"Barbie" klärt auf Youtube über Rassismus auf

17.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:20 Uhr
Barbie-Figuren des Herstellers Mattel werden bei der Spielzeugmesse «Toy Fair» präsentiert. −Foto: Mark Lennihan (AP)

Die Figur der "Barbie" ist weiß, wohlhabend und privilegiert - und das ist sie sich auch bewusst. Auf Youtube klärt eine animierte Version der Puppe über Rassismus auf.

Die pinke Traumwelt von Barbie ist offenbar nicht frei von Privilegien für Weiße. Das macht Barbie auf ihrem Youtube-Kanal deutlich. In der Reihe "Barbie Vlogs" werden bisweilen auch ernsthafte Themen behandelt. Etwa Mobbing oder Empathie. Der Großteil der Videos soll jedoch Spaß machen. Aber gerade werden ernste Töne angeschlagen: Freundin Nikki und Barbie zeigen, was Alltags-Rassismus bedeutet. 

"Millionen Menschen auf der ganzen Welt stehen auf und kämpfen gegen Rassismus", sagt Barbie in dem Video und bezieht sich damit wohl auf die Black Lives Matter-Bewegung. "Und das machen sie, weil Menschen zu oft und schon zu lange unfair behandelt werden."

In dem Beitrag sitzen Barbies und ihre dunkelhäutige Freundin Nikki in Barbies pinkem Schlafzimmer im Traumhaus und sprechen darüber, was es heißt, eine andere Hautfarbe zu haben. Nikki erzählt von ihren Erfahrungen: "Die Leute denken, dass bei mir alles in Ordnung ist. Aber die Wahrheit ist: Ich und so viele andere Schwarze erleben Rassismus. Die ganze Zeit."

Rassismus möglichst kindgerecht erklärt

Nikkis Beispiele sind frei von physischer Gewalt. Die Ungerechtigkeit nachzuvollziehen, sollte für Kinder dennoch nicht schwerfallen. Wer seinen Nachwuchs mit der Rassismus-Problematik vertraut machen möchte, muss ihnen nicht Polizeigewalt aus den USA zeigen. 

Nikki erzählt, dass sie bei einem Sticker-Verkauf am Strand dreimal von der Security kontrolliert worden sei - Barbie dagegen gar nicht. Und auch ein Französisch-Lehrer in der Schule habe Nikkis gute Leistung in dem Fach nicht gewürdigt, sondern einfach behauptet, sie hätte Glück gehabt. Barbie sei jedoch von dem Lehrer unterstützt worden. "Leute machen so etwas mit mir, weil ich schwarz bin und sie falsche Vermutungen über mich anstellen." Barbie gibt zu, dass das bei Weißen nicht so ist. "Das ist nicht fair, weil das bedeutet, weiße Menschen haben einen Vorteil ohne einen richtigen Grund. Und schwarze Menschen einen Nachteil, den sie nicht verdient haben."

Werden Kinder durch das Thema belastet?

Die Form, die die Macher des Videos gewählt haben, reproduziert Rassismus nicht. Die Zuschauer bekommen ihn nicht aktiv zu sehen, sondern erleben ihn nur durch Nikkis Erzählung. Wie es schwarzen Menschen mit solchen Erfahrungen geht, erlebt man durch die Emotionen der Figur. 

Dennoch: Sollte die Spielwelt nicht frei sein von solchen schwierigen Themen? Werden die Kinder dadurch nicht unnötig belastet und zurück geholt in die oft harte Wirklichkeit? Diese zeigt, dass Schwarze schon seit frühester Kindheit mit Rassismus konfrontiert werden, oft in krasserer Form als in dem Video. Dass sich die Fantasie-Figuren der Problematik annehmen, kann Kinder mit diesen Erfahrungen unterstützen. Sie fühlen sich ernst genommen. Zudem können sie eigene Erlebnisse in der Spielwelt verarbeiten, schließlich gibt es ja auch Puppen mit dunkler Hautfarbe zu kaufen.

Fantasie-Unterstützung einer Kunstfigur

Die englischsprachige Version den Videos hat über eine 600.000 Klicks. Das deutsche Video dagegen ist mit etwas über 5000 Klicks weit nicht so erfolgreich und vorwiegend negativ bewertet. (Stand: 17. Oktober 2020)

Mattel hat international viel Lob für das Video bekommen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass es sich bei "Barbie" immer noch um eine Kunstfigur handelt, die geschaffen wurde, um Produkte zu verkaufen. Mit einer weißen Weste geht das natürlich besonders gut - und ein kurzes Video für Youtube ist dabei wenig Aufwand. 

Barbie steht zudem seit Anbeginn ihrer Existenz in der Kritik, ein oberflächliches und hedonistisches  Frauenbild (samt unrealistischer Körpermaße) dazustellen. Da könnte eine schnelle Unterstützung der Black Lives Matter-Bewegung ein willkommener Anlass sein, das Image etwas aufzuhübschen. 

"Dass du zuhörst und dabei bist, ist echt wichtig", lassen die Macher Nikki in dem Video sagen und loben sich damit quasi selbst. Andererseits wird durch Nikkis positives Feedback an Barbie auch gezeigt, dass alle diese Ungerechtigkeit bekämpfen sollten: So werden auch alle Kinder mit heller Hautfarbe einbezogen und auf die Thematik aufmerksam gemacht. 

Immerhin ist das Thema Diversität nicht ganz Neuland für Barbie. Die Figur der Nikki gibt es seit 1996 im Barbie-Universum. Die erste schwarze Barbie tauchte aber immerhin schon 1968- vier Jahre nach Aufhebung der Rassentrennung in den USA - auf.