Die
Suchmaschine mit eingebauter Privatsphäre

30.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:53 Uhr

Optische Ähnlichkeiten zu Google: Doch damit enden laut Qwant-Mitgründer Eric Léandri auch schon die Ähnlichkeiten zum Suchmaschinen-Giganten aus den USA. Screenshot: DK

Die Suchmaschine Qwant hat ihr Logo in bunten Farben gezeichnet: Gelb, grün und blau leuchten die Buchstaben vom Bildschirm. Das erinnert an den großen Konkurrenten Google – doch hier höre die Gemeinsamkeit auf, betont Qwant. Das Unternehmen aus Frankreich bringt seine Suchmaschine jetzt auf den deutschen Markt.

Es will sich mit einem Fokus auf den Schutz der Privatsphäre von der Konkurrenz absetzen.

„Wir versuchen, Ihnen so viel Privatsphäre und Sicherheit wie möglich zu geben“, sagte Qwant-Mitgründer Eric Léandri bei der Vorstellung des Unternehmens in Berlin. „Wir sammeln absolut keine persönlichen Daten.“ Qwant setzte lediglich einen Cookie für die jeweilige Sitzung, speichere Informationen zum Nutzerverhalten aber nicht dauerhaft. Qwants Ergebnisseite ist in mehrere Spalten aufgeteilt, in denen Informationen von Nachrichtenseiten, aus der Wikipedia oder aus Online-Netzwerken wie Facebook und Twitter gesammelt sind. Die Suchergebnisse sind für alle Nutzer gleich und nicht personalisiert.

Qwant will die Nutzer aus der eigenen „Filterblase“ befreien. So tauften Experten den Effekt der personalisierten Suchergebnisse. Denn die Resultate bei Google oder Yahoo sind nicht für alle Menschen gleich. Google etwa verknüpft unter anderem bisherige Anfragen, den Standort und Informationen aus dem eigenen sozialen Netzwerk Google Plus. Es kann so auf den Nutzer abgestimmte Ergebnisse liefern.

Einerseits ist das praktisch. Andererseits, so die Skeptiker, beschränke dies die Sicht auf die Welt. „Wir sind nicht dazu da, um Ihnen genau das zu zeigen, was Sie sehen wollen. Wir sind da, um zu zeigen, was existiert“, sagt Léandri.

Qwant habe bisher 3,5 Millionen Euro von Investoren eingesammelt, sagt Mitgründer Jean Manuel Rozan. Geld verdient die Suchmaschine mit dem Verkauf von Software an Firmen und mit Werbelinks, bei denen Qwant einen Anteil erhält, wenn Nutzer etwas kaufen. Im vergangenen Jahr habe Qwant fünf Millionen Euro umgesetzt, sagte Rozan. Die Firma nähere sich dem Punkt, an dem sie profitabel arbeite.

In Frankreich ging Qwant Anfang 2013 online. Innerhalb eines Jahres zählte die Suchmaschine 600 Millionen Anfragen. Damit ist Qwant winzig im Vergleich zu Google: Dort werden 100 Milliarden Anfragen verarbeitet – pro Monat. Zu Qwant gab es zum Start Anfang März nicht einmal einen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag.

Mehrere kleine Google-Konkurrenten wie DuckDuckGo oder Ixquick wollen ebenfalls auf dem Datenschutz-Feld punkten. Seit den Snowden-Enthüllungen im vergangenen Sommer zählen sie einen deutlichen Nutzerzuwachs.

„Ich trete nicht gegen Google an“, sagt Léandri dennoch. Er wolle eine europäische Suchmaschine aufbauen. Bis Ende des Jahres werde Qwant nach in weitere europäische Länder expandieren. Auf Italienisch, Spanisch und Portugiesisch läuft die Suche bereits. dpa