Gäste aus aller Welt kommen auf das Oktoberfest, es werden wieder Millionen Menschen erwartet. Die Sicherheitskräfte in München rüsten sich – speziell nach den Anschlägen in Solingen und München.
Polizei und Behörden sehen sich für das Oktoberfest gut gerüstet. Die Wiesn sei „das sicherste Volksfest der Welt“, sagte Einsatzleiter Christian Huber vom Polizeipräsidium München, räumte aber auch ein: „Es wird keine hundertprozentige Sicherheit geben.“ Die Sicherheitsbehörden versuchten alles, „an die 100 Prozent möglichst nah ranzukommen“. Man könne „von einem sehr hohen Sicherheitsniveau sprechen“.
Alle Feste in der Region auf einen Blick finden Sie in unserem Volksfestkalender 2024.
Rund 600 Polizisten sollen auf dem Münchner Oktoberfest, das an diesem Samstag beginnt und bis zum 6. Oktober dauert, im Dienst sein. Dazu kommen 1200 bis 1500 von der Stadt eingesetzte Ordner. Kontrollen an den Eingängen und hohe Polizeipräsenz gehören seit langem zum Sicherheitskonzept für die Veranstaltung, die als größtes Volksfest der Welt gilt und ein Millionenpublikum anlockt.
Videoüberwachung, Flugverbote, Bodycams
Zu dem stetig weiterentwickelten Sicherheitskonzept zählen auch die Verbote von größeren Taschen und Rucksäcken sowie von Messern und Glasflaschen. Über dem Gelände gelten Flugverbote, auch für Drohnen. Mehr als 50 Videokameras helfen bei der Überwachung des Veranstaltungsplatzes. Polizeibeamte sind mit Bodycams unterwegs. Die Zufahrten werden von Pollern und Pflanzenkübeln aus Beton versperrt, die mit bunten Blumen den fröhlichen Charakter des Fests unterstreichen.
Metalldetektoren an Eingängen
Nach den mutmaßlich islamistischen Terrortaten von Solingen und München sollen Ordner laut Festleitung erstmals an den Eingängen stichprobenartig und verdachtsabhängig Hand-Metalldetektoren einsetzen. Es soll auch mehr Ordner geben als im Vorjahr, wo rund 600 Polizisten und an die 2200 Ordner im Einsatz waren.
1000 Euro Strafe für Messerdiebe
Auf dem Oktoberfest gilt ein Messerverbot - und noch „mehr als das“, wie Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl sagte. Es seien „alle Gegenstände auf der Wiesn verboten, die geeignet wären, jemanden zu verletzten“. Und Messer, die im Bierzelt gebraucht werden, um ein Hendl zu essen oder eine Schweinshaxe, die müssten auch dort bleiben. Wer versuche, ein Messer aus einem Zelt mit auf das Festgelände zu nehmen, muss mit Bußgeldern von bis zu 1000 Euro rechnen. Ziel sei es, dafür zu sorgen, „dass die Wiesn für alle ein sicherer Ort ist“.
Keine konkrete Bedrohungslage
„Für Bayern und die Wiesn 2024 liegen uns derzeit keine konkreten Gefährdungshinweise vor. Die abstrakte Gefährdungslage durch den islamistischen Terrorismus ist aber sehr hoch“, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). „Vor allem der Nahost-Konflikt, der weiter zu eskalieren droht, verschärft das Gefährdungspotential, auch durch die Terrormiliz Islamischer Staat.“ Die Sicherheitsbehörden seien höchst wachsam, jedem Hinweis werde akribisch nachgegangen.
Mit Terrorsorgen vor dem Fest haben die Münchner schon Erfahrung. 2009 wurde nach einem Video des Terrornetzwerks Al-Qaida mit Wiesn-Bezug das Festgelände eilig mit Lastwagen gegen Angriffe gesichert. Damals wurden Sperrringe gezogen, die bis heute Gültigkeit haben. Etwa dürfen nur Anwohner mit dem Auto in die Zone um das Festgelände fahren. 2016 und 2017 wurden die Vorkehrungen nach Lastwagen-Anschlägen in Nizza, Berlin, London und Barcelona weiter angepasst. Seit 2016 ist das Gelände komplett umzäunt.
Die Zufahrten versperren inzwischen Poller und Pflanzenkübel aus Beton - die mit bunten Blumen sogar den fröhlichen Charakter des Fests unterstreichen.
200 Beamtinnen und Beamte der Bundespolizei
Auch die Bundespolizei ist für den Wiesn-Einsatz gerüstet. Bis zu 200 Beamtinnen und Beamte der Bundespolizei werden zu Spitzenzeiten unterwegs sein, um die Sicherheit in Zügen und an Bahnhöfen zu gewährleisten, Schwertpunkte sind hier der Hauptbahnhof und die Hackerbrücke.
Wie jedes Jahr helfen auch Beamte aus anderen Bundesländern - und aus dem Ausland. Neben italienischen Polizeibeamten, die am zweiten und dritten Wiesn-Wochenende dazukommen, reisen Taschendieb-Fahnder aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland an. Denn das Fest lockt nicht nur Gäste, sondern auch Diebe an. „Tragen Sie Geld und Wertsachen immer eng am Körper und am besten in verschlossenen Taschen“, mahnten die Beamten.
Safe Space für Mädchen und Frauen
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung würden konsequent verfolgt, warnte die Polizei. „Das sollte jedem mutmaßlichen Täter klar sein.“ Mädchen und Frauen in Not können sich zudem an die Helferinnen der Aktion „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ wenden. Der sogenannte Safe Space ist im Servicezentrum auf der Theresienwiese hinter dem Schottenhamelzelt zu finden.
− dpa
Zu den Kommentaren