Berlin
Kleine Lügen

ZDF zeigt Matti Geschonnecks Film "Südstadt"

25.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Beziehungsprobleme: Martin (Matthias Matschke) und Anne (Anke Engelke). - Foto: Menke/ZDF

Berlin (DK) Sie sind so etwas wie das Dreamteam des deutschen Fernsehens: Regisseur Matti Geschonneck und Drehbuchautor Magnus Vattrodt. Ihre Zusammenarbeit führte schon mehrfach zu Preisen. Jetzt folgt ihr achter gemeinsamer Film: "Südstadt". Und auch der läuft wieder im ZDF.

Ein Haus in der Kölner Südstadt, drei Wohnungen, drei befreundete Paare: Anna und Martin sind seit 20 Jahren verheiratet. Es kriselt. Sie hat ein Verhältnis mit ihrem Lehrerkollegen Wolf, er hat schon vor Monaten seinen Job an der Uni verloren, verschweigt dies aber. Saskia und Kai haben eine Tochter. Er ist TV-Journalist und viel unterwegs, sie will endlich wieder arbeiten. Als das klappt, gilt es, die Aufgaben zu Hause neu zu verteilen. Im Dachgeschoss wohnt Notärztin Eva. Die hatte bisher viel Pech mit Männern, mit Thomas soll es jetzt endlich besser werden. Der Headhunter zieht bei ihr ein, hat aber auch noch eine Vergangenheit im Gepäck.

Drei unterschiedliche Beziehungen und verschiedene Lebenskonzepte stellen Vattrodt und Geschonneck auf den Prüfstand. Die Protagonisten sind zwischen Mitte 40 und 50, meist Akademiker und im Umbruch - sei es im Job oder in der Liebe. Man befindet sich in der zweiten Halbzeit des Lebens, hat sich getrennt, neu verliebt, auseinandergelebt, betrügt den Partner oder sich selbst. Die kleinen und großen Lügen bestimmen den Alltag der drei Paare. "Südstadt" ist ein exzellentes Beziehungsdrama, in dem mehr gehandelt als geredet wird. Wenn geredet wird, dann sind die Dialoge punktgenau. Herrlich das erste gemeinsame Essen der Paare, als Eva ihren Neuen den Freunden vorstellt und man sich nicht nur abtastet. Magnus Vattrodt ist ein genauer Beobachter, der seine Charaktere mit viel Liebe für kleine Details entwirft. Die Geschichten der sechs Figuren sind klug und liebevoll miteinander verzahnt.

Matti Geschonneck erweist sich als ein Meister der Schauspielführung. Dazu hat er aber auch wunderbares Personal: Anke Engelke und Matthias Matschke, Andrea Sawatzki und Dominic Raacke, Bettina Lamprecht und Alexander Hörbe spielen die drei Paare und liefern eine starke Ensembleleistung. Eine oder einen hervorzuheben, würde den anderen nicht gerecht. Der Erzählfluss stimmt, das Tempo ist wohl dosiert. In diesen Film taucht man ein, schwimmt mit ihm mit und am Ende steht ein Satz, den Martins Vater mit seiner ganzen Lebenserfahrung seinem Sohn und seiner Schwiegertochter mit auf den Weg gibt: "Nach 20 Jahren braucht man keine Gründe, sich zu trennen; die hat man sowieso. Nach 20 Jahren braucht man Gründe, zusammenzubleiben."

ZDF, Montag, 20.15 Uhr.