Kolumne
Zurück aus der Zukunft...

12.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr
Franz Glatz −Foto: Dan Taylor

Las Vegas (DK) Vier Tage auf der Consumer Electronic Show (CES) in der künstlichsten Stadt der USA, Las Vegas, und du glaubst, du lebst auf einem anderen Planeten.

Nicht allein, dass die Stadt und ihre Menschen total verrückt sind, dass Glücksritter hier ebenso verbreitet sind wie Reklametafeln und Sand oder dass man wohl nirgendwo sonst mit einem Spaziergang durch die Hotelhallen binnen weniger Minuten zwischen Paris, New York, dem Mittelalter und Ägypten wechseln kann… Das alles ist nichts gegen die über 100.000 Fachbesucher, die immer in der zweiten Januarwoche die Stadt in der Wüste bevölkern und nur ein Thema haben: „What´s next?“

Als Leiter des Digitalen Gründerzentrums der Region Ingolstadt, brigk, komme ich generell viel rum. In den letzten Jahren war ich auf annähernd allen relevanten Digital- und Technologie-Events des Planeten. Hier in Las Vegas war ich zum ersten Mal – auf dieser „Messe“, wie ich diese weltgrößte Veranstaltung ihrer Art einmal unspektakulär bezeichnen würde. Ich war „mega geflasht“. Warum?

Ich wollte neue Trends entdecken, Entwicklungen verstehen, Technologien ausprobieren, Inspiration aufsaugen, interessante Menschen kennenlernen und voller Ideen und Eindrücke in 2018 starten. Eine Art Bildungsreise, die mich bestens auf die Weiterentwicklung des brigk vorbereiten sollte. 
 

Drei Dinge, die ich gelernt, gesehen und erlebt habe, haben mich besonders überzeugt:


1. In Zukunft werden wir nicht mehr googeln, wenn wir etwas wissen wollen. Wir werden nicht mehr tippen, wenn wir eine Notiz machen oder eine Mail schreiben. „Voice“ (also Stimme) ist das Stichwort für Morgen. Alexa, SIRI, Google Home und wie sie alle heißen, werden immer präsenter und besser. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Betrachten Sie die Jugend, wenn sie WhatsApp benutzt: die meisten Kids sprechen anstatt zu tippen. Voice-Message wird die geschriebene Nachricht schon bald ablösen und dass in allen Bereichen des Lebens. In Vegas bieten die ersten Casinos bereits virtuelle sprachgesteuerte Concierge-Dienste an – sicher in wenigen Jahren für die meisten von uns Alltag.
 
2. Wer das Auto der Zukunft baut ist noch nicht entschieden. Alle großen Automobilbauer waren da und präsentierten neue Konzeptcars oder Plattformen. Ich verstand vor allem eines: es geht nicht mehr darum, wer das Auto, das Blechgerüst, baut. Es geht darum, wer dem Kunden eine ausgefeilte und smarte Komplettlösung für sein Mobilitätsbedürfnis anbietet. Und dieses Rennen ist noch nicht entschieden – das weiß auch TESLA oder Byton, der neuen Star mit bayerischen Ingenieuren und chinesischem Geld.
 
3. Und zum Schluss, das Eindrucksvollste: die Zukunft der Drohnen! Zu meiner großen Überraschung eines der großen Themen hier auf der CES. Ich hatte Tränen in den Augen, als ein Ballett aus 250 Drohnen von INTEL abends den Nachthimmel über Las Vegas zum Leuchten brachten. Ebenso war ich tief beeindruckt von Florian Reuter, Chef von Volocopter, dem ersten bemannten, voll-elektrischen Multicopter der Welt mit Flugzulassung, wie er einem Kunden stolz sein Produkt demonstrierte und die Vision dahinter skizzierte. In diesen Momenten wurde das immense Potential dieser Technologie und die damit verbundenen Möglichkeiten allzu offensichtlich. Was wir heute Drohnen nennen könnten morgen Taxis sein, oder Lieferboten oder auch vieles andere.
 
Noch eine Anmerkung zu Volocopter: das Unternehmen kommt aus Deutschland! Auch hier in unserer Region wird an derartigen Konzepten und Ideen gearbeitet und mitentwickelt. So gesehen bin ich nicht aus der Zukunft zurückgekehrt, sondern an einen Ort, an dem eben auch an der Zukunft gebaut wird. „What’s next“ entscheiden auch wir!

 

Zum Autor der Kolumne: Franz Glatz

Franz Glatz ist sei 1. Juni 2017 Geschäftsführer der Digitales Gründerzentrum der Region Ingolstadt GmbH. Aufgabe des Chemikers ist sowohl der Aufbau des Zentrums, als auch die Leitung. Der geborene Neuburger war sechs Jahre lang Vorstand des europäischen Verbandes für Inkubatoren und Akzeleratoren und hat darüber hinaus diverse laufende Lehraufträge an Hochschulen und Universitäten.