Immowelt sieht Trendwende
Mit interaktiver Karte: Hier korrigieren sich die Wohnungspreise spürbar

19.11.2022 | Stand 19.09.2023, 5:07 Uhr

Der Traum einer Eigentumswohnung wird wieder wahrscheinlicher. In 30 von 134 untersuchten süddeutschen Stadt- und Landkreisen sinken laut Immowelt die Angebotspreise von Eigentumswohnungen. −Foto: Klose, dpa

Nach jahrelangen Preisanstiegen endet der Immobilienboom in den größten Städten Bayerns. Zeitgleich kommt es in ersten ländlichen Gegenden zu spürbaren Korrekturen, aber kaum in der Region.



Das verrät ein genauer Blick auf die Daten, die das Immobilienportal „immowelt“ in einer Presseaussendung mitgeteilt hat. In 30 von 134 untersuchten süddeutschen Städten und Landkreisen sinken die Angebotspreise von Eigentumswohnungen innerhalb eines Jahres. Spitzenreiter ist der Landkreis Landsberg am Lech mit einem Minus von 16 Prozent beim Quadratmeterpreis (von 5958 auf 4978 Euro). Die mit Abstand höchsten Quadratmeterpreise gibt es trotz eines Minus von zwei Prozent nach wie vor in München (9151 Euro). Rangführer des Preisanstiegs ist hingegen der Landkreis Straubing Bogen mit 26 Prozent (von 2233 auf 2807 Euro).

Laut Immowelt macht die Nähe zum hochpreisigen Regensburg den Landkreis für Käufer interessant. Dort ist der Angebotspreis ebenfalls gestiegen, um elf Prozent (von 3326 auf 3698 Euro). Allerdings sind in der Stadt Regensburg (5330 Euro) die Quadratmeterpreise um zwei Prozent gesunken. Erhöht haben sich auch die Preise im Landkreis Aichach-Friedberg, nämlich um 15 Prozent (von 3982 auf 4562 Euro). Drei Prozent mehr muss in Ingolstadt gezahlt werden: Dort stieg der Kaufpreis von 4778 auf 4922 Euro. In Pfaffenhofen sind es 16 Prozent mehr.

Die regionalen Preisveränderungen im Überblick:



Verschiebung der Nachfrage in Richtung kleinerer Städte

Ebenfalls gestiegen sind die Angebotspreise in den Landkreisen Deggendorf (13 Prozent), Dingolfing-Landau (11), Passau (12), Pfaffenhofen (16), Regen (25) oder auch Rottal-Inn (10). „Ein möglicher Grund könnte sein, dass die Verschiebung der Nachfrage in Richtung kleinerer Großstädte, die sich im Zuge der Corona-Pandemie gezeigt hat, weiter anhält“, mutmaßt immowelt. Hinzu komme, dass das Preisniveau in den betroffenen Städten vergleichsweise niedrig war, was die Nachfrage bekräftigt habe. Durch die Nachfrage sei das Niveau nun auf das der umliegenden Kreise angepasst.

Bauzinsen als Ursache der Trendwende

Trotz vieler Anstiege erkennt immowelt eine Trendwende. Verantwortlich dafür seien vor allem die gestiegenen Bauzinsen. Diese lägen für zehnjährige Darlehen inzwischen bei über vier Prozent. Im Vergleich betrug der Zinssatz laut Mitteilung zum Jahresbeginn rund ein Prozent. „Für Käufer bedeutet die Anhebung je nach Kaufsumme mehrere hundert Euro Mehrkosten im Monat. Die Nachfrage nach Wohneigentum geht folglich zurück“, erklärt immowelt, warum mancherorts - wie etwa in Landsberg am Lech - die Preise bereits sinken.

„Anzahl der im Markt befindlichen Immobilien ist gestiegen“

„Es deutet sich an, dass sich der Markt gedreht hat“, sagt wiederum Stephan Kippes, der Marktforscher des Immobilienverbands IVD Süd in München. Die Zeiten, in denen in den Städten zum Verkauf stehende Wohnungen und Häuser den Maklern quasi aus den Händen gerissen wurden, sind vorbei. „Die Anzahl der im Markt befindlichen Immobilien ist deutlich gestiegen“, sagt Kippes – in manchen Regionen habe diese sich verdoppelt. „Das führt dazu, dass manche Verkäufer mit sich über den Preis reden lassen.“

Ursache des größeren Angebots ist nicht, dass sehr viel mehr gebaut worden wäre, sondern dass es länger dauert, bis Käufer gefunden sind. Der Preisrückgang ist vor allem deshalb auffällig, weil das Bauen als solches in diesem Jahr rasant teurer geworden ist. Bayerische Baufirmen etwa haben ihre Preise in diesem Jahr im Schnitt um 25 bis 30 Prozent erhöht, wie die Bauinnungen im Freistaat Anfang der Woche berichteten.

− fk/dk/dpa