Marco Kölln ist Prüfer für Leichte Sprache und hat selbst ein Handicap, was Lesen und Schreiben anbelangt. Im Interview erzählt er, warum ihm klassische Zeitungen oft zu komplex sind und was er Journalisten mit auf den Weg geben möchte.
Welche Medienangebote nutzen Sie regelmäßig?
Marco Kölln: Ich schaue viel Fernsehen – auch die normalen Nachrichten auf RTL oder NDR. Außerdem lese ich das Hamburger Abendblatt. Generell würde ich gerne mehr Zeitung lesen oder auch Podcasts hören. Besonders Politik würde mich interessieren.
Wo liegen für Sie die Hürden?
Kölln: Die meisten Texte sind viel zu lang und schwierig. Es ist zu viel Input drin. Aber Angebote in Leichter Sprache gibt es kaum. Und wenn es sie gibt, sind sie schwer zu finden. Der NDR hat eine Internetseite in Leichter Sprache. Auf die komme ich von der NDR-Seite aus aber nur über Umwege. Meistens habe ich aber keine Lust, Artikel erst lange zu suchen. Eine leichte Erreichbarkeit ist genauso wichtig wie die Inhalte selbst.
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Sie sind selbst Prüfer für Leichte Sprache und beraten Redaktionen, Verbände und Behörden. Was möchten Sie Journalisten mitgeben?
Kölln: Auf jeden Fall sollten sie mit Menschen mit Handicap in Kontakt kommen. Am besten stellen sie so jemanden ein. Ich kann nicht verstehen, warum man Menschen mit Handicap bisher so ein bisschen ausklammert. Es ist doch ein Gewinn, wenn mehr Menschen die Texte verstehen. Ich kann nur empfehlen, sich beim „Netzwerk Leichte Sprache“ zu informieren. Außerdem sollten Menschen mit Handicap in den Medien präsenter sein. Also, dass sie beispielsweise häufiger in Talkshows oder Podcasts auftreten und auch ihre Sicht auf Themen diskutiert wird.
Netzwerk Leichte Sprache
Politiker, Wissenschaftler, Übersetzer und Prüfer aus sieben europäischen Ländern haben sich zum Netzwerk Leichte Sprache zusammengeschlossen und übersetzen Texte in Leichte Sprache, prüfen sie auf Verständlichkeit und geben Schulungen und Vorträge. Außerdem setzt sich der Verein und für mehr Bewusstsein für das Thema bei Veranstaltungen, Tagungen oder gegenüber der Politik ein.
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