DNA-Reihentest in Regensburg
Vergewaltigung im Donaupark: 33-Jährigem droht lange Haftstrafe

11.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:47 Uhr |

Staatsanwalt Sebastian Stitzinger, Polizeivizepräsident Thomas Schöniger und Kriminalrat Andreas Rußwurm (von links) gaben Details zu den Ermittlungen bekannt. −Foto: Jürgen Scharf

Eine damals 27Jahre alte Frau war im November 2020 im Regensburger Donaupark vergewaltigt worden. Rund zwei Jahre später konnte die Polizei nun mit einem DNA-Test einen Verdächtigen ermitteln. Der 33-jährige Mann, der noch bis zum vergangenen Sommer in Regensburg wohnte, wurde vor wenigen Tagen in Thüringen festgenommen.



Die Tat hatte damals für Entsetzen in der Bevölkerung gesorgt. Eine Studentin war nachts nahe des Grillplatzes im Donaupark von einem Mann zunächst in ein Gespräch verwickelt worden. Dann bedrohte dieser die junge Frau plötzlich mit einer Schusswaffe und zerrte sie von dem Weg weg. Nach Angaben der Polizei habe er sie dann mit gezogenem Revolver zu sexuellen Handlungen gezwungen. Nach dem brutalen Übergriff flüchtete der Mann mit einem Fahrrad.

Möglicherweise war das auch nicht seine einzige Tat in dieser Zeit. In den Tagen zuvor waren zwei weitere Frauen von einem Mann, auf den genau dieselbe Beschreibung zutraf, mit einem silbernen Revolver bedroht worden – in der Altstadt sowie im Park nahe der Prebrunnallee. Mehrere Wochen danach meldete sogar noch eine dritte Frau einen Übergriff am Rennplatz, der nach demselben Muster ablief.

Ermittlungsgruppe mit zehn Beamten



Am Mittwoch schilderten Staatsanwalt Sebastian Stitzinger, Polizeivizepräsident Thomas Schöniger und Kriminalrat Andreas Rußwurm bei einer gemeinsamen Pressekonferenz wie danach nach dem Täter gefahndet wurde. Rußwurm sagte, dass eine eigene Ermittlungsgruppe mit einem Kernteam von zehn Beamten gegründet wurde, die seitdem praktisch an nichts anderem mehr gearbeitet hätten.

Die Polizei habe zunächst „mit großem Aufwand“, wie Rußwurm sagte, in alle Richtungen ermittelt und sei etlichen Hinweisen nachgegangen. Da dies aber nicht zum Täter führte, wurde als nächster Schritt ein DNA-Reihentest durchgeführt. Ein erster im Februar 2021 brachte aber keinen Treffer. Die Ermittler baten im Mai vergangenen Jahres dann noch einmal mehr als 500 Männer zu einer zweiten DNA-Testreihe.

Im Regensburger Westen gewohnt



Ein „eindeutiger Treffer“ bei dem DNA-Test, wie Staatsanwalt Stitzinger sagte, führte dann zu dem jetzt in Thüringen festgenommenen Mann, der aus Madagaskar stammt und 2013 nach Deutschland kam. Der Tatverdächtige, der Vater eines Kindes ist, habe sich zu den Vorwürfen bislang noch nicht geäußert. Bis zum vergangenen Sommer habe er mit seiner Familie noch in Regensburg gelebt, zeitweise sogar im westlichen Stadtteil, also in direkter Nähe des Tatorts.

In den kommenden Tagen sollen den Opfern nun Fotos des mutmaßlichen Täters vorgelegt werden. Der 33-jährige Mann ist nicht vorbestraft und stand nach Angaben der Polizei bis zum DNA-Treffer zu keiner Zeit im Fokus näherer Ermittlungen. Polizeivizepräsident Schöninger sagte, dass die ermittelnden Beamten „unnachgiebig und konsequent an diesem Fall gearbeitet“ haben – „und dadurch nun einen Durchbruch erreichen konnten“. Kriminalrat Rußwurm bestätigte derweil, dass die Beschreibung des Täters, mit der einst die Fahndung gestartet wurde - er war damals als 1,65 bis 1,75 Meter groß, dunkelhäutig und mit Rastalocken beschieben worden - bei Statur und Sprache nun auch genau auf den mutmaßlichen Täter zutreffe. Zu dem Umstand, dass der Mann dennoch noch eineinhalb Jahre nach der Tat frei in Regensburg lebte, sagte er: „Uns wäre es natürlich auch lieber gewesen, wenn wir ihn sofort festnehmen hätten können.“ Die Regensburger Kriminalpolizei habe „alles unternommen“ – dies habe zunächst aber eben noch nicht zum gewünschten Erfolg geführt.

Dem Test freiwillig zugestimmt



Der Tatverdächtige hatte dem DNA-Test im vergangenen November freiwillig zugestimmt. Bei seiner Festnahme leistete er nach Angaben der Polizei keinen Widerstand. Eine Schusswaffe, wie sie bei den Taten eingesetzt wurde, konnte bislang noch nicht gefunden werden. Der 33-Jährige sitzt nun in einem Gefängnis in Thüringen in Untersuchungshaft und soll demnächst nach Regensburg überstellt werden.

Bei der Fahndung war für entscheidende Hinweise einst eine Belohnung in Höhe von 3000 Euro ausgesetzt worden. Es wurden auch Fahndungsplakate, deren Text in verschiedenen Sprachen verfasst war, aufgehängt. Auch Spezialisten der Operativen Fallanalyse des Polizeipräsidiums München, sogenannte Profiler, wurden hinzugezogen. In den zwei Jahren seit der Tat wurde nach Angaben der Polizei die DNA von insgesamt 514 Männern überprüft. Die zur Abgabe einer Speichelprobe aufgeforderten Personen hatten der Polizei zufolge alle in einem bestimmten Zeitraum einen Bezug zur näheren Umgebung der verschiedenen Tatorte in Regensburg.

Stitzinger sagte am Mittwoch, dass bei besonders schweren Fällen von Vergewaltigung das Gesetz für die Täter eine Haftstrafe zwischen fünf und 15 Jahren vorsieht. Schöniger richtete sich bei der Pressekonferenz auch direkt an die Opfer der Übergriffe im November 2020: „Es ist nur schwer zu begreifen, was es bedeutet, wenn jemandem so ein Angriff auf die Intimsphäre widerfährt.“

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