München
Alpiner Stadionrock in der Halle

Volks-Rock'n'Roller Andreas Gabalier kehrt nach München zurück

18.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:59 Uhr
Doppelter Gabalier: Der Sänger veranstaltete eine große Show in der Olympiahalle. −Foto: Prager

München (DK) "München ist für mich heiliger Boden", glorifiziert Andreas Gabalier seinen bereits zehnten Liveauftritt in der bayerischen Landeshauptstadt und zählt die Anfänge vor sechs Zuschauern bis hin zu drei ausverkauften Konzerten im Olympiastadion auf.

Für das vierte Konzert dort im nächsten Jahr am 15. Juni sind nach seinen Angaben nur noch 5000 Karten erhältlich.

Diesmal ist die Show in der Olympiahalle mit gut 12000 Besuchern wie erwartet ein voller Erfolg. Aufgrund der eisigen Temperaturen sind nicht ganz so viele Fans in Dirndl und Lederhosen zum Konzert des Volks-Rock'n'Rollers angereist, aber ein gewisses Volks- und Oktoberfestflair stellt sich doch wieder ein. Dabei ist die Show weniger volkig als vielmehr rockig, und Gabalier & Co. legen sich gehörig ins rot-weiß-karierte Zeug. Nachdem auf der Leinwand wichtige Stationen der Popmusikgeschichte mit Bildern von Elvis, den Beatles und Bryan Adams von den 60ern bis heute abgehakt und ab 1984 Fotos aus Gabaliers Jugend eingeblendet werden, geht es mit Explosionen und dem Kracher "Verdammt lang her" lautstark los. Gabalier und seine Musiker wollen und können richtig rocken. Selbst tendenziell rustikalere Titel wie "I sing a Liad für Di" oder das der Zirbe gewidmete "Königin der Alpen" kommen straffer daher. Die Vorliebe für Stadionrock wird immer offensichtlicher, und es klingen Größen wie Bon Jovi, häufig Bryan Adams und die Rolling Stones durch. Zwar greift der Steirer neben dem karierten Schneuztücherl zum Schweißabwischen auch zur volksmusikalischen Ziehharmonika, aber meist geben neben seinem rauen Gesang die Gitarren den Ton an. Gitarrist Alen Brentini ist nicht nur optisch mit den langen Haaren und dem T-Shirt mit dem "CBGB"-Logo des legendären New Yorker Punk-Clubs ein Bilderbuchrocker. Er spielt groß auf und glänzt mit typischen 80er-Jahre-Soli und den dafür typischen fingerakrobatischen Tappingeinlagen. Das Publikum geht die härtere Gangart begeistert mit, und man sieht jede Menge glückliche Gesichter, wenn die Kamera über die Massen schwenkt. Besonders die kleinen Fans scheinen Gabalier am Herzen zu liegen, dreht er doch selbst einmal das Objektiv im Vorübergehen auf dem langen Laufsteg extra auf ein paar Kinder.

Programm und Ansagen unterscheiden sich nicht wesentlich von früheren Shows. Immer wieder animiert der Österreicher, die Hände in die Luft - mit gedehntem "h" - zu heben und fragt "wie ist die Stimmung"? Die ist bei Halligalli-Gassenhauern wie "Hallihallo" und "Hulapalu" ausgelassen, aber vereinzelt auch besinnlich. Wenn Gabalier seiner mit 91 Jahren im Kreis der Familie verstorbenen Oma das zugegebenermaßen kitschig-katholische "Hinterm Horizont" widmet, kehrt Stille ein, und man hört geradezu wie die eine oder andere Träne in der Arena und auf den Rängen verdrückt wird.

Überhaupt sieht man viel Emotionales wie Väter und Söhne Arm in Arm oder besinnlich schunkelnde Mädelsgruppen. Der Höhe- und Schlusspunkt "Amoi seg' ma uns wieder" mit Gabalier an der akustischen Gitarre vor einer schlichten Feuerschale, beendet nach zweieinhalb Stunden einen Abend mit etwas weniger Volk, aber umso mehr Rock'n'Roll.

Martin Buchenberger