Google-Chef schiebt Schuld auf Programmierer

08.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:57 Uhr
Die Gründer der Suchmaschine Google Sergey Brin (rechts) und Larry Page, aufgenommen 2005 −Foto: A2800 epa Peter Foley (EPA)

London (dk) Google-Chef Eric Schmidt entschuldigt sich für die Sammlung privater WLAN-Daten durch die Street-View-Autos seines Unternehmens und gibt zu, dass möglicherweise auch private Bankkonten-Details gespeichert worden seinen. Gleichzeitig schiebt er die Schuld auf einen Google-Programmierer.

Google hatte ursprünglich nur zugegeben, die frei verfügbare Software Kismet für die Erfassung von WLAN-Netzwerken eingesetzt zu haben. Bei der Untersuchung eines der Street-View-Autos durch die Mitarbeiter von Johannes Caspar, dem Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz, kam dann allerdings heraus, dass auf den Rechnern auch ein Google-Programm lief. In einer Pressemitteilung aus Hamburg heißt es: "Dieses protokolliert die von Kismet empfangenen WLAN-Daten und speichert sie auf einer Datenfestplatte dauerhaft."
 
Die Urheberschaft an dem in diesem Programm enthaltenen problematischen Code-Schnipsel weist Google-Chef Schmidt nun dem namentlich nicht genannten Programmierer zu. Dessen Programm-Code stelle eine klare Verletzung von Googles internen Regeln dar. Es werde deswegen eine interne Untersuchung geben. Schmidt sagte zudem, es sei nicht klar, ob der Programmierer den Code in den 20 Prozent seiner Arbeitszeit geschrieben habe, in der Google-Mitarbeiter eigene Projekte entwickeln.
 
Für das Sammeln der privaten Nutzerdaten hat sich Larry Page, einer der beiden Google-Gründer, mittlerweile in einem Interview entschuldigt. "Es tut uns sehr leid. Es ist definitiv ein Fehler gewesen", sagte er der "Welt am Sonntag". "Es ging uns darum, Informationen für standortbezogene Services zu erhalten, aber keineswegs darum, Nutzerdaten zu erfassen und zu speichern."
 
Dass Google WLAN-Netzwerke erfasst und registriert hat, war also von Anfang an geplant. In einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt es dazu: "Tausende von Anwendungen auf mobilen Endgeräten wie beispielsweise dem iPhone und Android-Telefonen sowie Websites wie Twitter oder Browser wie Firefox machen Gebrauch von solchen Wifi-Lokalisierungen." Dass aber nicht nur abstrakte Netzwerk-Charakteristika, sondern auch private Daten aus ungeschützten Funknetzwerken aufgefangen und gespeichert worden seien, sei ein Versehen und ein Fehler gewesen. "Wir haben Mist gebaut (We screwed up)", sagt Eric Schmidt.
 
Derweil hat das Blog "American Dictator" eine denkbare Anwendungsmöglichkeit für die von Google gesammelten Daten gefunden. Der Betreiber des Blogs meint, dass Google quasi ein virtuelles GPS-Gerät auf den PCs der Anwender einrichten könnte. Zu dieser Behauptung kommt er nach einem Blick in die Hilfeseiten der Google Toolbar-Funktion "My Location". Dazu heißt es unter dem Punkt "Privacy", dass der Toolbar zur Bestimmung des jeweiligen Ortes die MAC-Adresse, die SSID des Funknetzes sowie alle für den PC sichtbaren anderen Funknetze samt der Feldstärke dieser Zugangspunkte an Google übertragen werden. Die gesammelten WLAN-Daten der Street View Autos könnten nun dabei helfen, den jeweils genutzten Toolbar-PC genauestens räumlich zu verorten. Somit könnte Google lokale Werbung perfekt auf den Anwender zugeschnitten auszuliefern.