Alte Schmöker digital

Projekt Gutenberg bietet kostenlose E-Texte von antiquarischen Werken

22.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:30 Uhr
Zu den kostenlos verfügbaren Werken im Projekt Gutenberg gehören beispielsweise auch Christian Andersens Märchen. −Foto: Poese

Eichstätt - Lesen drängt sich als kulturelle Beschäftigung für zu Hause geradezu auf.

Wer Lust hat, dabei einmal in anderen als den üblichen Titeln zu blättern, wird beim Projekt Gutenberg fündig. Dort stehen Tausende, großteils antiquarische Werke als kostenloser E-Text zur Verfügung. Laut Angaben des Projekts hat es täglich rund 30 000 Leserinnen und Leser.
Schon 1994, als man gerade erst begann, die Möglichkeiten des Internets auszuloten, ging das Projekt Gutenberg online - damals noch als Hobbyprojekt mit selbstgebautem Webserver aus einem Hamburger Hinterzimmer, wie es auf der Homepage heißt. Man habe etwas Dauerhaftes schaffen wollen, einen "Beitrag zu Förderung und Stärkung der deutschen Kultur und Sprache". Die digitale Bibliothek basiert auf viel freiwilliger Arbeit von Helferinnen und Helfern, auf der Hilfe von Sponsoren und Medienpartnern und auf dem Fleiß des Gutenberg-Teams. Bis zum vergangenen Januar hatte Spiegel-Online 20 Jahre lang kostenlos die technischen Voraussetzungen für die Webseite unter www. projekt-gutenberg. org geschaffen, nun läuft das Hosting über eine andere Hamburger Firma.
Die Werke kann man sich alphabetisch, nach Autoren oder nach Themen sortiert anzeigen lassen. Zum Schmökern gibt es Titel von der Geschichte des Mittelalters über die Philosophie des 19. Jahrhunderts bis hin zu Zoologie und Botanik oder romanhaften Biographien. Als zusätzlichen Service hat das Projekt auch Lesetipps parat. Auf Empfehlungslisten findet man beispielsweise Bücher von Literatur-Nobelpreisträgern oder ausgewählte Kinder- und Jugendbücher, Science-Fiction-Titel, Kriminalromane und Werke aus der Kategorie "Schmöker". Wer seine literarische Bildung verbessern will, findet auch eine Liste namens "Marcel Reich-Ranickis Literaturkanon". Sie ist nicht ganz vollständig: "Auf Werke dieser Autoren müssen wir aus Urheberrechtsgründen noch einige Jahre warten", heißt es am Ende der Aufzählung. Denn die Voraussetzung für das Projekt Gutenberg ist die sogenannte Gemeinfreiheit: 70 Jahre nach dem Tod des Schöpfers sind die Urheberrechte an Texten erloschen, sie können danach meist frei genutzt werden.

Übrigens geht ein verwandtes Projekt nach dem gleichen Prinzip vor: Das internationale "Project Gutenberg" stellt Werke in verschiedenen Sprachen zur Verfügung - allerdings ist der Zugang aus Deutschland momentan wegen eines Urheberrechtsstreits komplett gesperrt. Nicht damit zu verwechseln ist das unabhängige "Projekt Gutenberg DE". Dort kann man wie beschrieben staunend in den Schätzen stöbern.

Rund 43 Stunden brauche es im Schnitt, bis ein antiquarisches Werk erworben, zerschnitten, gescannt, maschinell in E-Text umgewandelt, korrekturgelesen und veröffentlicht ist, gibt das Hamburger Projekt an. Wer gerne etwas zu den kostenlosen Angeboten beitragen möchte, kann mitmachen. Über die Plattform GaGa ("Gemeinsam an Gutenberg arbeiten") kann jeder, der möchte, sich unter www. gaga. net als Korrekturleser registrieren und so dazu beitragen, dass neue Werke veröffentlich werden können.

Wer die fertigen Produkte lesen möchte, kann direkt über die Website auf die Texte zugreifen - mit dem Desktop-PC oder Smartphones und Tablets. In der kostenlosen Version können die Bücher nicht auf E-Book-Reader geladen werden. Wer das möchte, wird aber im Online-Shop des Projekts fündig - unter anderem darüber finanziert sich das Projekt Gutenberg.

DK