Kurz vor dem siebten Jahrestag des Feuers im historischen Rathaus von Straubing gibt es schlechte Nachrichten: Die Rechnung wird höher ausfallen und die Baumaßnahme länger dauern.
Die Großbaustelle im Herzen Straubings gehört inzwischen zum gewohnten Stadtbild: Das teilweise abgebrannte Rathaus ist eingezäunt und eingerüstet, der Wiederaufbau in vollem Gange. Aktuellen Schätzungen zufolge dürfte die Baumaßnahme rund 58,5 Millionen Euro kosten - und somit zwölf Millionen Euro mehr als veranschlagt. Zu den Gründen zählen allgemeine Baukostensteigerungen sowie besondere Herausforderungen angesichts der teils schlechten Bausubstanz des Gebäudes, wie Architekt Andreas Hild und Statiker Bernd Mittnacht in der Stadtratssitzung am Montagabend erläuterten. Die Fertigstellung könnte sich von 2025 auf 2026 verschieben.
Die Versicherung habe eine Summe von 31 Millionen Euro zugesagt, die auch angesichts der Kostensteigerungen fix bleibe, sagte Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU). Vom Freistaat gebe es bis zu zehn Millionen Euro sowie aus anderen Fördertöpfen gut sechs Millionen Euro. Den Rest müsse die Stadt aufbringen - egal, wie hoch dieser ausfalle. Es werde bei den Arbeiten aber stets versucht, wenn möglich Kosten einzusparen.
So seien die Planer beauftragt worden, auszuloten, wie viel Geld eingespart werden könnte, sollte das Dachgeschoss nicht wie vorgesehen zum neuen Sitzungssaal für den Stadtrat ausgebaut werden, sagte Pannermayr. Das wäre aber lediglich eine Notlösung, zumal ein Ausbau in späteren Jahren wohl noch teurer werden würde. Der Rathaus-Chef hofft, dass der Zeitplan eingehalten werden kann beziehungsweise dass das Gebäude zumindest teilweise rechtzeitig fertig wird und genutzt werden kann.
Ziel der Stadt ist es, das Gebäude so wiederaufzubauen, dass es dem alten Rathaus zwar optisch gleicht, aber auch aktuellen Anforderungen wie dem Brandschutz und der technischen Ausstattung gerecht wird. Eine optische Veränderung könnte es aber geben, wie Architekt Hild am Montagabend berichtete. Die markante Fassade des Rathauses war zuletzt in toskanarot gestrichen, jedoch habe sich herausgestellt, dass dieser Anstrich aus neuerer Zeit stammte. Befunde hätten ergeben, dass die frühere Farbe eine Art Graugrün gewesen sei. Denkmalschützer favorisierten für den Wiederaufbau diese Farbe.
Für Unwägbarkeiten bei den Arbeiten sorgt Statiker Mittnacht zufolge die Bausubstanz mancher Gebäudeteile, etwa eines bisherigen Wohnhauses, das in das historische Rathaus integriert wird. „In meiner Laufbahn hatte ich es noch nie mit so schlechten Mauern zu tun“, sagte er. „Überall, wo man aufmacht, erlebt man böse Überraschungen.“ Außerdem sei der Regenschutz an der gesamten Baustelle deutlich aufwendiger als zunächst vermutet.
Das historische Rathaus war im November 2016 bei einem Brand in weiten Teilen zerstört oder schwer beschädigt worden. Die Ursache für das Feuer hatte sich nicht aufklären lassen. Teile des in der Straubinger Altstadt gelegenen Gebäudes waren um die 600 Jahre alt.
Der eigentliche Wiederaufbau begann erst 2020. In der Zeit davor mussten die Gebäudereste statisch gesichert, ein provisorisches Dach als Schutz vor Regen aufgesetzt, restauratorische Arbeiten an erhalten gebliebenen Deckengemälden vorgenommen, Kabel verlegt sowie Bauplanung und Finanzierung beschlossen werden.
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