''Eine abstruse Vermutung''

16.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:01 Uhr
Walter Mixa −Foto: AFP

Augsburg (DK) Der Anwalt des emeritierten Bischofs Walter Mixa greift die Spitzen der Diözese Augsburg scharf an: Nach der Einstellung der Vorermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs warf er der Diözese vor, die Staatsanwaltschaft nur "auf eine abstruse Vermutung hin" eingeschaltet zu haben.

Gerhard Decker beruft sich in einer gestern verbreiteten Erklärung auf Unterlagen der Staatsanwaltschaft Ingolstadt, die die Ermittlungen gegen Mixa am Freitag eingestellt hatte. Danach, so Decker, "wurde die Anzeige des Bistums Augsburg allein mit dem persönlichen Eindruck einer Pastoralreferentin in Eichstätt begründet, die in der Nachbarschaft des vermeintlichen Opfers wohnt". Diese Frau, so Decker, "wollte festgestellt haben", dass Veränderungen im Verhalten ihres Nachbarn in den letzten Jahren auf "einen sexuellen Missbrauch schließen ließen".

Auch Mixa beklagt in der Erklärung den Umgang mit den Vorwürfen. Er sei "betroffen, in welcher Weise die Verantwortlichen der Diözese Augsburg mit einem derart vagen und substanzlosen Sachverhalt umgegangen sind". Er stelle sich in dieser Frage an die Seite des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke, der den Informanten aus seiner Diözese sowie den Verantwortlichen in Augsburg vergangene Woche vorgeworfen hatte, gegen die Leitlinien der Bischofskonferenz im Umgang mit Missbrauchsfällen verstoßen zu haben.

"Die kirchenrechtlichen Vorschriften, fordern zuallererst den Anschein von Wahrheit eines zu meldenden Verdachts", heißt es in der dem DONAUKURIER vorliegenden Erklärung von Mixas Anwalt. Da die Meldung nicht wie zunächst behauptet aus dem "Umfeld des Opfers" gekommen sei, sondern von einer namentlich bekannten Mitarbeiterin der Diözese Eichstätt, "wäre in Zusammenarbeit mit dem dortigen Missbrauchsbeauftragten eine sofortige Aufklärung unschwer möglich gewesen". Dann hätte sich, so Decker, herausgestellt, dass gegen Mixa "niemals der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs erhoben wurde".

Mixa selbst, der immer noch in einem Schweizer Sanatorium ist, erklärt zu den Ereignissen: "Es tut mir weh, dass viele treue Christen wegen der haltlosen Missbrauchsvorwürfe an mir gezweifelt haben."

Decker untermauert in seiner Erklärung auch die Hinweise, dass Erzbischof Reinhard Marx sowie Weihbischof Anton Losinger Papst Benedikt XVI. in Rom während der Entscheidung über das Rücktrittsgesuch Mixas eine Datensammlung über angebliche Fehltritte des 69-Jährigen überreicht hätten. Der Anwalt schreibt: "Es wäre ein Gebot der Fairness gewesen, meinem Mandanten die Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben, bevor man dem Papst ein Dossier überreicht."

Auch der Nachfolger Mixas als Stadtpfarrer in Schrobenhausen, Josef Beyrer, verurteilt den Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen. Die Vorverurteilung und der damit verbundene Rufmord durch Mitarbeiter der eigenen Kirche seien skandalös, sagte Beyrer gestern im Gottesdienst.