Ingolstadt
Akustische Juwelen

Sternstunde: The Band Of Heathens gastieren beim Bluesfest in der Ingolstädter Neuen Welt

30.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:23 Uhr
Schon jetzt ein Höhepunkt der Saison: Ed Jordi (links), Gordy Quist und Jesse Wilson (rechts) in der Neuen Welt. −Foto: Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Was für ein Abend! Welch hinreißende akustische Juwelen! Was für ein tolles Konzert! Da kommt mal eben die "Band Of Heathens" aus Austin/Texas anlässlich des Ingolstädter beim Bluesfests in der Neuen Welt vorbei und legt ohne großes Tamtam ein Konzert hin, wie man es nur ganz selten erlebt. Nicht mal hier in diesem Club, der wahrlich schon Großes gesehen hat.

Man hat sich für eine Acoustic Show statt elektrisch verstärkter Gitarren entschieden, was sich im Nachhinein als purer Glücksfall entpuppt, denn der Frage des Saalsounds kommt diesmal besondere Bedeutung zu. Federleicht, glasklar und doch mit genau dem richtigen Maß an Bodenhaftung kommt er daher. Das verleiht dem Auftritt der Band nonchalantes Understatement und ehrliche Bodenhaftung gleichermaßen. Tontechniker Willy Greiner liefert wieder mal erstklassige Arbeit ab. Auch das muss mal gesagt werden.

Und dann erst diese Songs. Die beiden Bandchefs Ed Jurdi und Gordy Quist waren schon immer exzellente Singer/Songwriter und jeder für sich blickte bereits vor der Gründung der Band Of Heathens auf eine eigene Karriere zurück. Gemeinsam sind sie nun eine echte Großmacht. Ihre Alben sind voll mit Stücken, die keinen Vergleich scheuen müssen. Manchmal denkt man an "The Band", an "Music From Big Pink", die Einsamkeit der Appalachen, die Bodenständigkeit der Region des Indian Summer. Dann kommen einem "The Eagles" in den Sinn, der Westcoast-Flair, der Aspekt des Pop mit wunderschönen mehrstimmigen Gesangsharmonien in Perfektion.

Spätestens nach den bandeigenen Versionen von Neil Young's "Alabama" und "Baby, You're A Rich Man" von Len-non/McCartney muss man feststellen, dass ihre eigenen Nummern sogar mit solchen Giganten mithalten können. Der Country-Rock von "Last Minute Man", der J.J. Cale-Groove von "Keep To The Kingdom", der packende Zugriff bei "Trouble Come Early" - das sind Songs, die unbedingt in das Great American Songbook gehören als Paradebeispiele für perfektes Songwriting.

Was dieses Konzert bereits der Höhepunkt des noch jungen Bluesfests? Man kann ja gerade in diesem Jahr die unterschiedlichen Künstler des Festivals nur schlecht miteinander vergleichen und sollte dies deswegen auch nicht tun, aber eine Sternstunde im Rahmen des Festivals und auch die Neue Welt als Veranstaltungsort an sich hat wohl nur ganz selten solch perfekte Abende erlebt.

Obwohl das Konzert bereits seit Längerem ausverkauft war, blieben Plätze frei. Ein Biergartenbesuch an einem lauen Frühlingsabend war wohl doch die reizvollere Alternative. Nun ja, jeder muss selber wissen, was er tut, sollte sich dann aber nicht über verpasste Gelegenheiten beschweren.

Karl Leitner