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Zivilisten fürs Schlachtfeld gesucht

Statistenjobs zu vergeben

22.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:47 Uhr
Bei Manövern auf dem Truppenübungsplatz in Hohenfels kommen neben Soldaten auch Zivilisten zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe trainieren die US-Armee und ihre Verbündeten in Rollenspielen den richtigen Umgang mit der Bevölkerung in Krisengebieten. Derzeit werden Statisten für eine Großübung im Januar gesucht. −Foto: Eichmüller

Hohenfels (DK) In Hohenfels in der Oberpfalz trainieren Streitkräfte der US Army und ihre Bündnispartner den Einsatz in Krisengebieten – und wie sich Opfer in der Zivilbevölkerung vermeiden lassen. Eine wichtige Rolle spielen dabei
Laiendarsteller. Eine Spezialfirma sucht jetzt in ganz Deutschland Bewerber für den ungewöhnlichen Job, bei dem es schon mal explosiv zugeht.

Zwischen 90 und 130 Euro gibt es am Tag dafür, dass man in die Rolle eines Lehrers schlüpft, einen Taxifahrer spielt, der gerade eine Straße kehrt oder einen Krankenpfleger. Ein typischer Statisten-Job eben. Doch Kameras gibt es hier nicht mitten im Nirgendwo zwischen Nürnberg und Regensburg. Dafür plötzlich knatternde Maschinengewehre, Rauchgranaten explodieren und Militärkonvois donnern über den Asphalt. Gedreht wird auf dem streng abgeschirmten riesigen Areal bei Neumarkt auch kein Actionfilm.

Die US-Army und ihre Verbündeten - bis zu 60000 Soldaten pro Jahr - üben hier für ihren Einsatz in den Krisengebieten der Welt. Um das so realistisch wie möglich zu gestalten, brauchen sie "Civilians on the Battlefield" (COB) - Zivilisten fürs Schlachtfeld. Ein Job für Studenten, die ihr Bafög aufbessern wollen, für Arbeitslose, die eine Beschäftigung suchen oder Menschen, die Lust auf den etwas anderen Urlaub vom Alltag haben. Der Einsatz beginnt für sie im Januar auf dem Übungsplatz Hohenfels bei Neumarkt in der Oberpfalz und dauert zwei Wochen.

"Wir suchen 1000 Teilzeit- und 50 Vollzeit-Statisten und brauchen dafür Darsteller aus Bayern, eigentlich aus ganz Deutschland", sagt Ruud Steenhuisen. Er arbeitet für die Valbin Corporation, ein US-Unternehmen, das in Neumarkt wegen der Nähe zu einem der größten Truppenübungsplatz in Europa ein Büro betreibt und seit Jahren Partner der amerikanischen Streitkräfte ist.

Der Job als COB ist alles andere als ein Kasperltheater. Es gelten strenge Regeln für die Statisten. Der Bereich, in dem sie arbeiten, ist für Normalbürger nicht zugänglich und gehört zum militärischen Sicherheitsbereich. Während des Jobs mal schnell mit dem Smartphone im Internet surfen, eine WhatsApp-Nachricht schreiben, das ist nicht drin.

Für die Army und ihre Verbündeten ist das, was auf dem 160 Quadratkilometer großen Übungsplatz und seinen acht Übungsdörfern passiert, bitterer Ernst. Beherrschen Soldaten nicht das, was sie hier lernen, riskieren sie im Einsatz das Leben Unschuldiger und natürlich ihr eigenes.

Die Statisten tragen deshalb wie die Soldaten Übungswesten mit Sensoren. Trifft ein Laserstrahl aus einer Übungswaffe diese Sensoren, piepen die Westen ohrenbetäubend laut. Das Zeichen dafür, dass ein Mensch verletzt oder getötet wurde - und ein Soldat seinen Job nicht gut gemacht hat.

"Der erste Einsatz für die Statisten ist von 21. Januar bis 2. Februar geplant", sagt Steenhuisen. Die Bewerber sollten fließend Deutsch und vorzugsweise auch Englisch sprechen. "Wenn sie auch Polnisch oder Tschechisch beherrschen, ist das großartig", heißt es in der Stellenausschreibung.

Bei den meisten Stellen handelt es sich um Teilzeitarbeitsverträge, aber auch Vollzeitjobs sind dabei. Gebraucht werden Rollenspieler, aber auch Darsteller, die als Dolmetscher für die Soldaten fungieren können. Gesucht werden auch Teamleiter, die so etwas wie "Regieassistenten" sind und aufpassen, dass sich alle Darsteller an ihre zugewiesenen Rollen halten.

Den Transport nach Hohenfels übernimmt die Valbin Coro. mit Bussen, die von größeren Städten in ganz Deutschland starten. Unterkunft und Verpflegung werden von der US Army in Hohenfels zur Verfügung gestellt. Die Unterbringung ist zwar spartanisch, dafür ist die Verpflegung reichhaltig. Mittags gibt es genau wie für die Soldaten ein "MRE" (Meals Ready to Eat). Essen wird dreimal täglich serviert, Getränke und Snacks gibt es den ganzen Tag über.

Geschlafen wird in Kasernen. Bis zu 40 Darsteller teilen sich einen Schlafsaal, Frauen und Männer sind getrennt untergebracht. Es wird empfohlen, einen Schlafsack, Handtücher und warme Kleidung mitzubringen. Ein Wellnessurlaub ist der Job als Statist natürlich nicht, dafür aber im wahrsten Sinn des Wortes krisensicher.

Wer mitmachen will, der darf zudem kein Langschläfer sein. Die Weckzeit ist in der Regel zwischen 5 und 5.30 Uhr, die erste Besprechung des Tages findet bereits um 7 Uhr statt. Zehn Stunden später ist dann Feierabend. Bis zum nächsten Tag, wenn das Rollenspiel von vorne beginnt.

Darsteller können sich bei der Valbin Coro., Dreichlingerstraße 47, 92318 Neumarkt, bewerben; via E-Mail mit vollständigem Namen, Anschrift und E-Mail-Adresse an ruud@valbin.org oder auf der Website www.valbinjmrc.com