nelkenwurz

07.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:25 Uhr
Mohnblüten verlieren schon nach zwei bis drei Tagen ihre Blätter. Es blühen aber ständig neue Pflanzen auf. −Foto: Dittrich, dpa

Es gibt bei uns viele Kräuter und Pflanzen mit heilsamer oder wohltuender Wirkung. Um sie geht es in unserer Sommerserie. Von A bis Z.

M wie Mohn

Für Liebesorakel nimmt man am besten Gänseblümchen? Mit dem Klatschmohn geht es mindestens genauso gut: Einfach die Blütenblätter auf Hand oder Stirn legen und mit der flachen Hand draufschlagen - klatsch! Je lauter das Geräusch, desto größer die Erfolgsaussichten?
Dieses alte Orakel lässt es bereits erahnen: Der Klatschmohn begleitet uns schon lange. Seit der Jungsteinzeit wächst er in Mitteleuropa, heute ist der Mohn weltweit verbreitet. Typischerweise gedeiht er auf Getreideäckern. Sie sind ideale Standorte für eine Pflanze, die im Frühjahr nur auf offenen Flächen keimt - eigentlich. Wegen des Einsatzes von Pestiziden kommt er heute oft auf Ausweichflächen wie Schuttplätzen vor. Die einzelne Blüte blüht nur zwei bis drei Tage, aber da ständig neue Pflanzen aufblühen, können sich unsere Augen von Mai bis August an rot gefleckten Wiesen erfreuen.
Und nicht nur die. Auch der Magen profitiert von der Blütenpracht, nämlich wenn wir die Blütenblätter in der Küche einsetzen. Wie das geht, weiß die Kräuterpädagogin Ursula Higl aus Rehling bei Aichach. Sie nutzt die schöne Farbe der Pflanze: Als Farbtupfer im Salat oder mit Sahne aufgekocht als rosa Sahne zu Kuchen - mit Mohn schmeckt es gleich besser, denn das Auge isst ja bekanntlich mit.Klatschmohn wird aber nicht nur in der Küche eingesetzt, sondern auch in der Volksheilkunde. Der Sirup sollte gegen Husten und Heiserkeit helfen, der Tee beim Einschlafen. Schon die alten Römer sollen Mohnsaft als Schlafmittel eingesetzt haben: Sie mischten ihn dem Kinderbrei bei, um ihre Kinder zu beruhigen. Daher kommt auch der botanische Name Papaver, denn Papa ist das lateinische Wort für Kinderbrei.
Doch das ist nicht die einzige Rolle, die der Klatschmohn in der Antike spielte: Die Griechen weihten sie der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter und überschütteten Brautpaare symbolisch mit den Blüten. Im englischsprachigen Raum hat der Klatschmohn noch immer symbolische Bedeutung: Da er die erste Pflanze war, die auf den Soldatengräbern des Ersten Weltkriegs wuchs, gilt er bis heute als Symbol der Erinnerung an die gefallenen Soldaten.

DK


Nora Stoll