Mordverdacht
Gericht lässt Anklage im «Cold Case» Karlstadt nicht zu

03.05.2022 | Stand 04.05.2022, 22:50 Uhr

«Cold Case» in Bayern - Ein Flugblatt, auf dem um Hinweise zu einem Mord in Karlstadt gebeten wird, liegt auf einem Autodach. - Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild

Mehr als 28 Jahre nach dem Tod einer 13-Jährigen in Unterfranken hat das Landgericht Würzburg die Anklage gegen einen Verdächtigen nicht zugelassen. Es sei nicht sehr wahrscheinlich, dass die Beweise und Indizien für eine Verurteilung wegen Mordes ausreichten, teilte das Gericht am Dienstag mit. «Zwar komme eine Beteiligung des Angeschuldigten an einer möglichen Tat in Betracht.» Dennoch ließen die Beweise keine sichere Rekonstruktion eines Tathergangs zu, der einen Mordvorwurf belegen könne. «Alle anderen möglichen Straftatbestände sind inzwischen verjährt, so dass allein eine Verurteilung wegen Mordes erfolgen könnte.»

Im vergangenen Dezember hatte die Staatsanwaltschaft Würzburg den Mann wegen Mordes angeklagt. Der zur Tatzeit 17-Jährige soll demnach das Mädchen namens Sabine kurz vor Weihnachten 1993 in Karlstadt (Landkreis Main-Spessart) getötet haben.

Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach kündigte nach der Gerichtsentscheidung an, die Begründung für diesen Schritt nun zu prüfen und zu bewerten. Denkbar sei Beschwerde einzulegen. «Eine Entscheidung diesbezüglich wird noch diese Woche ergehen.» Laut Strafprozessordnung kann das Beschwerdegericht der Beschwerde stattgeben. Damit käme es dann doch zu einer Hauptverhandlung.

Der Verdächtige aus dem Landkreis Main-Spessart war bereits im Januar 2021 nach neuerlichen Durchsuchungen wegen Mordverdachts festgenommen worden. Wenige Wochen danach wurde der Mann wieder freigelassen. Das Ermittlungsverfahren lief aber weiter. Der Mann stand schon früher im Fokus der Ermittler. Zu seinem möglichen Motiv hat die Staatsanwaltschaft seither keine Angaben gemacht.

Die Ermittler hatten zudem einen weiteren Verdächtigen im Visier. Sein Verfahren war aber mangels Tatnachweises eingestellt worden.

Das Opfer war zuletzt auf einem Bauernhof im Stadtteil Wiesenfeld gesehen worden. Dort wurden später in einer Jauchegrube die Jacke und Kleidung des Mädchens gefunden - aber nicht die 13-Jährige. Als der schwere Betondeckel einer abseits liegenden Güllegrube hochgehoben wurde, entdeckten die Ermittler die Leiche. Die Schülerin kam nach Angaben der Staatsanwaltschaft durch massive Gewalteinwirkung ums Leben.

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