Amsterdam
Authentisches Drama

Der Serienableger "Narcos: Mexiko" auf Netflix

03.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:17 Uhr
Mann ohne Skrupel: Diego Luna spielt den Gangsterboss Miguel Ángel Félix Gallardo. −Foto: Netflix

Amsterdam (DK) "Ich erzähle Ihnen eine Geschichte, aber ich sage Ihnen gleich, sie nimmt kein gutes Ende", sagt zu Beginn der ersten Folge von "Narcos: Mexico" eine Stimme aus dem Off. Dazu sieht man Bilder, wie einem Mann ein Sack über den Kopf gestülpt und er in ein Auto gezerrt wird. Es ist der DEA-Agent Enrique "Kiki" Camarena. Und man muss der Story acht Episoden lang folgen, bis man erfährt, wie und warum es zu dieser Entführung kommt und wie es diesem Mann weiter ergeht.

Drei Staffeln lang erzählte die gefeierte, erfolgreiche US-Serie "Narcos" auf Netflix vom Aufstieg und Fall der kolumbianischen Drogenkartelle Medellín und Cali, von dem legendären Drogenbaron Pablo Escobar, von Gewalt, Korruption und Terror. Jetzt folgt keine Fortsetzung, sondern ein eigenständiger Serienableger mit zehn Folgen, die ab sofort auf dem Streamingportal Netflix abrufbar sind. Neuer Schauplatz, neue Personen, nur das Thema ist ge-blieben: In "Narcos: Mexiko" geht es um die Anfänge des organisierten Drogengeschäfts, das Mitte der 1980er-Jahre von Guadalajara aus gesteuert wurde.

Im Zentrum stehen zwei reale Figuren. Zum einen der aus den USA nach Mexiko versetzte DEA-Agent Camarena, eindrucksvoll gespielt von Michael Peña ("World Trade Center"), dessen Entführung und Folter-Martyrium enorme diplomatische Spannungen zwischen den Nachbarstaaten auslöste. Und zum anderen der legendäre Boss des Guadalajara-Kartells Miguel Ángel Félix Gallardo, den Diego Luna ("Rogue One: A Star Wars Story") als Mann ohne Skrupel, aber mit Visionen spielt. "Worum es mir geht, ist, ein Imperium aufzubauen", sagt Felix, der zu Beginn nur Handlanger ist, einen kometenhaften Aufstieg hinlegt und bald gemeinsam mit Ernesto Fonseca "Don Neto" Carrillo (Joaquín Cosio) und Rafael Caro Quintero (Tenoch Huerta) weite Teile des Opium- und Marihuanaanbaus in Nordmexiko kontrolliert und - gedeckt und unterstützt von Teilen der Politik und der Polizei - durch Kokainschmuggel Milliarden scheffelt. Die beiden sind sich durch die Akribie, mit der sie an ihre Aufgaben herangehen, sogar ein wenig ähnlich und liefern sich ein Fernduell mit tödlichen Ausgang.

Auch "Narcos: Mexiko" ist wie die Mutterserie spannend erzählt, hat immer wieder kleine dokumentarische Einsprengsel und die Dialoge werden in weiten Teilen in Spanisch gesprochen und sind untertitelt. Nur wenn die Amerikaner untereinander reden, ist die Serie synchronisiert. So wirkt alles enorm authentisch. Und auch der Erzähler aus dem Off, der dem Zuschauer Handlung, Figuren und Orte näher bringt, ist geblieben.
"Narcos: Mexiko" ist auch für Einsteiger, die "Narcos" nicht kennen, geeignet, da sie nicht darauf aufbaut, sondern losgelöst von den Ereignissen der Mutterserie funktioniert.

Narcos: Mexiko. Alle 10 Folgen sind abrufbar auf Netflix.

Volker Bergmeister