Präsident soll abgelöst werden
Nächste Runde im Machtkampf beim Bayerischen Jagdverband

Ludwig Freiherr von Lerchenfeld will den umstrittenen Ernst Weidenbusch als BJV-Präsident ablösen

12.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:42 Uhr

Naturverbunden: Ludwig Freiherr von Lerchenfeld will Jagdverbandspräsident werden. Foto: Privat

Der Bayerische Jagdverband (BJV) steuert auf eine Abwahl seiner Führungsspitze zu. Nachdem die Vorwürfe gegen Präsident Ernst Weidenbusch und Beisitzer Robert Pollner nicht verstummen, wonach die beiden ein Regime der Angst und Unterdrückung führen sollen, betreiben seine Kritiker ihre Ablösung.



21 Kreisgruppenvorsitzende haben inzwischen per Antrag auf die Durchführung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gedrängt – laut Satzung genug, um sie auch tatsächlich umzusetzen. Es gibt inzwischen einen Bewerber, der Weidenbusch beerben möchte: Ludwig Freiherr von Lerchenfeld hat seinen Hut in den Ring geworfen. „Sachlichkeit muss wieder großgeschrieben werden“, betonte er im Gespräch mit unserer Zeitung seinen Willen, den Jagdverband zu befrieden.

Der Freiherr aus dem Kreis Kulmbach in Oberfranken ist ein leidenschaftlicher Waidmann. Er habe „die jagdliche Passion mit der Muttermilch“ aufgesogen, schreibt er in einem Brief an die BJV-Kreisgruppenvorsitzenden, in dem er seine Kandidatur verkündet. „Die Jagd ist immer mein Lebensinhalt gewesen, sie spielt in meiner Familie seit mehreren Generationen eine große Rolle.“

Von Lerchenfeld sieht dringenden Handlungsbedarf



Von Lerchenfeld – er feiert Ende Januar seinen 66. Geburtstag – war von anderen gefragt worden, ob er sich auf den Präsidentenposten bewerben möchte. Der frühere CSU-Landtagsabgeordnete war gern dazu bereit, weil er dringenden Handlungsbedarf sieht, wie er sagt. Er gilt als ausgewiesener Jagdexperte und soll gut vernetzt sein. Der Jagdverband „steckt wohl in der größten Krise seit seiner Gründung im Jahr 1949 und droht aufgrund der inneren Zerwürfnisse sogar zu zerbrechen“, schreibt er an die BJV-Kreisgruppen.

Der Freiherr möchte nach eigenem Bekunden dafür sorgen, dass wieder Vertrauen, Sachlichkeit und Ehrlichkeit einkehren. Der Verband müsse Geschlossenheit zeigen und Teamverständnis entwickeln, im Präsidium ebenso wie in den Bezirken, vor allem aber in Kreisgruppen und Jägervereinigungen. Außerdem sollen andere Interessensgruppen wie Bauern- und Waldbesitzerverbände im Bemühen um gegenseitiges Verständnis und um Lösungsansätze bei gemeinsamen Aufgaben näher an den Jagdverband herangeführt werden.

Beim Thema Waldbewirtschaftung tritt der Oberfranke für den Grundsatz „Wald und Wild“ statt des bisher üblichen „Wald vor Wild“ ein. Neben verschiedenen anderen „dicken Brettern“, die der BJV in seinem Aufgabenheft stehen habe, müsse auch das Thema Wolf angegangen werden – „Prävention ist notwendig“, sagt er und fordert, die gesetzlichen Rahmenbedingungen insbesondere auf europäischer Ebene zu ändern.

Die außerordentliche BJV-Landesversammlung mit Abwahl des Präsidenten scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, nachdem bislang 21 Kreisgruppenvorsitzende die Durchführung beantragt hatten. Damit „ist das erforderliche Quorum zur Einberufung erreicht“, hatte die BJV-Justiziarin erklärt. Allerdings, so sagen die Kritiker des umstrittenen BJV-Präsidenten, versuche Ernst Weidenbusch nun, die außerordentliche mit einer bereits anberaumten ordentlichen Mitgliederversammlung am 11. März zusammenzulegen. „Das verwässert die Bedeutung des Ganzen“, sagt der Dachauer BJV-Kreisgruppenvorsitzende Uli Wittmann. Die Auseinandersetzung mit Weidenbusch solle nicht neben den übrigen Themen stattfinden, „dazu brauchen wir den ganzen Tag“. Wittmann gilt als größter Widersacher des noch amtierenden Präsidenten, bei der letzten Wahl war er ihm nur äußerst knapp unterlegen. Er zeigt sich froh, dass sich mit Ludwig Freiherr von Lerchenfeld ein Mann der Sachlichkeit auf den Posten bewirbt. Denn „in einer so existenziellen Krise wie jetzt war der BJV noch nie.“

Damit es tatsächlich zu einer außerordentlichen Landesversammlung als eigene Veranstaltung kommt, hat Bernhard Kukula, BJV-Kreisgruppenvorsitzender im Nürnberger Land, inzwischen das Amtsgericht München bemüht. Er habe beantragt, die Versammlung einberufen zu dürfen, falls Weidenbusch sich bei der Ausrichtung querlegt, sagt er. Als Versammlungsort sei Eichstätt im Gespräch.

Der amtierende BJV-Präsident hatte die Vorwürfe gegen ihn als „planmäßige Diffamierung mittels einer Rufmordkampagne“ einiger weniger abgetan. Aussagen aus seinem Umfeld und von (ehemaligen) Mitarbeitern klingen anders. Sie hatten von Beleidigungen, Beschimpfungen und Wutausbrüchen seitens der BJV-Spitze berichtet, ebenso von psychischer Gewalt und Versuchen vollständiger Überwachung. So waren die Gräben im Verband zuletzt immer tiefer geworden. Der Disput gipfelte in einer Strafanzeige gegen Ernst Weidenbusch und Beisitzer Robert Pollner wegen angeblicher Beleidigungen und tätlicher Angriffe.

DK