Ingolstadt
"Habe keine Angst, dass wir zu weit gehen"

Generalkonsul Bill Moeller über die Datenjagd der USA und die Beziehung zu Bayern

12.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:02 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Wo ein Anfang ist, ist manchmal auch schnell schon wieder ein Ende. Seit September ist Bill Moeller amerikanischer Generalkonsul in München. Ein Teil seiner Arbeit besteht im Moment aber darin, die Anforderungen für seinen Nachfolger festzulegen. Denn die Stelle als Generalkonsul ist auf drei Jahre befristet – ohne Chance auf Verlängerung. Somit wird Moeller mit seiner Frau und dem jüngsten seiner drei Kinder also bald wieder die Umzugskartons packen. Unsere Redakteure Gerd Schneider und Stefan König sprachen mit Moeller über das Leben in Bayern, das umstrittene Datensammelprogramm „Prism“ und den Deutschland-Besuch von Präsident Barack Obama.

Mister Moeller, die USA gelten als Land der Freiheit. Wenn man sich das Datensammelprogramm „Prism“ ansieht, kommen einem Zweifel. Zurecht?

Bill Moeller: Nein. Wir sind verpflichtet, die Bevölkerung zu schützen. Die Freiheit ist der höchste Wert, in Deutschland wie in den USA. Doch seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ist die Bedrohungslage eine andere. Ich habe keine Angst, dass wir mit „Prism“ zu weit in eine Richtung gehen.

 

Dennoch: Mit der Privatsphäre ist bei der Sammelwut der Behörden nicht weit her. Ist das der Preis, den die Bürger zahlen müssen?

Moeller: Unser Präsident Barack Obama hat erst vor ein paar Tagen im Kongress gesagt, dass wir den Krieg gegen die Terrorristen zu Ende bringen müssen. Dazu gehören Ermittlungen wie „Prism“, aber wie Präsident Obama betont, geschieht das unter Einhaltung der von der Verfassung garantierten Bürgerrechte. Ich kann Ihnen versichern: Die USA haben in Sachen Privatsphäre die gleichen Ansichten wie Deutschland. Es geht nur darum, zwischen Freiheit und Sicherheit die richtige Balance zu finden.

 

Conrad Tribble, Ihr Vorgänger in München, hat im Zug der Wikileaks-Veröffentlichungen für Wirbel gesorgt. Den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer hatte er in einem geheimen Papier als „unberechenbar und ahnungslos“ bezeichnet. Hat Ihr Verhältnis zur Staatsregierung darunter gelitten?

Moeller: Nein. Das Verhältnis ist hervorragend. Da gibt es keine Irritationen oder Ähnliches. Die USA sind für Bayern das Exportland Nummer eins. In Grafenwöhr und Hohenfels haben wir die modernsten Truppenübungsplätze außerhalb des Landes. Ohne die Gastfreundschaft Bayerns würde die Nato nie so gut funktionieren. Bayern verkörpert die transatlantischen Beziehungen. Wir schätzen sehr, dass der Freistaat das Amerikahaus München modernisiert und die bayerisch-amerikanischen Aktivitäten weiter unterstützt. Und zu meiner Person: Jeder weiß, wie schön München ist. Ich habe hier einen der besten Jobs im Auswärtigen Dienst.

 

Im Herbst wird in Bayern eine neue Regierung gewählt? Beschäftigen Sie sich schon mit den möglichen Konstellationen?

Moeller: Natürlich haben wir das im Auge. Egal, wie die Wahl ausgeht. Auf die Beziehungen zu den USA wird das keinen Einfluss nehmen. Das Verhältnis wird sehr gut bleiben.

 

In zwei Wochen besucht Barack Obama Deutschland. Werden Sie dann auch in Berlin sein?

Moeller: Das wird sich kurzfristig entscheiden. Ich denke aber eher nicht. Mit meinen Kollegen in Frankfurt, Leipzig, Hamburg und Düsseldorf werde ich in den jeweiligen Generalkonsulaten die Stellung halten. Wobei ich seine Rede am Brandenburger Tor gerne live erleben würde. Schließlich hat dort vor 50 Jahren John F. Kennedy gesprochen.

 

Immer wieder klagen Touristen über teils unsägliche Bedingungen bei der Einreise in die USA. Wartezeiten von vier Stunden sind nichts Ungewöhnliches. Der erste Eindruck von den USA fällt dementsprechend aus. Das kann nicht in Ihrem Sinn sein?

Moeller: Das ist sehr bedauerlich und nicht akzeptabel. Präsident Obama hat erst im vergangenen Jahr zu einer Freundlichkeitsoffensive aufgerufen., Wir wollen, dass die Menschen uns besuchen und zuvorkommend empfangen werden.