Kripo in Regensburg ermittelt
Kohlstadt steht unter Schock: War Angriff auf Senior versuchter Mord?

30.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:14 Uhr

In Kohlstadt gehört seit Tagen ein Polizei-Großaufgebot zum Alltag – am Montag soll hier Senior des Opfer eines Verbrechen geworden sein. Foto: Baumgarten

Zwei Männer sollen am Montag einen 97-Jährigen in Kohlstadt bei Sinzing im Landkreis Regensburg überfallen und in den Keller gesperrt haben. Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Regensburg ermitteln gegen die Beschuldigten auch wegen versuchten Mordes.



Seit Tagen ist klar: In Kohlstadt muss etwas passiert sein. Ein hochbetagter Mann ist offenbar Opfer eines Verbrechens geworden: Der Senior aus Kohlstadt soll am Montag überfallen und im Keller eingesperrt worden sein. Ermittelt wird wegen versuchten Mordes und Wohnungseinbruchsdiebstahls, wie die Polizei am Donnerstag bestätigt hat. Der Fall gab der Regensburger Kripo jedoch Rätsel auf: Zweimal musste die Spurensicherung anrücken – denn in den Tatort wurde in der Nacht auf Mittwoch erneut eingebrochen.

Polizei befragte seit Dienstag die Anwohner in Kohlstadt



Am Dienstag fuhr an der FCV-Arena, dem Sportplatz des FC Viehhausen, fast ein Dutzend Polizeibusse vor – Bereitschaftspolizisten gingen später von Haus zu Haus und befragten die Anwohner. Die Umgebung des Tatorts wurde akribisch durchsucht. Und auch am Mittwoch bestimmte ein großes Polizeiaufgebot das Bild in dem Dorf im Süden des Landkreises Regensburg. Bis nach Mittag kreiste sogar ein Polizeihubschrauber über den Dächern von Kohlstadt.

Das ist bisher bekannt: Die Täter sollen sich am Montag gegen 19.30 Uhr Zutritt zum Haus des Seniors verschafft haben. Laut Polizei soll er bei einem der Verdächtigen einen Dienstleistungsvertrag für das Telefon gehabt haben. Als der alleinlebende Mann mit in den Keller ging, soll ihn von hinten ein wuchtiger Schlag am Kopf getroffen haben. Danach wurde der 97-Jährige im Keller seines abgelegenen Hauses eingesperrt. Erst nach etwa zwei Stunden gelang es ihm, sich zu befreien. Er flüchtete zu Nachbarn, die den Notruf wählten. Erbeutet wurde bei dem Raubüberfall offenbar nichts. Zumindest zunächst nicht.

Täter kamen zweites Mal: Tresor voller Waffen ist weg



Doch: In das von Ermittlern versiegelte Haus wurde in der folgenden Nacht erneut eingebrochen. Nach MZ-Informationen bemerkten Nachbarn am Mittwochmorgen die offene Gartentür und alarmierten wieder die Polizei. Die fand schnell eine eingeschlagene Scheibe. Als klar wurde, dass der Tatort aufs Neue durchwühlt wurde, rückten die Spezialisten der Spurensicherung erneut an. Diesmal fehlte etwas: Ein Tresor mit Waffen, die der Senior legal besessen hatte, war weg.

Auch die Mordermittler nahmen am Mittwoch ihre Arbeit nochmals auf – zunächst soll es einige Unklarheiten in Details zu dem Vorfall gegeben haben. Die Verletzungen des Seniors deuteten aber auf mehr als einen Schlag hin, hieß es aus gut unterrichteten Kreisen. Der Mann soll bei dem Angriff in seinem Haus laut Polizeiangaben lebensgefährlich verletzt worden sein. Für die Staatsanwaltschaft in Regensburg steht in dem Fall versuchter Mord im Raum – der Schlag oder womöglich sogar mehrere sollen den Senior völlig überraschend von hinten getroffen haben. Das wäre Heimtücke.

Davon wussten die Anwohner aber nichts. Viele reagierten schockiert, auch Sinzings Bürgermeister Patrick Grossmann: „Wenn sowas so nah in der Nachbarschaft passiert, macht man sich schon Gedanken.“ Gefeit wäre man vor solch dreisten Tätern selbst im ländlichen Raum längst nicht mehr. Wenngleich es nur Einzelfälle seien. Er sei vor allem froh, dass „nichts Schlimmeres passiert ist“. Grossmann kannte das Opfer von runden Geburtstagen; der Senior habe aber sehr zurückgezogen in dem Dorf gelebt.

Amtsgericht erlässt ersten Haftbefehl gegen 27-Jährigen



Die Polizei hielt alle Details zu dem Fall zunächst streng unter Verschluss – mit Verweis auf „ermittlungstaktische Gründe“. Mittlerweile hat die die Regensburger Kripo zwei Tatverdächtige festgenommen. Das teilte des Polizeipräsidium Oberpfalz am Nachmittag mit. Zwei 27 und 28 Jahre alte Männer stehen im Fokus der Ermittler. Sie sollen aus dem Raum Regensburg stammen. Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen die Beschuldigten derzeit wegen des Tatverdachts des versuchten Mordes und Wohnungseinbruchsdiebstahls. Gegen den Jüngeren wurde nach MZ-Informaionen noch am Donnerstag Haftbefehl erlassen.

Wie die Polizei den beiden Verdächtigen auf die Spur kam, wollte Polizeisprecher Claus Feldmeier nicht sagen. Womöglich überführte sie ein Telefonat. Vor dem Überfall soll der vermeintliche Techniker dem Geschädigten durch einem Anruf auf dem Festnetz angekündigt worden sein. Laut Polizei sollten bei der Tat Bargeld und Wertgegenstände erbeutet werden, von denen mindestens einer der Männer offenbar wusste. Da sich die Beute mutmaßlich in dem schweren Tresor befand, so die Polizei, seien die Verdächtigen in der Nacht darauf nochmals zum Tatort zurückgekommen.

Obwohl die Polizei zwei Tatverdächtige verhaftet hat, laufen die Ermittlungen der Kripo in Regensburg weiter. Dafür wurde eine eigenen Ermittlungsgruppe gegründet. „Wir arbeiten weiter mit Hochdruck an der Aufklärung aller weiteren Umstände“, betonte Feldmeier. Die Kripo sucht daher Zeugen, die insbesondere an den beiden Tattagen (27. bis 28. März), etwas Verdächtiges gesehen habe. Sie werden gebeten, sich unter der Telefonnummer (0941) 506-28 88 zu melden.