München
"Man weiß nicht, welche Daten gesammelt werden"

20.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:03 Uhr
Claudio Müller −Foto: Juliane Weber

München (DK) Claudio Müller ist Testredakteur bei der Computerzeitschrift „Chip“ in München. Wir haben den Experten zu den Gefahren bei WhatsApp befragt und wollten wissen, ob es Alternativen gibt.

Herr Müller, wie sicher ist WhatsApp?

Claudio Müller: WhatsApp ist seit Jahren umstritten. Es gab oft Probleme, etwa, dass Daten wie die Telefonnummer unverschlüsselt übertragen wurden. Generell sammelt WhatsApp sehr viele Daten über den Nutzer. Die Sicherheit ist schwer einzuschätzen, weil man nicht weiß, wie das Programm Daten verarbeitet, speichert und vor Angriffen schützt.

 

Kann man nachvollziehen, was genau das Programm macht?

Müller: Als Nutzer weiß man nicht, welche Daten konkret gesammelt und gespeichert werden und was damit passiert. Das ist ein Problem.

 

Lässt sich die App irgendwie sicherer einstellen?

Müller: Bei Android-Smartphones sieht man die Berechtigungen der App und kann sie akzeptieren oder nicht. Tut man das nicht, dann kann man die App auch nicht nutzen. Es gibt SicherheitsApps, die es ermöglichen, die Berechtigungen der Apps im Nachhinein noch etwas einzuschränken – „SRT-AppGuard“ zum Beispiel. Das ist empfehlenswert, wenn man große Bedenken hat, was den Datenschutz angeht. Ob das die hundertprozentige Lösung ist, sei mal dahingestellt.

 

Gibt es eine sichere Alternative?

Müller: Es gibt Apps wie „Viber“, die im Prinzip etwas ähnliches bieten. Das Problem ist immer, dass einem eine Kommunikations-App nur dann etwas bringt, wenn sie auch wirklich viele Freunde nutzen.

 

Was ist mit „Threema“?

Müller: Das Programm leidet vor allem darunter, dass es etwas schwieriger einzurichten ist. Das machen die meisten Leute nicht gerne.

 

Warum ist die Kommunikation über WhatsApp so billig?

Müller: Weil die Daten, die die App sammelt, natürlich auch in irgendeiner Art vermarktet werden können. Noch ist das Programm werbefrei. Ob das auf längere Sicht so bleibt, wenn Facebook da mit drinhängt, wage ich zu bezweifeln.

 

Was glauben Sie, wird Facebook mit dem Programm in Zukunft anstellen?

Müller: Ich glaube, Facebook wird zunächst mal nichts ändern. Es wird als eigenständige App weiterlaufen. Was Facebook mit dem Kauf wollte, ist die vielen jungen Leute, die WhatsApp auf dem Mobilgerät nutzen, auch wieder bei sich unter einem Dach zu haben. Außerdem kommuniziert man bei WhatsApp eins zu eins oder in kleinen Gruppen. Das Bedürfnis, wie bei Facebook Neuigkeiten an alle rauszuschicken, lässt nach.

 

Die Fragen stellte Sebastian Oppenheimer.