A Blind Man Cries" schießt Schneider gesanglich absichtlich über das Ziel hinaus, indem er die damalige Leistung von Ian Gillan bewusst überspitzt und parodiert.

Hoffentlich hält er Wort und macht wie angekündigt noch 40 Jahre weiter. "Ich muss, denn ich habe mir in München ein 60 Quadratmeter-Apartment gekauft", sagt er. Nach dem heutigen Abend kann man wirklich gespannt sein, was diesem Gehirn noch an Klängen und Komik entspringen wird. "So, tschüss" sagt er zum Abschied nach dem ersten von zwei witzigen und wahnsinnigen Auftritten im Innenhof des Deutschen Museums.

DK