Ingolstadt
Aus der Klasse auf die Bühne

Beim 39. Schultheaterfestival zeigen junge Talente, was sie bewegt

10.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:41 Uhr
Eine moderne Version des "Faust" bringt das Schyren-Gymnasium beim Theaterfestival auf die Bühne. −Foto: Foto: Schyren-Gymnasium

Ingolstadt (DK) Es geht um Ausgrenzung und Angst. Um Cybermobbing und Crystel Meth, um Freundschaft, Frösche und Fantasie. Um Zeitreisen und Zauberer. Um Goldgräber und Indianer - und um eine essenzielle Frage, die sich früher oder später jeder einmal gestellt hat: Gibt es den Osterhasen wirklich?


All das sind Themen, die bewegen - zumindest die Schülerinnen und Schüler aus Ingolstadt und Umgebung, die ab morgen beim 39. Schultheaterfestival des Stadttheaters Ingolstadt teilnehmen. Auf fünf Bühnen - im Großen Haus, Jungen Theater, Neuen Schloss und DK-Gebäude - zeigen die Heranwachsenden bis 15. Juli Stücke, an denen sie ein Schuljahr lang arbeiteten. Heuer haben sich elf Theatergruppen beim Stadttheater angemeldet, aus neun verschiedenen Schulen. Mit dabei sind Grund- und Mittelschulen sowie Gymnasien.

Monatelang bereiteten sich die Buben und Mädchen auf ihren großen Auftritt vor den anderen theaterbegeisterten Schülern vor. Sie haben geprobt, Texte auswendig gelernt und Bühnenbilder gebastelt. So wie die Theatergruppe des Schyren-Gymnasiums Pfaffenhofen. Die 25-köpfige Truppe spielt heuer "Fäustchen" - eine Adaption von Goethes "Faust". "Faust" klingt in der Schulzeit ja irgendwie immer ein bisschen nach staubigem gelbem Reclam-Heftchen und erinnert an Stunden mühsamer Lektüre. Nicht bei der Theatergruppe des Schyren-Gymnasiums. Sie hat den Klassiker zu einem modernen Stück umgekrempelt - und die Handlung kurzerhand an die eigene Schule verlegt. In der Inszenierung ist es nicht Heinrich Faust, der wissen will, was die Welt im Innersten zusammenhält, sondern Heinz Fistlinger - genannt Fist. Der hat es auf Schülersprecherin Gretchen abgesehen und möchte sie verführen. Hilfe bekommt er von seiner Gang und dem zwielichtigen Meph alias Mephisto. Gretchens Ruf wird ruiniert, weil Fist Nacktbilder von ihr an der Schule verbreitet. Für das Mädchen bedeutet das den sozialen Untergang. Das Theaterstück zeigt, dass der Fauststoff immer noch funktioniert - auch ohne schwarzem Pudel, Pakt mit dem Teufel und Hokuspokus.

Einem ernsten Thema hat sich auch der Profilkurs Theater und Film der Q11/12 des Reuchlin-Gymnasiums gewidmet. In "All you can stand" steht die Angst im Vordergrund. Herausgekommen ist ein Mix aus Performance, Installation und klassischem Spiel, an einem Ort, der keine übliche Bühne ist, und auf der jeder Schüler seine eigene Hauptrolle spielt.

So vielfältig die Themen sind, mit denen sich die Kinder und Jugendlichen auf der Bühne auseinandersetzen, so gibt es doch etwas, das alle vereint: "Die Lust am Theaterspielen", sagt Nicole Titus, Festivalorganisatorin vom Stadttheater Ingolstadt. Sie ist vom Konzept der viertägigen Veranstaltung überzeugt - nicht nur, weil die Kreativität der Kinder angekurbelt werde, sondern auch weil das Theaterspielen Soft Skills wie Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein fördere, "soziale Kompetenzen, die im Matheunterricht so nicht im Vordergrund stehen", sagt Titus.

 

Xenia Schmeizl